einige Tage später nach Robertsport zurück, wo er über den
traurigen Vorfall folgende Einzelheiten mittheilte: „Ich'(Albert
Mills) lag in Weahjah mit meinen Gefährten J ohnson und
Mo. Ce it t y , jeder in seinem besondern Hause, als ziemlich spät
in der Nacht jemand vor dem Thöre der Stadt die Wache anrief
und Einlass begehrte. Auf die Frage, wer er sei, gab der
draussen Stehende zur Antwort, dass er mit einigen Kameraden
viel Palmöl und Palmkerne bringe. Dies erschien um so glaubwürdiger
, als wir Händler in der Stadt waren, um diese
Waaren aufzukaufen. Nach einiger Berathung wurde denn auch
das Thor geöffnet und die Leute eingelassen. Ihre Tragkörbe
waren aber nur zum Schein gefüllt, und kaum waren die Ersten
eingelassen, als ihnen ein ganzer Schwarm Bewaffneter nachfolgte.
Sofort wurde nach uns drei Liberianern gefragt. Ich und
Mc. Ce it ty konnten uns im Gedränge aus der Stadt in die
nahen Wälder flüchten, wo wir uns verbargen. Mc. Ce it ty hielt
sich ganz nahe bei mir verborgen, und wir hörten sehr wohl,
dass nach uns gesucht wurde. Als Alles still geworden war, gieng
mein- Gefährte auf den nahen Waldpfad hinaus, um sich etwas umzusehen.
Sogleich packte ihn aber eine feste Hand, und eine Stimme
rief: „„Komm mit, du bist mein Gefangener.” ” Mc. Ceit ty setzte
sich, obwohl er unbewaffnet war, zur Wehre, und dies erzürnte
seinen Gegner derart, dass er ihm mit seinem Buschmesser das
Gesicht entzweihieb, worauf Mc. Ce it ty niederstürzte und nach
einigem Stöhnen den Geist aufgab.
Ich selbst hielt mich zwei Tage lang im Walde in der Nähe
der Stadt verborgen, ohne alle Lebensmittel, bis ich mich endlich,
ganz erschöpft, einem Eingebornen anvertraute, den ich von
früher her kannte. Dieser holte etwas zu essen und erzählte mir
dann, dass die Feinde unsere drei Häuser geplündert hätten und
dann abgezogen wären, J ohnson gefangen mit sich führend. Ich
wünschte nun, den erschlagenen Mc. Ce it ty zu sehen. Wir
fanden ihn auf demselben Platze liegen, an dem er gefallen war.
Seine Eingeweide waren aus der Bauchhöhle herausgeholt und
statt deren die abgeschnittenen Hände und Füsse hineingesteckt.
Da ich noch immer fürchtete, von herumschleichenden,feindlichen.
Spionen gesehen zu werden, liess ich mich von dem Eingebornen
durch die Wälder nach einem Dorfe weiter unten am Flusse
führen, von wo mich einige Leute zur Nachtzeit in einem Canoe
nach Cape Mount herunter brachten.”
J ohnson blieb lange in Gefangenschaft, während ihm unter
Hunger und Peitschenhieben täglich mit einem martervollen Tode
gedroht wurde1). Die Meinungen der Kosso über sein Loos waren
getheilt. Die Einen wollten ihn tödten, die Ändern als Geisel für
vorkommende Fälle in Sklaverei behalten. Inzwischen wurde er
durch den englischen Kaufmann - Mr. H a e e is in Solymah, in
dessen Diensten er früher gestanden hatte, losgekauft und nach
Cape Mount zurückgesandt.
Kurz nach diesem Ereignisse durchschwärmten die Feinde aufs
Neue die Gegend zwischen Mahfa River und Fisherman Lake.
Da nun für die liberianische Niederlassung Robertsport das
Schlimmste zu fürchten war, so wurde dort der Belagerungszustand
proklamirt, und es bildeten sich zwei Compagnieen Bürgerwehr,
von welchen je eine einen ganzen Monat unter den Waffen
stand und des Nachts die weit vorgeschobenen Vorposten besetzte.
Dieser Wachsamkeit allein war es zu danken, dass Robertsport
von feindlichen Ueberfällen~verschont blieb. Während dieser
unruhigen Zeit machte ich verschiedene, grössere Jagdausflüge,
wobei J ackson stets mein Begleiter war. Bald hier, bald dort
errichtete ich für kurze Dauer Stationen, wie z. B. in Caba und
Sauwira am Mahfa River, sowie in der Nähe von Maima am
Südabhange des Cape ’Mount Gebirges. Schon früher hatte ich,
ebenfalls mit J ackson, eine zeitweilige Jagdstation in Kis si ’coro,
einer verlassenen und durch die Kosso geplünderten Stadt, eine
Stunde westlich von Sauwira gelegen, errichtet. Diese Stadt war
früher der Wohnsitz eines älteren Bruders von König Moeana , der
sich vor den Kosso flüchten musste und sich nun auf der Insel
Gambia, gegenüber Robertsport, angesiedelt hatte. Bei der Verwüstung
der Stadt war eine Gruppe von etwa sechs Hütten
stehen geblieben, und in die beste derselben hielt ich mit J ackson
!) Die Neger dieser Gegenden verstehen sich vorzüglich darauf, ihre
Gefangenen durch Bangemachen und anhaltende Ungewissheit über ihr
endliches Loos noch ganz besonders zu martern.