Gegenden zu machen, um Reis und Palmöl einzukaufen. Zu
diesem Zwecke hat ich D u w b i , den ältesten Sohn des Häuptlings,
mich zu begleiten, denn in jener Gegend war keiner von
unsern boys des Weges kundig. D u w b i zeigte sich zu diesem
Ausflug gerne bereit, wollte aber vorher seinen Hausfetisch noch
befragen und bat mich daher, mit ihm in seine Hütte zu kommen.
Nachdem wir uns dort in seinem Schlafraume hingesetzt, holte
er aus einem alten Erstehen ein Taschentuch hervor, das er sorgfältig
auseinander rollte, wobei eine fusslange, aus alten Lappen
verfertigte, hässliche Puppe zum Vorschein kam. Diese begann
er nun zu fragen, ob er mich auf meiner Reise begleiten dürfe.
Einige mitten durchgespaltene Palmkerne als Würfel gebrauchend,
fand er nach ein paar Würfen heraus, dass ihm erlaubt- sei, mitzugehen.
Die Puppe wurde dann wieder eingewickelt und einige
Male von links nach rechts und von rechtsj nach links gedreht,
darauf nochmals herausgenommen, um nach einem für die Reise
günstigen Tage gefragt zu werden. Diesmal aber fielen die Würfel
ungünstig, denn nach den die Rückseite nach oben kehrenden
Palmkernen hätten wir erst in fünf Tagen aufbrechen dürfen.
D u w b i liess sich jedoch nicht abschrecken. Er sagte, dass sein
Grigri etwas störrisch sei, nahm einige der unglücklich gefallenen
Palmkerne, zerkaute dieselben und spuckte sie dem Fetisch ins
Gesicht. Darauf wickelte er ihn von Neuem ein, drehte ihn
wieder einige Male herum und befragte ihn dann abermals.- Wieder
fielen die Würfel nicht nach Wunsch, wieder gab es dieselben
Ceremonien, bis endlich nach drei- oder viermaligem Versuche
der widerspenstige Grigri mürbe geworden war und uns erlaubte,
am nächsten Tage schon die Reise anzutreten.
Der Weg führte erst durch eine sumpfige Gegend, über Knüppeldämme,
Gabelstockbrücken (sogenannte Affenbrücken) und übereinander
gestürzte Baumstämme, und dann in westlicher Richtung
durch den weiten Urwald hin. Wir marschirten ungemein schnell,
wie es eben die Eingebornen gewöhnt sind, wenn sie keine Lasten
zu tragen haben, und legten wohl vier englische Meilen in einer
Zeitstunde zurück. Obschon ich wieder gut zu Kräften gekommen
war, vermochte ich doch nicht, mit meinen Begleitern gleichen
Schritt zu halten, und erst bei gelegentlichen Ruhepausen war es
mir möglich, meine im Gehen gemachten Compass-Ablesungen
einzutragen. D u w b i hatte, wie Negerhäupter stets zu thun
pflegen, zwei Diener (Sklaven) mitgenommen, ich aber meinen
Jagdburschen B e b e h , der immer traben musste, um nicht zurückzubleiben.
Nachdem wir auf etwa halbem Wege eine sogenannte
halftown -■-> so werden dort die zu einer Stadt gehörenden, abseits
gelegenen Gehöfte genannt — passirt hatten, erreichten wir um
11 Uhr die Stadt Bojeh 'in einer ziemlich ebenen, offenen Gegend.
Bojeh ist ein Ort von ungefähr zwanzig theils ovalen, theils
kreisrunden, soliden Lehmhäusern mit so dicken Mauern, wie
ich sie hoch nirgends zuvor gesehen hatte. Die Mauern am Hause
des Häuptlings, in dem wir etwas ausruhten, waren ein Meter
dick und die Kühle im Innern sehr angenehm. Das kreisrunde
Haus hatte eine saubere Vorhalle, die durch eine aus Thon
errichtete Querwand von den dahinter liegenden Schlafräumen
getrennt war, und eine prachtvolle, solide Hängematte, in der
ich sofort die Arbeit der Mandingo erkannte, lud zum Niedersitzen
ein. Die Aussenwand dieser als Empfangsraum dienenden
Vorhalle bestand links und rechts vom Eingänge aus starkem
Palissadenwerk, das trotz der fehlenden Fensteröffnungen genügend
Luft und Licht hereinliess.
Während unserer kurzen Rast kaufte ich von einem aus der
Gegend von Boporo hergekommenen Mandingoneger fünf Gallonen
Palmöl (1 Gail. = 4 Liter), das ich mit Tabak und weissem
Baumwollenzeug bezahlte und, nachdem.ich es in eine mitgebrachte,
verschliessbare Blechkiste gefüllt, dem Häuptling von
Bojeh bis zu meiner Rückkehr zur Aufbewahrung übergab.
Bojeh liegt an dem grossen Verkehrswege, der von Boporo,
der .grossen Hauptstadt des Boatswainlandes, nach Vanswah1)
b Merkwürdiger Weise ist V an sw ah , und nicht das nahe dabei gelegene
Monrovia, der Hauptstapelplatz für den Tauschhandel in dem an der Küste
bereiteten Seesalz und den im Innern verfertigten Baumwollgeweben, während
sich in Monrovia verhältnissmässig selten ein Mandingokaufinann sehen lässt.
Dies mag zum Theil im zähen Festhalten an einem einmal gewählten Platze
seinen Grund haben, weit mehr aber wohl noch in der Abneigung, die viele
Eingeborne aus dem Innern gegen die liberianische Regierung und überhaupt
gegen Alles, was von Monrovia kommt,.haben.