Abzüge gehört haben musste, klagte mich nämlich an , dass ich
mich geweigert habe, ihm diesen angeblich schuldigen Betrag zu
bezahlen. So mussten wir denn am ändern Morgen, statt nach
Monrovia zu fahren, nach der 1| Stunden entfernten Farm des
Friedensrichters Mr. M oore pilgern, um mit dem grauen Schurken
von Bavia Palaver zu halten.
Glücklicherweise war ich allein angeklagt und konnte daher
Sa l a als Zeugen nehmen. Mr. D a y war so freundlich, uns zu
begleiten, um nöthigenfalls auch als Zeuge aufzutreten. Zoru
D ü b b a h , der mit einem "grossen Gefolge von Männern und
Weibem erschienen war, stellte fünf Zeugen und schwur mit
ihnen, indem sie die Hand an die vorgehaltene, schmutzige Bibel
legten und dieselbe küssten, dass sie Alle die reine Wahrheit
sagen wollten.
Nun begann Zo ru seine Forderungen zu begründen. Mit schur-
kenhafter Frechheit und Unverfrorenheit, und nicht ohne die
seltsamsten Zuthaten, erzählte er von unserm Aufenthalt in
Bavia und all dem Guten, womit er uns angeblich fort und fort
überhäuft, sowie auch von unserm Wegzuge nach Soforeh Place.
Dann behauptete er, dass ich ihm für zwei uns gelieferte Bediente
eine rückständige Löhnung von zusammen Dollars noch nicht
bezahlt habe, ferner, dass ich ihm für die aus Soforeh Place
berufenen Träger 12 Dollars versprochen und noch schulde,
während ich ihm von dem für seine eigenen Träger zugesagten
Lohne nur zehn Dollars bezahlt habe und acht noch schuldig sei;
aüsserdem berechnete er noch einige andere kleinere Posten.
An der Hand meiner Bücher und mit Sa l a als beeidigtem
Zeugen erklärte ich meinerseits, dass ich mit Zo ru einen Vertrag
geschlossen, nach welchem er unsere gesammte Bagage für-17
Dollars nach Soforeh Place zu schaffen übernommen, und dass ich
daher nichts mit den von dort bezogenen Trägern zu thun habe,
dass ich ferner die restirende Löhnung, für den einen Bedienten
ihm bezahlt habe, für den ändern aber nichts schulde, da mich
derselbe erst bestohlen und dann verlassen. Mr. D a y - gab dann
seinerseits die eidliche Erklärung ab, dass Z o ru und'ich in einem
früheren Palaver in seiner Gegenwart diese Trägerfrage endgültig
erledigt hätten und dass ich für Träger nichts mehr schuldig sei,
Zoru vielmehr für die lange Vorenthaltung meiner Kisten rechtlich
belangen könne.
Höchst interessant war das Verhör der schwarzen Zeugen,
von denen nur zwei, unsere früheren boys, etwas Englisch verstanden.
Eigenthümlich für solche Verhöre is t1 die Art und
Weise, wie man sich bei angeblichen Augenzeugen von der
Wahrheit der gemachten Aussagen zu überzeugen sucht; „You
looh it?” (habt ihr es gesehen ?) fragte der Richter die genannten
boys, indem er sie;-streng ansah und dabei mit dem Zeigefinger
das untere rechte Augenlid weit herabzog, worauf die von Zoru
gut instruirten Zeugen unter Wiederholung derselben Manipulation
erklärten: „Yes, Daddy, me looky!”
Der Richter, ein schwarzer Pflanzer und direkter Nachbar
der Eingebornen, führte die Verhandlungen mit einer gewissen
Würde p obschon seine - Stellung eine ziemlich schwierige war.
Er mochte wohl7 einsehen, dass ich Recht hatte, und überdies
waren meine Bücher als beweiskräftig anerkannt. Aber er musste
mit diesen gefährlichen Eingebornen gute Nachbarschaft zu halten
‘suchen, und dazu waren wir W e is s e und hatten Geld. Um
deshalb beiden Theilen nach Möglichkeit gerecht zu werden, feilte
er, und wie er sich ausdrückte, nach reiflicher Ueberlegung,
folgenden weisen Urtheilsspruch:
Zoru D u b b a h , Chief von Bavia, hat seine Forderung an Trägerlohn
fa.llp.-n zu lassen. Mr. B utterooffee aber hat ihm zu bezahlen:
Besoldung für den früheren Bedienten W illiam . . $ 4.50
desgleichen für den anderen. Bedienten Gueh . . . „
sowie sämmtliche Gerichtskosten . . . . . • • „ 2.50
Summa . . . § 8.
Dies unerwartete Urtheil empörte mich einerseits, während
mir anderseits die Weisheit des Richters ein Lächeln abnöthigte.
Ich hätte nun zwar an den quarterly court in Monrovia apelliren
können, doch war mir die Zeit zu Gerichtsverhandlungen viel
zu kostbar. So .nahm ich denn, wenn auch gegen den Willen
meines ob solcher Schmach ergrimmten Freundes Sa l a , das
Urtheil an, legte die $2.50 Gerichtskosten auf denselben Tisch,
auf den die obige Rechnung in Ermangelung eines ändern Proto