das ihnen ebenfalls Aeusserungen grossen Staunens entlockte und
würden mich, wenn ich es geduldet hätte, gewiss halb ausgezogen
haben, nur um sich zu überzeugen, dass ich denn nirgends schwarz,
und wirklich ein „echter” Weisser sei.
Nachdem ich es mir in einer Hängematte neben dem Feuer
bequem gemacht, brachte mir U elleh eine Kalebasse frischen
Palmweins, während auf dem in der Eile gesäuberten Platze vor
der Hütte dumpfe Trommelschläge und das Klappern der Castag-
netten zum Tanze riefen. Bald wogten die jungen Leute, deren
nackte Leiber der rothe Flammenschein phantastisch beleuchtete,
wild durcheinander. Immer energischer wurde die Trommel gerührt,
immer lauter klapperten die Castagnetten, und stets fröhlicher
schallten die monotonen, aber streng rhythmischen Gesänge der
Tänzer und Zuschauer durch die stille Nacht. In den Pausen
produzirte ein Feuerfresser seine Künste, ein Mann, der seine
sämmtlichen Fachgenossen auf den europäischen Jahrmärkten in
den Schatten gestellt haben würde, und rief durch seine oft nicht
allzu decenten Bewegungen selbst, bei den schweisstriefenden,
schwarzen Schönen ein wieherndes Gelächter hervor. So gern
ich den Tänzen und Spielen dieser Naturmenschen sonst auch
zusehe, war ich dieses Mal doch herzlich froh, als U e l l e h,
meine Müdigkeit bemerkend, mir in einem abgesonderten Raume,
in dem ein Feuer brannte, endlich meine Schlafstätte anwies.
Am nächsten Morgen kaufte ich in Guehpenneh in Ermangelung
von Reis drei Traglasten Kassaven und Bananen ein. D u W ei
verliess uns hier, um seinen königlichen OheimFärr Qu e h q u e h in
Sublum x) und sodann seinen Yater zu besuchen, der sich zum
Zwecke der Salzbereitung noch immer an der Küste aufhielt.
Wie ich in Guehpenneh gehört habe, liegt die Residenz Fän
Q u e h q u e h’s am Wege nach Grand Cape Mount, ungefähr eine
halbe Tagereise von Guehpenneh. Yon dort soll man in einer
Tagereise Duar Bereh’s Place 2) erreichen und in der zweiten
nach Cape Mount gelangen. Gerne hätte ich bei dieser Gelegen-
*) Die liberianische Schreibweise ist „Subloonh.”
') Die Stadt Madina zwischen Fisherman Lake und Little Cape Mount River
und Residenz des Häuptlings D u a b B e e e h ,
heit Sublum und den gefürchteten Golahfürsten Fäu Qu e h q u e h
besucht, doch ich hatte hier mehr eingekauft, als ich wegtragen
lassen konnte. Ueberdies fehlte es auf unserer Station an Lebensmitteln
und ich wusste, dass mich Sa l a sehnsüchtig zurückerwartete.
Daher trat ich nach Erledigung meiner Geschäfte unverzüglich
den Rückweg an.
Da ich aber ausser meinem Jungen und dem Feuerfresser
keine Träger bekommen konnte, so erbot sich Letzterer, ein
untersetzter, breitschultriger Mann von aussergewöhnlicher Muskelkraft,
gegen doppelte Bezahlung zwei Lasten zu tragen, auf
welchen Yorschlag ich natürlich gern eingieng. An den schon
erwähnten Waldbach gekommen, trug mich der schwarze Herkules
auf erhobenen Armen, nachdem er zuvor seine Traglast hinübergebracht
hatte, für ein Taschentuch hindurch. In Yenneh angekommen
, konnte ich einen Träger bis Bojeh miethen, der nur die
am vorhergehenden Tage gekauften Kassaven trug und zugleich
die Last meines Jungen B e eeh etwas erleichterte. Dies ärgerte
jedoch den Feuerfresser, der ebenfalls gern ein wenig von seiner
wirklich schweren Last losgeworden wäre, und es waren recht
derbe Auseinandersetzungen nöthig, bis er den Tragkorb, der
zum Bersten voll war, wieder auf den Rücken nahm. Schon
bald nach unserm endlich erfolgten Abmarsche fand ich, als der
Letzte im Zuge, in geringen Abständen von einander mehrere
grosse Kassaven am Wege liegen. Dadurch aufmerksam gemacht,
bemerkte ich nicht lange nachher, wie der Schelm beim Gehen
eine Kassave nach der ändern herausklaubte und wegwarf, um
auf diese Weise seine Last unbemerkt zu erleichtern. Nachdem
er sich an der fortgesetzten Ausübung dieses Kunstgriffs verhindert
sah, begann er furchtbar zu klagen, dass es ihm unmöglich sei,
sich unter seiner Last weiter fortzuschleppen, und setzte sich
jeden Augenblick nieder, um auszuruhen oder etwas an seinem
Tragkorbe zu verändern. Aber auch dies half ihm nicht, worauf
er plötzlich seine Last mit so gewaltigem Rucke von sich abwarf,
dass der Korb zersprang und der Inhalt nach allen Richtungen
auseinanderrollte. Bemerkend, dass er davonrennen wollte, zog
ich rasch meinen Revolver, that einen Schuss in die leere
Luft und rief ihm zu dass ich ihn niederschiessen würde, wenn