unzugänglichen Waldsümpfen der grossen Flussinsel habe. Dieses
Thier soll sich nach der Aussage der Eingebornen schon jahrelang
dort herumtreiben und sich allen Nachstellungen von Seite der
einheimischen Jäger zu entziehen wissen. Nach etwa einer Stunde
weitern Gehens in ebener Gegend lichtete sich der Wald und
wir erblickten kurz vor Sonnenuntergang unser Reiseziel, das
wir nach mühsamen Marsche über einen halsbrecherischen, durch
einen breiten Sumpf führenden Knüppeldamm erreichten.
Der Häuptling Sickly war kurz vor unserer Ankunft
nach der Küste, nahe der Mündung des Little Cape Mount
River, gereist, um sich dort für einige Monate der Bereitung
von Seesalz zu widmen, und sein ältester Sohn Duwbi hatte
mit dem Bau der Jagdhütte noch nicht begonnen. Ich miethete
daher gleich bei unserer Ankunft von Ja l l a h eine Hütte,
die uns bis zur Einrichtung der Station als Wohnung dienen
musste. Das in Bavia zurückgelassene Segeltuch langte noch am
gleichen Abend an, die Kisten aber blieben aus und kamen,
wie wir später sehen werden, erst nach vieler Mühe und wochenlangem
Warten in unsern Besitz. Es fehlten uns ausserdem noch
zwei Kisten, die in dem bewussten Halteplatze niedergesetzt
worden waren. Einige der Träger glaubten nämlich auf jenem
Platze mehr Branntwein erpressen zu können durch die Drohung,
ihre Kisten nicht weiter tragen zu wollen. Ich blieb jedoch
standhaft und weigerte entschieden, auf diese in brutalem Tone
gemachte Zumuthung einzugehen. Während aber die meisten
Träger ihre Lasten wieder aufnahmen, liefen ein paar andere
unter Zurücklassung ihrer Kisten davon. Ich gab diese den
Bewohnern einer Hütte in Bewahrung und sagte, dass sie ändern
Tages nachgeholt werden würden, was denn auch geschah.
Soforeh Place, eine Ansiedlung neuern Datums, ist nach
seinem Gründer Sofobeh benannt, der aber, selbst ein leidenschaftlicher
Elephantenjäger, die Hoheitsrechte über diesen Platz
seinem Bruder Sickly übertragen hat. Soeobeh , den wir erst
viel später kennen lernten, war ein schlanker aber dennoch
stark gebauter Mann von etwa 50 Jahren, sehr einfach und in
seinem ganzen Benehmen Vertrauen einflössend. Sickly mochte
ungefähr gleichviel Jahre, zählen; er war gedrungener, kleiner
und hatte in seinem Benehmen etwas Pfiffiges, das mich manchmal
an Zobu D u b b a h erinnerte. Ich habe während unseres Aufenthaltes
in jener Gegend- Manches bei Sofobeh durchgesetzt, das
mir von Sickly einfach verweigert worden war. Nur schade,
dass Sofobeh fast nie zu Hause war, so dass wir ihn manchmal
ein paar Monate lang nicht zu sehen- bekamen. Beide waren
die Brüder des mächtigen Golahfürsten Fän Quehqtjeh j), der
seine Residenz in Sublum, einer stark befestigten Stadt im
Flussgebiete des Little Cape Mount River, aufgeschlagen hatte.
Ein armseliges Dörfchen von 34 Negerhütten von der mehrerwähnten
inländischen Bauart, bietet Soforeh Place nichts Nennens-
werthes, als dass es ein Halteplatz für durchreisende Neger ist,
die auf- ihrem Wege aus dem Lande des Pessystammes nach
Bojeh und Sublum hier den St. Pauls River kreuzen müssen. Der
inländische (Golah) Name des Platzes ist Bie Soforeh, d.h.
„Wald Soeoeeh’s ,” im englischen Sprachgebrauch wird er aber
stets Soforeh Place genannt.
Während der ersten Zeit unseres Aufenthaltes an dem neuen
Platze wurde ich durch heftige Fieber so sehr geschwächt, dass
ich lange bewusstlos in meiner Hängematte lag und Sa l a mich
mehrmals für todt hielt. In unserer Hütte stand eine Art primitiver
Bettstelle, in die ich hie und da zur Abwechslung gelegt
wurde, nachdem ich zu schwach geworden war, um gerade ausgestreckt
in der Hängematte liegen zu können. Diese Bettstelle war ein
auf vier Pfählen stehender, horizontaler Schrägen, bestehend aus
in die Quere nebeneinander gelegten und auf die Längsbalken
festgebundenen Knüppeln, welche mit einer inländischen Matte
bedeckt waren. Wenn aber einmal zufällig kein trockenes Brennholz
vorräthig war, so wurde einfach hie und da ein Knüppel
aus meinem Lager unter mir weggezogen und verbrannt, so
dass schliesslich grosse Lücken entstanden und ich mir vorkam,
als ob ich aufs Rad geflochten wäre. Sa l a gieng inzwischen
ziemlich regelmässig auf die Jagd, doch da er sich erst orientiren
musste, so war die Beute im Verhältniss zu seinen Anstren-
‘) Fäjj Q u e h q u e h ist vor einigen Jahren gestorben; sein Tod wurde aber,
wie dies bei inländischen Fürsten mehr vorkommt, aus politischen Rücksichten
lange vor dem Volke geheim gehalten.