liehen Farnen und Orchideen, ängesiedelt, sowie von ändern
Schmarotzern mit nicht selten farbenprächtigen Blüthen. Eine
besonders häufige und auffällige Schmarotzerpflanze ist ein wunderlich
gebautes, grosses Platycerium (P. stemmaria ?), das aus
einem Büschel schaufelförmiger, direkt auf Stämmen und Aesten
der Waldbäume wuchernder Blätter besteht. Diese sind in der
Jugend glänzend grün, werden aber später roth und bleiben
selbst noch in abgestorbenem Zustande festsitzen, so dass man
sie oft für riesige Vogelnester oder stillsitzende, rothe Colobus-
affen ansieht. Ein mitgebrachtes Exemplar gedeiht jetzt vortrefflich
im Orchideenhause des botanischen Gartens in Leiden. Von meinen
zahlreichen ebendaselbst deponirten, mitgebrachten Orchideen haben
es bis jetzt nur zwei Arten zum Blühen gebracht. Die eine ist
Bolbophyllum cocoinum Bat., die andere aber eine vermuthlich neue
Art, der Gattung Megaclinium angehörend. In den Waldsümpfen
und an sumpfigen Flussufern wuchern mannshohe Aroideen, eine
Art von Amorphophällus mit riesigen, zwei Fuss langen, aussen
grünen, innen braun getigerten Kelchen und armlangen Pfeil-
blättem auf starken, dornigen, oft über mannshohen Stielen,
Pflanzen, die unsere in Töpfen gezogene Galla aethiopica in
Bezug auf Grösse weit in den Schatten stellen1). Die schwarzen,
stillen Waldcreeks und Wassertümpel sind stellenweise bedeckt
mit lilienartigen Wasserpflanzen, welche Blumen vom zartesten
Weiss und dem herrlichsten W ohlgeruche tragen. Schöne weisse
Wasserrosen, gleich unserer Nymphaea alba, aber mit ausge-
randeten Blättern, und eine Teichrose in Miniatur, mit Blättern
nicht grösser als die von unserm Froschbiss (Hydrocha/ris morsus
ranae) erfreuen das Auge des Reisenden, der auf morscher,
halbverfallener Gabelstockbrücke primitivster ArtI über diese
elegisch stillen Waldsümpfe hinbalancirt.
Auch dieses verschiedene Tagereisen breite Waldgebiet beherbergt
eine vielgestaltige Thierwelt, ebenso eigenthümlich in ihrer
Art, nur unendlich reicher, als diejenige in den Mangrovewäldern.
Das regste Thierleben findet sich in den Waldsäumen und
‘) Eine rankenartig an Sträuchern. im Walde emporkletternde Aroidee,
eine Holzpflanze, habe ich häufig in den Wäldern am Junk River gefunden!
längs der Flüsse, denn Luft und Licht scheinen für dasselbe ein
entschiedenes Bedürfniss zu sein, gerade so gut, wie sie dies im
Allgemeinen für die Pflanzen sind. Das Innere der ausgedehnten
Waldungen ist verhältnissmässig arm an Thieren, und diese
selbst sind auf gewisse Formen beschränkt.
Wie die oberen Schichten des weiten Oceans durch Schaaren
spielender Delphine, so wird die Region der hohen Baumkronen
von zahlreichen Truppen gesellig lebender, possirlicher Affen
durchstreift, von denen einige Arten ihr ganzes Leben in ihren
luftigen Revieren zubringen, ohne jemals auf den Boden herunterzukommen,
während der Ohimpanse den Boden fast niemals
verlässt. Ferner .findet man in den Bäumen zahlreiche Eichhörnchen
verschiedener Arten, ebenso fliegende Eichhörnchen,
fliegende Hunde • (fruchtfressende Fledermäuse), und als Seltenheit
ab und zu ein Baumschuppenthier. Weit zahlreicher sind
die Vögel vertreten, die durch lautes Geschrei, Geschwätz oder
Gesang und theils auch durch ihre Farbenpracht die obern
Regionen beleben. Unter diesen verdienen die lärmenden Nashornvögel
besondere Erwähnung, ferner die Colonien geschwätziger
Graupapageien, hämmernde Spechte, dummdreiste Bartvögel, die
prachtvollen Pisangfresser, zahlreiche Tauben verschiedener Art,
farbenprächtige Wald-Eisvögel und allerlei Singvögel die, jeder auf
seine Art, ihre Stimme hören lassen und dadurch nicht wenig
zur Belebung der Waldeinsamkeit beitragen.
Aber auch die untern Regionen haben ihre besondere Thierwelt.
Hier hausen, und zwar mit Vorliebe in den Randgebieten, wilde
Büffel und verschiedene Arten von Antilopen, das kleine liberianische
Flusspferd, sowie als Seltenheit ein vereinzelter, einsiedlerisch
lebender Elephant. An den Tränkeplätzen lauert der Leopard und
die Tigerkatze; in einem verlassenen Termitenbau hat das Riesenschuppenthier
seine unterirdische Höhle angelegt, während zahlreiche
Waldmäuse, sowie die grosse Hamsterratte (Oricetomys
gambensis) als Vertreter der Nager erscheinen und ihrerseits
wieder den zahlreichen Zibethkatzen zur Beute feilen. Auch
die geflederte Welt hat unter den Bodenbewohnern ihre Vertreter.
Häufig genug findet man, besonders an Waldpfaden, Scharrplätze
von wilden Perlhühnern und Frankolinen, wogegen es nur höchst
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