dass ich boboons schiesse, aber diese Kerle trieben’s doch gar zu
toll. Als ich mich von meinem ersten Schrecken etwas erholt
hatte und zurückgieng, um mein Gewehr und den todten Affen zu
holen, war dieser Letztere mit deinen Kameraden verschwunden.”
So schwach ich mich auch fühlte, hatte ich doch zu Hause
keine Ruhe mehr, bis ich J ackson nach dem Platze seines Abenteuers
begleitet hatte. Wir fanden noch deutliche Spuren von der
Anwesenheit der Chimpansen, und an einigen Ballen von zusammengepressten
Früchten konnte man sehen, wie eilig sie die Flucht
ergriffen hatten. Die Baumblätter am Boden, wo der gefallene
Affe gelegen hatte, waren mit Blut bedeckt, doch trotz aller
Mühe konnten wir keine weitern Blutspuren entdecken.
Der Boden in der ganzen Umgegend war mit herabgefallenen,
wilden Pflaumen bedeckt, und wir durften daher wohl erwarten,
dass die Chimpansen in den nächsten Mächten wieder in diese
Gegend zurückkehren würden. Da wir überdies am nämlichen
Tage noch die Spuren eines Hippopotamus fanden, so entschloss
ich mich, ohne Zögern in der Mähe eine provisorische Jagdstation
einzurichten. Schon am folgenden Tage wurde das
grosse Zelt und alles zu einem mehrtägigen Aufenthalt Nöthige
hingeschafft,. Der Platz war am Südabhange des Gebirges etwa fff Stunden von Robertsport gelegen, am Ufer eines kleinen,
in vielen Wasserfällen zur See herabstürzenden Wildbaches,'
mitten im Urwalde. Weil viele Eingeborne aus dem östlich
gelegenen Küstenplatze Ma'ima auf ihrem "Wege nach Robertsport
die neben unserer Station befindliche^ durch über einandergestürzte
Felsblöcke gebildete Brücke passirten und dann bei uns
Halt machten, so nannte J ackson die Station Tr av e l le r ’s
Rest. Obschon wir nun unser Möglichstes thaten und ganze
Nächte hindurch auf dem Anstande sassen: die Chimpansen
bekamen wir nicht zu sehen, sie waren und blieben aus dem
Gebirge verschwunden. Erneute Fieberanfälle zwangen mich
lejder auch diesmal, das interessante Jagdterrain nach 10 Tagen
Aufenthalt zu verlassen und nach Robertsport zurückzukehren.
Inzwischen' hatte uns dieses einfache „Köhlerleben” in der
Waldeinsamheit manche angenehme oder wenigstens interessante
Stunde bereitet. Besonders der krystallhelle, über bemooste
Terrassen und Felsblöcke niederplätschemde Bergbach trug viel
dazu bei, den landschaftlichen Reiz unserer Station zu erhöhen.
Gerade vor derselben hatte der Bach im Laufe der Zeiten durch
seinen jähen Fall ein tiefes und weites Becken ausgewaschen,
in dem sich nebst zahlreichen Süsswassergarneelen Schaaren von
kaum fingerlangen, weissen Fischchen mit je drei schwarzen
runden Flecken auf jeder Seite tummelten. Mit Hülfe von zwei
an Nähfaden befestigten Miniaturangeln, woran wir eine kleine1
Pille von Kassaveteig befestigten, fing ich einst in einer halben
Stunde 56 dieser Fischchen, die uns, insofern ich dieselben nicht
für meine Sammlung gebrauchen konnte, in Palmöl gebacken
ein vortreffliches Gericht lieferten. Wie diese Süsswasserfische,
einer Barbus-Art angehörend, der ich weder früher noch später
jemals begegnet bin, in diesen Bergbach hineingerathen sind,
ist mir stets ein Räthsel geblieben. Da der Bach von der steilen
Berghalde in rasch auf einander folgenden, oft hohen Abstürzen
der den Fuss des Berges peitschenden See zueilte, ist meiner Ansicht
nach keine Möglichkeit, dass dieselben aus der See so hoch ins
Gebirge heraufgekommen sind, abgesehen davon, dass ein echter
Seefisch nicht in reinem Süsswasser leben kann. Von einer direkten
Verbindung mit anderm Süsswasser war dieser Bach von vorne-
herein ausgeschlossen. Freilich steht dieser Fall in der Thiergeographie
durchaus nicht vereinzelt da, verdient aber immerhin
als Merkwürdigkeit, als naturhistorisches Fragezeichen verzeichnet
zu werden.
Da mein Zelt zu klein war, um mich, J ackson und die zwei
mitgebrachten Diener zugleich aufzunehmen, verwandte ich die
ganze Leinwand, um ein grosses Dach zu machen, wobei wir
einige junge Baumstämme stehen Hessen und als Stützpfeiler
benutzten. Beim Reinmachen des Platzes fanden wir eine kleine,
grüne Giftschlange (Vipern chloroechis), die sich, als ich sie greifen
wollte, in halber Höhe aufrichtete und mit zornfunkelnden Augen
und weitgeöffnetem Rachen, den breiten, dreieckigen Kopf weit
nach hinten zum Stosse ausgeholt, bereit war-, mir bei der leisesten
Bewegung die langen, aufgerichteten Giftzähne ins Fleisch
zur schlagen.
Unter dem luftigen Zeltdache wurden die Hängematten aufge