unbekannten Vogel ebenfalls fertig, als ich für einen Augenblick
das Zimmer verlassen musste. Als ich später wiederkam, war
dieser Vogel aus dem Zimmer, wo ich ihn vorsichtshalber auf
den Tisch niedergelegt hatte, verschwunden. Nach einigem
Suchen fanden wir den Affen mit dem Hund zusammen hinter
dem Schuppen sitzend, den wir als Küche eingerichtet hatten.
Der Hund würgte einen' sichtlich für ihn sehr unbequemen
Bissen hinunter, und neben ihm lagen die leicht kenntlichen
grünen Federn meines vermissten Vogels. Der Affe war offenbar
durch das Fenster geschlichen, hatte den Vogel vom Arbeitstische
weggeholt und denselben seinem geliebten Schützling Bello gebracht,
der nichts besseres damit anzufangen wusste, als ihn aufzufressen,
während der Missethäter Jack vergnügt zusah. Glücklicherweise
konnte der Hund, bei dem sich sehr bald die Wirkungen des
Arseniks, mit dem der Vogel behandelt war, geltend machten,
denselben nach fürchterlichen Schmerzen wieder ausbrechen und
kam schliesslich zu meiner grossen Verwunderung mit dem
Leben davon.
Dies sind nur ein paar Beispiele von all dem Unfug, den der
Affe anrichtete, .von den schlimmen Streichen, die er verübte.
Trotz alledem wusste er durch seine Bossen und Grimassen,
sowie durch unzweideutige Zeichen der treuesten Anhänglichkeit
stets wieder unsere Gunst zu erwerben, und musste man in einem
Augenblicke des höchsten Zornes an sich halten, um nicht nach
dem Gewehr zu greifen und ihn niederzuschiessen, im ändern
überhäufte man ihn seines drolligen Wesens und seiner unglaublichen
Anhänglichkeit wegen mit Zärtlichkeiten. Schlangen und
andere Reptilien ausgenommen, war er mit allen unsern Thieren
gut Freund, und den kleinen Bello hatte er in seinen besondern
Schutz genommen. Jedem, der demselben etwas zu Leide zu
thun drohte, wies er mit wüthenden Grimassen die Zähne,
während er seinen Schützling mit einem Arme zärtlich umschlungen
hielt. Jeden Augenblick wurde der Pelz des Hundes aufs
sorgfältigste nach Parasiten untersucht, was jedoch nicht ausschloss,
dass er letztem in Augenblicken tollen Uebermuths beim Schwanz
packte und überall herumschleppte. Lag ich in der Hängematte,
d a n n sass mir Jack zur Seite oder auf dem Leibe, um mein
TTa.a.r einer- genauen Untersuchung zu unterwerfen. Oft erlaubte
ich mir den Spass, den Athem eine Zeitlang einzuhalten und
mich todt zu stellen, worauf er mich dann ängstlich von allen
Seiten beschnupperte, mit seinen kalten Händen meine Augenlider
zu öffnen suchte und in klägliches Gewimmer ausbrach.
Diesen Lauten tiefster Betrübniss folgten die zärtlichsten Liebkosungen,
sobald ich wieder Athem holte und die Augen öffnete.
Frauen und namentlich kleine Mädchen waren vor Jack geradezu
bange geworden, denn sobald sie sich unserem Hause näherten,
stürzte er auf dieselben zu und biss sie wüthend in die Waden.
Er war übrigens so zahm, dass er, wenn er nicht zur Strafe an
der Kette lag, frei herumlief, die Nacht stets im nahen Walde
zubrachte und am Morgen schon früh wieder auf der Station anwesend
war. Gieng ich aus, so begleitete er mich, meist zusammen
mit dem Hunde und nach dessen Tode auch allein, ein Ende Weges
oder bis zum Landungsplätze, wo er dann sitzen blieb, bis nichts
mehr von uns zu sehen war. Während meines Aufenthalts in
Liberia habe ich zahlreiche lebende Affen gehalten, und wenigstens
Einer war fast stets in meinem Besitze. Wenn ich aber
einerseits all die Freuden schildern wollte, welche mir diese
beinahe mit Menschenverstand begabten Thiere mit ihren komischen
Sprüngen, ihren Schrullen und Possen, aber nicht weniger mit
ihrer zärtlichen Anhänglichkeit verschafften, und andererseits
die noch zahlreichem Unannehmlichkeiten, die sie mir durch
ihre Schelmenstreiche, ihre Diebereien, Ungezogenheiten und
Boshaftigkeiten zuzogen, dann wäre ich im Stande, allein damit
ein Buch zu füllen.
Während der ersten Hälfte Februars hatten wir bereits zahlreiche,
zum Theil heftige Gewitter mit starkem Regen, und bei
mir meldete sich wiederholt das Fieber, welches ich jedoch mit Chinin
stets rechtzeitig unterdrücken konnte. Auch meine Leber liess
in diesen Tagen viel zu wünschen übrig, so dass ich mich manchmal
ganz elend fühlte.
-Sonnabend 19. Februar reiste ich mit Herrn Kloüth, einem
belgischen Handelsagenten, der von Marshall kam, nach Monrovia.
Die Aufsicht über die Station hatte ich für die Zeit meiner Abwesenheit
dem Chef-Boy Bob anvertraüt. Um 12 Uhr verliessen
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