welche die Nähe von Flussmündungen verriethen, und gaukelnde
Schmetterlinge, metallglänzende Käfer, zarte Libellen und summende
Bienen brachten uns die ersten Grüsse von dem lang
ersehnten, nahen Festlande.
Doch dichter und dichter trieben uns Strömung und Wind
der Rhede zu. Die ganze Küstenlinie, soeben kaum in groben
Umrissen sichtbar, zeigte sich jetzt im denkbar üppigsten Grün.
Schlanke, üederblättrige Palmen, fremdartige Baumgestalten
mit schirmförmigen Kronen (Tamarinden), und hie und da ein
weissrindiger, kahler Bombax (Wollbaum), der eben erst sein
altes Blätterkleid abgeworfen, nebst tausend ändern Merkwürdigkeiten
hielten unsere Neugierde wach. Zu unserer Linken,
im Norden, erblickten wir hinter einer langen, kahlen Sandbank
die weite Mündung des mächtigen St. Paul, hinter einer ändern,
mitten in der malerischen, durch das Vorgebirge gebildeten
Bucht, die Mündung des Messurado Rivers, und rechts von uns
peitschten mit Donnergetöse die Wogen den weit vorspringenden,
mit riesigen Felstrümmern besäeten Fuss des schon genannten
Vorgebirges.
Von der Rhede her kamen in ihren kleinen Canoes sechs
Kruneger gerudert, und bald darauf kletterten sie mit Affen-
behendigkeit die Schiffswand empor und sprangen über die
Brustwehr an Deck, dem Kapitän ihre Dienste anzubieten. Es
ist ein wahrer Genuss, diese kräftig gebauten, nackten Gestalten
mit, ihren offenen, lachenden Gesichtem zu sehen, und man
weiss kaum, was man an ihnen mehr bewundern soll, ob die
Kraft und Elasticität, die jede ihrer Bewegungen zum Ausdruck
bringt, oder die Geschicklichkeit, mit der sie ihre schmalen,
aus einem einzigen Baumstamm zierlich ausgehöhlten Canoes
pfeilschnell über die bewegte Wasserfläche dahinjagen. Gar
manches Vorurtheil, das der Europäer gegen die schwarze Rasse
hegt, wird durch solch eine erste Begegnung wankend gemacht,
man fühlt ein warmes Interesse für diese bronzebraunen Naturmenschen,
die Kraft, Intelligenz und freundliches Benehmen in
sich zu vereinigen scheinen. Schade nur, dass dieser erste günstige
Eindruck bei späterer, genauerer Bekanntschaft nur gar -zu oft
einem weniger günstigen Urtheile weichen muss!
Gegen Abend rasselten wieder, nach beinahe acht langen Wochen,
unter den monotonen Gesängen der Matrosen die schweren Ankerketten;
das Schiff legte sich vor dem Anker in den Wind - wir
waren auf der Rhede von Monrovia.
Erst am ändern Morgen kam Herr W igm a n , damaliger Chef
der holländischen Faktorei und stellvertretender Consul, in einem
der schweren Brandungsboote an Bord, um uns abzuholen. Obschon
die Brandung bei Monrovia eine der wenigst gefährlichen der
ganzen liberianischen Küste ist, so zieht man doch als Neuling
unwillkürlich den Hut tiefer in die Augen und klemmt sich an
die Sitzbank fest, wenn das Boot in.die Brandung kommt und
wie eine Nusschale auf und nieder geworfen wird. Da die See
tiefer in der Bucht' ziemlich seicht ist, müssen die Schiffe auf
eine halbe bis eine ganze Meile von der Küste ankern, um auch
bei niedrigem Wasserstande flott zu bleiben. Parallel mit der
flachen Küste ziehen sich Untiefen hin, die eine bedeutende
Brandung verursachen. Ueberdies liegt quer vor dem Messurado
River eine lange Sandbank (bar) mit einer verhältnissmässig sehr
schmalen Oeffhung, dem sogenannten barmouth, die man passiren
muss, um in den Fluss hinein und so zum Landungsplätze der
Faktoreien zu gelangen. Obschon nun, wie gesagt, die Brandung
bei Monrovia nicht gerade gefährlich ist, so kostet sie doch fast
alljährlich einige der schweren in Europa besonders zu diesem
Zwecke gebauten Kielboote. Es wurde uns daher gerathen,
unsere Bagage nicht einem einzigen Boote anzuvertrauen, sondern
diese auf eine Reihe von Fahrten zu vertheilen, damit ein
etwaiges Unglück weniger fühlbar werde. Unser Landungsboot
war mit sieben jungen, kräftigen Krunegern bemannt, die mit
stählernen Muskeln ihre schweren Riemen handhabten, während
ihr Chef (fteadman) am Steuer sass. Erst gieng alles gut, da wir
durch die immer näher heranrückende Landschaft so gefesselt
wurden, dass wir das durch den immer kürzer werdenden
Wellenschlag verursachte Schaukeln kaum bemerkten. Doch ehe
man sich’s recht versah, sass man in der Brandung. Das Boot
wurde heftig auf und niedergeworfen und-richtete sich vorn hoch
auf, während sein Hintertheil sich in ein tiefes Wellenthal senkte.
„Pull on, boys, pull on!” rief unser weisser Begleiter den schweiss