Creeks, die sie mit ihren 10—12 Meter langen Wedeln stellenweise
förmlich überdacht, indem sie oft auf lange Strecken jede
andere Vegetation gänzlich unmöglich macht. Sie hat keinen
eigentlichen Stamm und wird daher bei Weitem nicht so hoch
und schlank, wie ihre schon genannte Schwester, dagegen aber
imponirt die Krone durch ihren bedeutenden Umfang und die
ausserordentliche Grösse der Fiederblätter.
Einige andere einheimische, echte Palmenarten können, da sie
von keinem praktischen Nutzen sind und in nur geringer Verbreitung
sich finden, hier kaum in Betracht kommen, und es bleibt
daher, um das Bild dieser Kinder der Tropen zu vervollständigen,
nur noch die K o k o sp a lm e (Cocos nucífera) zu erwähnen. Diese
ist schon seit langer Zeit nach Westaffika verpflanzt und wurde
allmälig über die ganze Küste verbreitet, scheint jedoch nirgends
in verwildertem Zustande vorzukommen, ohne Zweifel weil die
Kokosnüsse zu gross sind, um durch Thiere verschleppt zu
werden. Man findet diese schöne Palme nur auf Niederlassungen
von Americo-Liberianern, und zwar bis jetzt bloss in der Nähe
der Küste. Am Cap Palmas ist sie ziemlich häufig, an den
übrigen Küstenplätzen findet man sie jedoch nur vereinzelt und
allem Anschein nach mehr zur Zierde als direkt ihres Nutzens l
wegen angepflanzt. Sie gedeiht jedoch in Liberia ganz gut und
würde, wenn die Liberianer etwas mehr Unternehmungsgeist
besässen, bei ihrem raschen Wachsthum und der frühen Tragfähigkeit
— schon im siebenten Jahre — wohl massenhafter
angepflanzt werden, da ihr Fruchtfleisch ein feines Oel abgiebt
und, ohne an Ort und Stelle gepresst zu werden, getrocknet
den unter dem Namen Copra bekannten, werthvollen Handelsartikel
liefert.
Ein ganz anderes Bild, durchaus verschieden von Mangrovesumpf,
Grassteppe, Buschwerk und Palmenhain bietet der weite,
majestätische Urwald, in den wir nun eintreten. Wie anders
sieht es da aus, als in unsem finsteren Tannenwäldern, wo aus
hellgrünen! 'Moosteppich Stamm an Stamm kerzengerade gen
Himmel ragt, oder im lichten Buchenwald, wo. über glatten,
weissrindigen Stämmen das hellgrüne, luftige Biätterdach sich
wölbt, oder endlich selbst in jenen dunkelgrünen Eichenwäldern,
wo reckenhafte Riesenstämme die weitästigen, gewaltigen
Kronen tragen, deren Rauschen dem Besucher Ehrfurcht ein-
flösst!
Der tropische Urwald ist mit keinem der genannten Wälder
zu vergleichen, da er bei all seiner Grossartigkeit mehr den
Charakter einer gemischten Waldung hat. Eine dumpfe, dampfreiche
Warmhausluft schlägt uns schon beim ersten Schritt
entgegen, ein Geruch von vermoderndem Holze, von abgestorbenen
Blättern und ändern der Verwesung preisgegebenen Stoffen.
In geheimnissvollem Dämmerlichte steht eine Scenerie vor uns,
so grossartig, wie wir sie vorher nie zu sehen bekamen: ein
wildes Chaos von Riesenstämmen, kleineren Bäumen und dichtem
Unterholze, durchflochten von an Stämmen emporkletternden,
aus den Aesten niederhangenden, über die Erde hinkriechenden,
oft Spiralig gewundenen Lianen von - Bindfaden- bis Mannsdicke,
— daneben niedergestürzte, halbvermoderte Stämme von
mammuthartigen Dimensionen, worüber wieder andere, die, am
Niederstürzen verhindert, angelehnt stehen blieben, — hie und
da auch ein Riesemohr von netzartig durcheinandergewachsenen
Lianen, die sich oben in den Aesten festklammem und den
Platz bezeichnen, wo ein Baumstamm unter ihren Umarmungen
erstickt und, selbst im Tode nicht losgelassen, in aufrechter
Stellung vermodert ist. Und über das Alles hin spannt sich in
schwindelnder Höhe ein Blätterdach so dicht, dass selten oder
nie das Licht der Sonne bis auf den Boden durchdringt.
• Das ist der tropische Urwald, wie er sich auf den ersten Blick
dem Besucher darbietet. Wer möchte sich dabei sofort für Einzelheiten
interessiren ? In stummer Bewunderung bleibt man wie
angewurzelt stehen, und man könnte sich stundenlang in diesen
Anblick vertiefen, um den gewaltigen Eindruck voll und ganz
in sich aufzunehmen. Doch ebenso wie an eine imposante Hoch-
alpen-Scenerie, gewöhnt man sich mit der Zeit auch an den
Urwald, und dann erst beginnt man denselben näher anzusehen,
ich möchte sagen, zu studiren. Was uns jedoch stets aufs Neue
Bewunderung einflösste, das waren die Riesenbäume. Wir haben
unter diesen Titanen der Pflanzenwelt Stämme gemessen, die
auf Brusthöhe 30—40' Umfang hatten und, bis auf eine Höhq