hoffen durfte. Da kein Arzt an Bord war, holte Herr Jaeger,
der däs Schlimmste befürchtete, seine Haushälterin Nancy herbei t
eine Mulattin, die in Sinoe an Bord gekommen vpar und die in
Monrovia bereits seit Jahren als vortreffliche Krankenwärterin
eine gewisse Berühmtheit erworben hatte. Diese liess mich grosse
Quantitäten heissen Wassers, stark mit Limonensaft versetzt,
trinken, worauf der erlösende Zustand der Transpiration eintrat,
bevor das Stadium des heissen Fiebers seinen Höhepunkt erreichen
konnte.
Da die liberianischen Gesetze verbieten, an Feiertagen zu löschen
und zu laden, so blieb das Boot den Sonntag über liegen und stellte
sich erst am Montag mit der Küste in Verbindung. Obwohl ach
nun von weitem Fieberanfällen verschont blieb, wagte ieh es
nicht, an Land zu gehen; doch liess ich mich an Bord der
holländischen Barke „Aethiopia,” Kapitän van Duyn, bringen, die,
ebenfalls nach Monrovia bestimmt, in unmittelbar Nähe' vor
Anker lag, und setzte mit diesem Schiffe die Reise nach Monrovia
fort. Ich fand an Bord Herrn Doldeb, den Todeskandidaten
vom River Cess, der mit diesem Schiffe nach Europa zurückkehren
sollte, aber, wie schon früher gesagt, Holland nicht mehr erreichte.
Auch das mir von Herrn Kremeb geschenkte, schöne Pinselschwein
war an Bord, ebenso ein junger Chimpanse, den die holländischen
Agenten in Edina für mich gekauft hatten. Während der Reise
nach Monrovia, die wegen Mangel an Wind einen Tag länger
dauerte, als man erwarten durfte, erholte ich mich so rasch,
dass ich am Morgen des 18. Mai gänzlich hergestellt in Monrovia
an Land gehen konnte.
Hier traf ich unverweilt die nöthigen Anstalten zur Abreise
nach Schieffelinsville und zum Transport meiner Sammlungen
nach Monrovia, um dann mit dem ersten von Süden kommenden
Dampfer, der am 24. Mai fälligen „Gertrud Woermann,” Kapitän
Melchertsen, nach Europa zurückzukehren.
Am gleichen Tage noch miethete ich von Mr. Gbant, einem
liberianischen Kaufmann, ein Segelboot, das ich über See nach
dem Junk River sandte, um die Sammlungen von Schieffelinsville
abzuholen. Den Chimpansen und das Pinselschwein gab ich dem
belgischen Hauptagenten, Herrn Mannheimer, in Bewahrung. Ein
am nämlichen Tage eingelaufener englischer Dampfer brachte die
Nachricht vom Tode des Herrn Erkelens, den ich in Cape Palmas
angetroffen. Derselbe hatte zwei Tage nach meiner Abreise in
einem Segelboote, zusammen mit Herrn Snoekeveld, trotz der
schweren Brandung die Rückreise über See nach dem Cavally
River angetreten. In der Brandung vor der Mündung dieses
Flusses aber' schlug das Boot um, wobei Erkelens ertrank,
während Snoekeveld von der Mannschaft -gerettet wurde. Am
Donnerstag, 19. Mai, kamen einige mir von Stampeli zugesandte
Diener an, nm mich abzuholen. Wir fuhren den nämlichen Abend
noch bis Paynesville, woselbst ich bei Mrs. Thomas übernachtete,
und kamen am Freitag morgens um 10 Uhr naeh Schieffelinsville,
wo ich schon längst von Stampeli mit Verlangen erwartet
•worden war, an.
Noch am nämlichen Tage wurde alles Nöthige zusammengesucht
und verpackt, und am Mittag des folgenden Tages (Sonnabend),
als das Boot aus Monrovia ankam, waren wir soweit fertig,
dass dasselbe sofort beladen und zurückgesandt werden konnte.
Der „Captain” dieses Bootes, ein eingeborner. Vollblutneger,
dem ich beinahe sämmtliche Resultate unserer Sammelthätigkeit
an vertraute, war ein äusserst vorsichtiger und geschickter Mann,
der' trotz der schweren Brandung, die während dieser Tage
geradezu gefährlich geworden war, die kostbare Ladung unbeschädigt
nach Monrovia brachte.
Am Abend übergab ich die Station .mit dem ganzen Inventar
meinem Begleiter Stampeli, der nach meiner Heimkehr für mich
die Gegend am Farmington River zu exploriren übernahm1).
Am folgenden Morgen, Sonntag 22. Mai, fuhr ich schon um
drei Uhr den- Du Queah hinauf, um meinen Bekannten in Hill
Town Lebewohl zu sagen. Schon frühzeitig kam ich dort an und
wurde mit wahrem Freudenjubel empfangen. Den Tag über
erledigte ich noch einige Geschäfte und kaufte eine Anzahl
ethnographischer Gegenstände.
Schon früh am ändern Tage nahm ich unter zahlreichen Umar-
>) Auch er ist nun, nach erfolgreichem, einjährigem Aufenthalt an genanntem
Flusse, nach Europa zurückgekehrt.