freundlichen Wirthe und fuhren stromaufwärts bis nach New
York S e t t l eme n t , einer der grössten Zuckerplantagen am
St. Paul, die einem liberianischen Mulatten, Mr. D e Ca ub se y gehört.
Dieser Gentleman, den ich von früher her kannte, empfing mich
sehr freundlich und machte mit mir einen Gang durch sein für
liberianische Verhältnisse grossartig eingerichtetes'Etablissement,
bestehend in einer Zuckermühle, Zuckersiederei, Raffinerie und
Rumbrennerei, welche letztere wohl nicht den neuesten Anforderungen
entsprechen mochte. Ich kaufte hier etwas Rum und eine
grosse Korbflasche voll Zuckermelasse. Für erstem musste ich
den etwas hohen Preis von einem Dollar per Flasche bezahlen.
Erst um zwei Uhr kam ich bei Mr. D a y an , der mir die aus
14 Colli bestehende Bagage sofort von Millsburg herauf holen liess.
Er selbst hatte keine boys zur Stelle, .da denselben gerade an
jenem Tage Erlaubniss gegeben war, einer liberianischen Truppeninspektion
in dem weiter unten am St. Paul gelegenen Dorfe
Caldwell beizuwohnen.
Mr. D a y traf nun Anstalten, aus der Umgegend Träger anzuwerben,
die meine Kisten nach Soforeh Place bringen sollten.
Darüber giengen wieder zwei lange Tage hin. Jetzt erst dachte
man daran, mir zu sagen, dass das Kistchen, das B e beh aus
Monrovia mitgebracht hatte, noch da sei. In einem Be be h mitgegebenen
Briefchen hatte ich nämlich Mr. D a y gebeten, den
Jungen über Nacht auf der Mission zu behalten und ihn am
ändern Morgen mit dem Kistchen an Sa l a weiterzusenden. B ebeh
jedoch, des Lasttragens müde, hatte sich schon in aller Frühe
auf und davon gemacht und war ohne alle Nachricht von mir
bei Sa l a angekommen. Ein an Letztem adressirter Brief war
dem Inhalt des Kistchens beigefügt.
Ich hatte nun keine Ruhe mehr und war sofort entschlossen,
auf gut Glück abzureisen, um Sa l a so rasch wie möglich aus
seiner peinlichen Lage zu befreien. Da ich Niemanden finden
konnte, der den direkten Weg von der Mission nach Soforeh
Place kannte, so war ich genöthigt, den mir bekannten Weg
(freilich einen Umweg) über Bavia einzuschlagen. Ich füllte nun
meine Reisetasche mit Reis, belud mich aussei dem mit einigen
Büchsen Fleisch etc., und Mr. D a y versprach mir, um jeden
Preis am ändern Tage mehr Proviant und später, so bald wie
thunlich, alles Uebrige nachzusenden.
Gerade als ich Abschied nehmen wollte, kamen D u w e i und
unser boy B ebeh mit einem Briefe von Sa l a an, worin
derselbe schrieb, dass er seit meiner Abreise krank sei und
nichts mehr zu essen habe, und dass er, wenn diese Zeilen
mich nicht fänden, am nächsten Tage die Station verlassen und
zurükkehren müsse. Ich liess den beiden Boten etwas Essen
verabreichen und' packte inzwischen ein Kistchen voll Lebensmittel
als Traglast für D u w b I , den ich für seine Trägerdienste
gut zu: belohnen versprach. Dann marschirten wir ab, in der
Hoffnung, auf einem Parforcemarsche noch am gleichen Tage,
Bavia recht sliegen lassend, die schon mehr genannte einsame
Farm auf: dem Wege nach Soforeh Place zu erreichen.
Aber schon hinter der Niederlassung Ar thington, bevor wir
noch den grossen Urwald betreten hatten, erklärte D u w e i , heute
nicht weiter gehen zu wollen, da wir die oben genannte Farm
vor Einbruch der Nacht — es mochte etwa 2 Uhr Mittags sein —
doch nicht mehr erreichen könnten. Nach langem, fruchtlosem
Hin- und Herreden beschloss ich endlich, mit B e be h allein zu
gehen, als D u w e i versprochen hatte, am ändern Morgen mit
seinem Kistchen nachzukommen. Um bequemer geben zu können,
übergab ich B ebeh meine volle Reisetasche und miethete
in der Pflanzung, auf der wir uns gerade, befanden, einen Mann,
der am ändern Tage das Kistchen B e be h’s nächbringen sollte.
Dann begaben wir uns auf den Weg.
Bis zu der genannten Negerferm ist die ganze Strecke ein
einziger, ununterbrochener Urwald ohne irgendwelche menschliche
Ansiedlung. Mit raschen Schritten- eilten wir unaufhaltsam vorwärts,
nicht Schwierigkeiten noch Hindernisse achtend. Keine
Anstrengung wurde gespart, um mit Einbruch der Nacht die
Farm zu erreichen und am nächsten Morgen möglichst früh auf
unserer Jagdstation anzukommen. Vergeblich! Die Wege waren
infolge des vielen Regens schlecht und gar oft durch umgestürzte
Baumstämme, die gewöhnlich in ihrem Sturze ein ganzes Stück
Wald mit sich niederreissen, verlegt,, so dass wir bei der bereits
eingetretenen Dämmerung, um nur vorwärts zu kommen, mit