barstadt zu melden, dass sein weisser Gast angekommen sei
und auf ihn warte. Bald kam eine auf die nämliche Weise
gegebene Mittheilung, wir möchten ein wenig Geduld haben,
der Häuptling würde bald selbst - erscheinen. Es war dies das
erste Mal, dass ich die Trommel als Fernsprecher verwenden sah.
In südlichem Gegenden der Westküste Afrika’s, und ganz besonders
am Kamerun, ist das Fernsprechen mit Hülfe der Trommel
allgemein gebräuchlich.
In Erwartung des Häuptlings sah ich mir Wef l ah , nach
dessen Gründer auch Sick Town genannt, etwas näher an. Wie
mir schien, war der Ort noch ziemlich neu. Er zählte nicht mehr
als zwölf Häuser und einige kleine, nur als Schlafstätten benutzte
Hütten. Ausser einigen Frauen und Kindern war beinahe niemand
zu Hause, und ich entschloss mich daher, selbst nach der benachbarten
Stadt zu gehen, wo das grosse Palaver abgehalten wurde,
da ich sicher war, dort zahlreiche Leute und darunter vielleicht
ausser dem Häuptling auch noch andere Bekannte zu finden.
J ackson und ein Mann aus Weflah begleiteten mich. Nach einem
Marsche von ungefähr einer halben Stunde erreichten wir die
Stadt, woselbst das Palaver noch stets in vollem Gange war.
Indessen machte ich Bekanntschaft mit einigen Leuten aus der
Umgegend und kaufte sechs prachtvolle, lebende Latham-Frankoline
und zwei junge, sogenannte bush-cats (Nandinia binotata). Nach
Schluss des Palavers kehrten wir, vom Häuptling begleitet, nach
Weflah zurück.
Unser Gastherr war, wie J ackson sich ausdrückte, ein echter
Buschnigger und daher nicht gewohnt, Fremde zu empfangen und
denselben das Leben bei sich angenehm zu machen. Wohl aber
nahm er schmunzelnd den schönen, unzerbrechlichen Spiegel und
die Flasche Branntwein an, die ich ihm als Geschenk mitbrachte;
doch damit noch nicht zufrieden, suchte er mir alle möglichen,
selbst die unentbehrlichsten Sachen abzubetteln, während er selbst
uns am Nothwendigsten Mangel leiden liess. In der Nacht wurde
bei Mondschein ein grösser Kriegstanz au'fgeführt, an dem sich
alle jungen Leute aus der ganzen Umgegend betheiligten. Auch
hier wurde mir von einer Reise zu Wasser weiter flussaufwärts
ernsthaft abgerathen; doch da meine Leute sich bereit erklärten,
mitzugehen, so wurde die Abreise auf den folgenden Morgen
festgesetzt., ... , A
Am Freitag 4. Februar marschirten wir in aller Frühe ab und
kamen eine Stunde später nach Jeh, woselbst wir von der freundlichen,
stark beleibten Frau des dortigen Häuptlings ein kleines
Frühstück, sowie zehn Kassaven und ebenso viele Bananen mit
auf den Weg bekamen, wofür ich ihr einige Blätter Tabak schenkte.
Hierauf stiegen wir den steilen, stellenweise beinahe senkrechten
Pfad zum Flusse hinunter und traten um 78/* Uhr die Reise
nach den Fällen an.
Die Gegend war anfangs nicht verschieden von derjenigen unterhalb
Jeh, und die Richtung der Fahrt erst N. N. 0., dann aber
N. W.; auch waren die Krümmungen des Flusses bei weitem nicht
mehr so zahlreich und stark wie weiter unten. Wohl aber wurde
der Fluss stellenweise noch enger, die beiderseitigen Steilufer
höher, das Gefälle stärker. Hie und da war noch etwas gelichteter
Wald anzutreffen, doch während die Gegend unterhalb Jeh
noch bevölkert ist, fanden wir oberhalb des Ortes keine lebende
Seele mehr, was für uns um so unangenehmer war, als ich in
der Hoffnung, ab und zu einen bewohnten Platz anzutreffen,
ausser den in Jeh zufällig erhaltenen Kassaven und Bananen
keinen Proviant mitgenommen hatte.
Weiter oben fanden wir ganz frische Elephantenspuren und
stiegen aus, um uns dieselben näher anzusehen. Sie gehörten
einem alten und einem jungen Elephanten, wahrscheinlich einer
Mutter mit ihrem Jungen, an und waren wohl drei Fuss tief in
den Uferschlamm eingedrückt. Weiter waldeinwärts waren sie
weniger tief, und die grösste derselben führte durch dichtes,
etwa mannshohes Gestrüpp, dem man keineswegs ansah, dass
ein El.Qpha.nt, hindurchgegangen, in den Wald hinein. Um der
Spur folgen zu können, musste ich unter dem Gebüsch am
Boden entlang kriechen. Wie aber kam der Elephant hindurch?
Ich stand unwillkürlich still, um darüber nachzudenken und
kam zu dem Schlüsse, dass der Koloss über die niedrigeren- Par-
tieen hinschreite, während er sich, den Rüssel als Keil gebrauchend
, durch das höhere, mit Lianen verwachsene Gebüsch hinzwänge
, wozu eben zwei Dinge nöthig sind: die Riesenkraft und