gesucht hatten, wie unter vielem Ändern den kleinen liberianischen
Hippopotamus, einen grossen Lamentin, das Wasser-
Moschusthier, eine läng gesuchte Raubvogelart (Basa cuculoides)
und eine Anzahl seltener und für die Wissenschaft theilweise
neuer Reptilien und Fische.
•Der See selbst bot für die Jagd nicht viel, da wir mit Ausnahme
der grossen Spomflügelgans (Plectropt&rus gambensis) und einiger
Seeschwalben, nie Schwimmvögel auf ihm antrafen. Wohl beherbergten
seine flachen und sandigen, theilweise mit Binsenbeständen
und Mangrove besetzten Ufer eine Menge Reiher-Arten und Wasserschnepfen,
doch waren diese für unsere Sammlungen von untergeordneter
Bedeutung. Dennoch besuchten wir seine Ufer häufig
und betrachteten dieselben gewissermaassen als unsere Vorrathskammer,
da wir an ihnen, wenn wir ohne essbares Wild von
der Jagd zurückkehrten, schnell ein Eichhörnchen, ein paar
Turteltauben, einen Brachvogel oder einen Uferläufer schiessen
konnten.
Aus dem nahen Buluma wurden uns Bananen, Orangen und
Limonen zum Kaufe angeboten, gelegentlich auch wohl ein Huhn
oder einige Eier, freilich Alles zu hohen Preisen, und da wir den
See als Wasserstrasse nach Robertsport benutzen konnten, so
waren wir stets im Stande, uns genügend mit Lebensmitteln
zu versehen. Auch hatten wir, und besonders in finstern Nächten,
oft Gelegenheit, von dem Fischervolke Buluma’s frische Fische
zu kaufen, soweit wir uns nicht selbst damit zu versehen vermochten.
Gewöhnlich giengen wir schon vor Tagesanbruch auf die Jagd,
begleitet von einem eigens zu diesem Zwecke geschulten Jagdburschen
, der wie ein Spürhund die Thierfahrten fast im Dunkeln
finden konnte, und dessen scharfem Gehör und Gesicht das leiseste
Geräusch, die geringste Bewegung nicht entgieng. Nach abgegebenem
Schuss rannte er sofort auf die Beute los um ihr, wenn
sie nicht gleich todt war, keine Zeit zum Entrinnen zu lassen,
und hielt sie dann bis zur Heimkehr bei sich. Gegen 10 Uhr,
wenn die Sonne heisser zu brennen anfing, die Thiere zur Verdauung
ihrer Morgenmahlzeit sich zurückzogen und es im Walde
stille wurde, traten wir unsern Rückweg an. Nach dem Frühstück
präparirten wir unsere Jagdbeute und giengen dann um 4 Uhr,
wenn die Sonne sich neigte und es allmälig kühler wurde,
manchmal aufs Neue aus, um die Thiere bei ihrer Abendmahlzeit
anzutreffen | bis endlich das Zirpen der Cicaden und die zuneh-
mende DnnkGlhoit) zur HGnnkohx m^linten.
In mondhellen Nächten begaben wir uns auch wohl auf den
Anstand, um Büffel und Antilopen zu schiessen. Zu diesem
Zwecke setzten wir uns an einer vorher in einer Pflanzung
ausgewählten Stelle auf einen hohen Termitenhügel oder im Walde
in ein sogenanntes Nest (einige quer in eine Baumgabel hineingebundene
Knüppel) und harrten dann in zusammengekauerter
Stellung, das Gewehr schussbereit auf den Knieen, der Dinge,
die da kommen sollten. Ich muss hier jedoch gleich hinzufügen,
dass diese nächtliche Jagd keineswegs grosse Resultate lieferte
und weit entfernt war, die Opfer an der so nöthigen Nachtruhe
und die gesundheitsschädlichen Folgen auch nur einigermaassen
aufzuwiegen. In anderer Hinsicht ist ein solcher nächtlicher
Anstand jedoch äusserst interessant und wirkt durch alle die
fremdartigen Laute der Nachtthiere, besonders durch die schaurigen
Klagetöne der Zibethkatzen ungemein spannend auf die
erregte Phantasie des lautlos dasitzenden Jägers.
Ma.np.Vima.l machten wir in unserem Canoe grössere Excursionen
nach ändern Gegenden am Lake, z. B. nach dem südlichen und
östlichen Ufer in die verschiedenen, in denselben mündenden
Creeks. Auf diese Weise lernten wir nach und nach die Dörfer
Dahtie, Fali und Mendo am südlichen Ufer , kennen und knüpften
mit deren Bewohnern Beziehungen an. In Mendo machte ich
die Bekanntschaft des dortigen Häuptlings Thomas Gr a t , eines
sehr intelligenten Mannes von mittlerem Alter, dessen Vater vor
etwa 40 Jahren die Schriftsprache der Vey erfunden und eingeführt
hat. Ich lernte ferner in der Cape Mount-Gegend viele Mitglieder
der grossen und angesehenen Familie Gr a t kennen,: der
die meisten Häuptlinge der Dörfer um den Lake angehören. Alle
sprachen ziemlich geläufig Englisch, da sehr viele in der Jugend
eine Zeit lang in den Missionsschulen oder im Dienste des einen
oder ändern Liberianers gewesen waren. Alle diese Leute konnten
die Vey-Sprache nicht nur geläufig lesen und schreiben, sondern