lachte und scherzte mit ihnen, wenn sie fröhlich waren, besuchte
ihre Feste und Tänze, doch blieb ich auch im Unglück
nicht fern und suchte zu trösten und zu helfen, soweit es mir
möglich war. Sehr selten gab ich Geschenke, aber für einige
Käfer, einen Frosch oder eine Schlange konnten sie jederzeit
allerlei Kleinigkeiten, wie Taschenmesser, Perlen u. s. w.
erhalten, und nur mit einigen alten, hülflosen Leuten nahm
ich es weniger genau und gab ihnen gelegentlich ein Blatt
Tabak, wenn sie an mein Feuer kamen, um ihren leeren,
schwarzgeräucherten Pfeifenstummel mit einer glühenden Holz-
kohle zu füllenn/. Den guten K ay Gbay aber, der sich mir gegenüber
stets wohlwollend und dienstfertig erwies, suchte ich ab und
zu durch eine kleine, unschuldige Herzstärkung mir gewogen
zu erhalten.
Alle diese Leute waren fest überzeugt, dass ich nun für
längere Zeit dort bleiben werde, und ich hatte grosse Mühe, ihnen
begreiflich zu machen, dass ich nur hergekommen sei, um sie
alle und meine früheren Wohnstätten noch einmal zu sehen und
nach kurzer Begrüssung für immer Abschied zu nehmen.
Derweil wir während der heissen Mittagsstunden Rast hielten,
liess Ka y uns eine Mahlzeit bereiten, bestehend aus einem mir
erst lebend überreichten und dann geschlachteten Huhn, einer
Schüssel voll selbstgepflanztem Reis mit Palaversauce, einer
Kalebasse Palmwein und einigen Orangen als Nachtisch; auch
sah er selbst zu, dass ich gut bedient wurde.
Ich hatte ihm als Geschenk eine Flasche gin, einige Büschel
Tabaksblätter und eine Büchse Schiesspulver mitgebracht, und
da er in der kurzen Zeit kein besseres Gegengeschenk zu geben
wusste, so holte er vom Dachboden seines Hauses ein grosses
und schönes, inländisches Tuch, das er mir mit einigen freundlichen
Worten überreichte. Zur steten Erinnerung an das liebe
Yölkchen in Buluma machte ich eine Photographie des öffentlichen
Platzes mitten in der Stadt, auf dem sich ein grösser
Theil der Bevölkerung zu einer malerischen Gruppe vereinigt
hatte. Leider ist mir auch diese Platte, eine der interessantesten
und für mich werthvollsten, auf dem Transport nach Europa,
wohin ich sie vorausgesandt hatte, gänzlich verunglückt.
Nur zu bald war die Stunde der Trennung gekommen. K ay
Gbay x) und sein Bruder H eney nebst vielen Anderen begleiteten
mich bis zum Ufer des Sees, wo ich herzlichen Abschied nahm.
Zahlreiche Leute aber, und darunter selbst Frauen, wateten,
das Canoe, in dem ich sass, durch das seichte Uferwasser schiebend,
mit, bis die zunehmende Tiefe sie nöthigte, nach einem letzten
Händedruck zurückzukehren. Der herzliche Empfang bei diesen
einfachen Naturmenschen, sowie die kurze Dauer des Wiedersehens
hatte mich weich gestimmt. „Doch fort muss er wieder,
muss weiter noch zieh’n”, klang es in mir, und ohne nochmals
umzusehen trieb ich meine boys zur Eile an, so dass wir schon
vor Einbruch der Nacht , das Canoe vollgeladen mit Orangen und
Ananassen, die man uns in Buluma von allen Seiten geschenkt
hatte, wieder auf Bendoo Mission anlangten.
Frau . Demeby hatte während dieser Tage alles Nöthige für
ihren Mann bereit gemacht, und nach rührendem Abschied fuhren
wir am ändern Morgen nach Tala Mission, um Ma ey Lebewohl
zu sagen und den Schädel eines alten Chimpansen mitzunehmen,
welchen letztem J ackson einige Monate vorher geschossen hatte.
Gegen Abend kamen wir wohlbehalten in Robertsport an.
Hier hörte ich von dem belgischen Agenten, Herrn H aetebt , •
dass das belgische Ruderboot aus Monrovia, mit dem ich dorthin
zurückzukehren hoffte, angekommen sei, aber zugleich die Weisung
habe, auf den bereits fälligen Woermann’sehen Dampfer zu warten,
um beim Landen der Waaren und dem Yersehiffen von Landesprodukten
behülflich zu sein. Diese Nachricht freute mich, denn
nun hatte ich Aussicht, mit dem Dampfer nach Monrovia zu
kommen, was weit angenehmer war, als in offenem Boote allen
Unbilden eines allfälligen Tornado’s preisgegeben zu sein.
Nachdem ich einige Tage vergeblich auf den Dampfer gewartet
hatte und demzufolge nur kleine Ausflüge in die Umgegend machen
konnte, kam die Elise Susanna, ein Segelschiff der holländischen
Firma, an, und mit demselben Herr Y eldkamp. Es war eineigen-
thümlicher Zufall, dass wir beide hier in Robertsport wieder zusam-
*) Dieser ist seither an der Stelle des verstorbenen B a b l a h König des
Gebietes am See (hing of the lake) geworden.