ein in allen Tropengegenden sehr beliebtes, die Körpertemperatur
herabsetzendes Getränk — angeboten. Ich hatte gerade einen
auf unsere Unternehmung ausgebrachten Toast beantwortet und
wollte mein Taschentuch auf dieselbe Weise gebrauchen, wie
dies in Europa gewöhnlich nur in den Hundstagen geschieht,
als zu meinem und aller Ändern Entsetzen der Erstling meiner
Sammelthätigkeit auf die unverschämteste Weise auf die Tafel
sprang-.
Unter wahrhaft homerischem Gelächter einer- und Blicken
tiefer Abscheu andererseits wurde jedoch das Thier in eine auf
meine Bitte herbeigeholte Conservebüchse geborgen, und die
gesellige Unterhaltung hatte wieder ihren Portgang, bis wir
endlich spät in der Nacht von unserm gastfreundlichen Wirthe
Abschied nahmen.
Gestützt auf unsere Empfehlungen von Seiten der holländischen
Regierung hatte Herr W igman, als stellvertretender holländischer
Consul, gleich am Tage unserer Ankunft die Regierung von unserer
Absicht benachrichtigt und für uns um eine Audienz ersucht.
Nach erhaltener freundlicher Einladung besuchten wir in Begleitung
Herrn W igman’s am nächsten Tage den Minister der
auswärtigen Angelegenheiten (Seeretary of States), Herrn G. W.
Gebson, einen frühem Geistlichen, auf seinem Arbeitszimmer in
Governments Hall, und fanden bei ihm den Minister des Innern,
Herrn Dr. B lyden , einen gelehrten Schwarzen1), der als ausserordentlicher
Botschafter von Liberia an verschiedenen Höfen
Europa s gewesen war und wahrscheinlich der einzige Liberianer
ist, der geläufig französisch spricht. Dieser freundliche Herr,
über dessen Patriotismus die Ansichten seiner Mitbürger in den
letzten Jahren sehr getheilt sind, gab mir, nachdem ich meine
vorläufigen Reisepläne entwickelt, eine in arabischer Sprache
geschriebene Empfehlung an den König von Boporo, einer Stadt
an der untern Grenze der Mandingo-Hochebene, die ich später zu
besuchen gedachte. Ueberhaupt wurden wir durch die liberianischen
schwarzen Landesväter 2) sehr liebenswürdig empfangen.
') Professor am Liberia College.
| Präsident G a r d n e r konnte uns wögen Unwohlsein nicht empfangen.
Sie schienen an unserer Expedition grossen Antheil zu nehmen,
denn es wurde uns nicht nur die Erlaubniss ertheilt, nach freier
Wahl, jede beliebige Gegend des Innern zu bereisen, sondern
man versprach uns auch allen möglichen Beistand für den Fall
von Differenzen mit den Eingebornen innerhalb der Grenzen
Liberia’s, sowie zollfreie Ein- und Ausfuhr unserer gesammten
Ausrüstung, Vorräthe und Sammlungen. Herr W igman bemerkte
freilich später, dass wir besser thun würden, uns nicht allzusehr
auf den Schutz der liberianischen Regierung zu verlassen, und
spätere eigene Erfahrungen haben diese Warnung vollkommen
gerechtfertigt.
Während der nächsten Tage machten und empfingen wir
verschiedene Besuche, wobei es in der Regel sehr formell zugieng
ünd die Etikette zu meiner Verwunderung auch nicht einen
Augenblick ausser acht gelassen wurde, so dass man, wenn man die
Augen schloss, sich in einem europäischen Salon wähnen konnte.
Bei diesen Besuchen lernten wir unter ändern den liberianischen
Generalpostmeister W iles und den Friedensrichter K ing kennen,
den gegenwärtigen Mayor (Bürgermeister) von Monrovia, sowie
einen weissen amerikanischen Missionär, Rev. Kellogg. Dieser
ein wie mir schien sehr beschränkter Kopf, war mit der fixen
Idee behaftet, dass man im Innern Schätze von Gold finden
müsse und empfahl uns dringend, doch ja den Flussand fleissig
zu untersuchen. Ich suchte ihm jedoch aüseinanderzusetzen,
dass wir die Fauna des Landes als unsere Goldgrube betrachten
und die Hebung der mineralogischen Schätze gerne einem Ändern
überlassen wollten. Auch machten wir Bekanntschaft mit Herrn
Davis , dem Advokaten der holländischen und deutschen Faktorei,
einem Ehrenmanne, den ich erst später schätzen gelernt
habe, und der unter dem jetzigen Präsidenten, Dr. H. R. W. J ohnson,
Staatsminister geworden ist. Sehr willkommen war mir der Besuch
des Herrn A nderson, eines stämmigen Vollblutnegers, der zu den
wenigen Liberianern gehört, die das Innere ihres Landes theilweise
durch eigene Anschauung nicht nur kennen gelernt, sondern ihre
Reiseerlebnisse auch publizirt haben. Von seinen beiden grössem
Reisen nach M u s a r d u , einer Stadt etwa 50 geogr. Meilen
von der Küste .auf der Mandingo-Hochebene, hat er die erstere