Einen Tag später langte Stampfli mit einem alten Flusspferd
an, das in der Nähe von Hill Town geschossen und ihm zum
Kaufe angeboten worden war. Jackson, der in der letzten Zeit
viel kränklich gewesen und mit Stampfli den Fluss heruntergekommen
war, blieb nun bei mir, um mit nächster Gelegenheit
nach Cape Mount zurückzukehren.
Da mein Gesundheitszustand nicht besser wurde und das Einnehmen
von Laudanum nichts fruchten wollte, machte ich eine Kur
mit Calomel, ein Mittel freilich, das ich bei der grossen Schwäche
nur ungern anwandte. Ich hatte jedoch die Genugthuung, dass
mein Zustand sich einige Tage darauf bedeutend verbesserte und
bei einer beinahe ausschliesslichen Ernährung mit Reisschleim
wieder erträglich wurde.
Am 5. März kam Stampfli wieder aus Hill Town herunter, diesmal,
um für allerlei Einkäufe nach Monrovia zu fahren. J ackson,
der mich um seine Entlassung gebeten hatte, sowie einer der
Yeyleute, der ebenfalls nicht gesund war, giengen mit. Am
7. März kehrte Stampfli aus Monrovia zurück, und da ich noch
zu schwach war, um wieder nach Hill Town überzusiedeln,
fuhr Ersterer am folgenden Morgen selbst wieder hin.
An einem der nächstfolgenden Tage machte ich eine Fahrt nach
Marshall hinunter, wobei ich die frühere Aufnahme des Junk
von Schieffelinsville bis zur Mündung controlirte und ergänzte.
In der Zeit, die mir noch übrig blieb, fuhr ich eine lange Strecke
in den Barguäy River hinein, welcher unmittelbar hinter der
Küste in den Junk ausmündet. Dieser Fluss ist eine Art
Lagune, die nur durch eine sehr schmale Landzunge vom Meere
getrennt wird, ähnlich wie dies beim Sugary River der Fall ist.
Leider ermüdete mich diese Fahrt mehr als ich erwartet hatte,
und kaum nach Schieffelinsville zurückgekehrt, stellte sich die
Dysenterie von Neuem ein. Zudem hatte ich zum ersten Male
geschwollene Beine, die ersten Kundgebungen von sich einstellender
Wassersucht, welche mich desto mehr mit Besorgniss
erfüllten, als ich „von früher her noch recht gut wusste, dass
nun bald genug die flachen Hautgeschwüre auftreten würden,
die mir während der ersten Reise das Leben verbittert und mich
schliesslich zur Rückkehr gezwungen hatten.
Am 14. März miethete ich einen Bassaneger, einen sehr starken
Eingebornen von etwa 18 Jahren, P eter genannt, der ziemlich
gut Englisch sprach und sich so wohl aufführte, dass er uns
bald unentbehrlich wurde und auch nach meiner Rückkehr noch
beinahe ein Jahr bei Freund Stampfli geblieben ist. Den nämlichen
Tag kam der alte Clark an , dessen Leute Kaffee nach Monrovia
brachten, während er selbst bis zu ihrer Rückkehr bei mir blieb.
Er war nämlich von Mr. W arner eingeladen worden, als Friedensrichter
,in einem sogenannten woman-palaver aufzutreten,
das derselbe mit einer seiner inländischen Frauen hatte. Auch
hier zeigte Clark wieder sein Talent, den Nagel auf den Kop
zu treffen und doch beiden Parteien einigermaassen gerecht zu
werden. Es war nämlich Mr. W arner, während er krank und
hülflos zu Bette lag, die genannte Frau, welche er früher mcht
allzu wohlwollend zu behandeln pflegte, weggelaufen und weigerte
nun, wieder zu ihm zurückzukehren. Mr. Clark, der in Fragen
über Eheverhältnisse sehr liberal zu sein scheint, fällte, nachdem
er beide Parteien sammt ihren Zeugen gehört, folgendes
Urtheil: „Dass die Frau ihrem Manne wegläuft, wenn er sie
schlecht behandelt, finde ich vollkommen gerechtfertigt, und da
nach den Aussagen der Zeugen diese schlechte Behandlung
nicht zu läugnen ist, so würde ich der Erste sein, das Benehmen
der Frau zu billigen und sie freizusprechen. Dass sie aber von
ihm wegläuft und ihn im Stiche lässt in einem Augenblicke, in
dem er sich unmöglich selbst helfen kann, das beweist ein
schwarzes Herz und verdient bestraft zu werden. Die Frau hat
also ohne Umstände wieder zu ihrem Manne zurückzukehren!”
Während dieser Tage, die sich durch eine sehr hohe Temperatur
auszeichneten, fühlte ich mich äusserst elend. Ich vermochte
mich, auf einen Stock gelehnt, kaum einige hundert Schritte
vom Hause fortzuschleppen, um ein paar kleine Yögel zu schiessen,
und musste mich dabei jeden Augenblick auf einen mitgenommenen
Feldstuhl niedersetzen. Zudem hatte ich eine Reihe von
heftigen Fieberanfällen zu bestehen, die ich mit Chinin nicht
sogleich zu bezwingen im Stande war. Bis dahin war es,-da ich
eine gewisse Gebrauchsmethode beim Einnehmen von Chinin
befolgte,, meist bei einem einzigen Anfalle geblieben. Diese