geflüchtete Vey-Leute Bericht, dass die Kosso einen Yorstoss
nach dem Mahfa River vorbereiteten und -wahrscheinlich die Plätze
Caba und' Sauwira anfallen würden. Führten die Kosso diesen
Plan wirklich aus, dann war uns der Rückweg nach Robertsport
abgeschnitten. Darum beschloss ich mit J ackson, Kissicoro schleunigst
zu verlassen und nach Robertsport zurückzukehren. Es war
die höchste Zeit, denn Tags darauf wurde Johny belagert
Und kurz nachher durch Kriegslist genommen und verbrannt,
Caba, dessen Bewohner rechtzeitig nach Gonnama entflohen
waren, wurde geplündert, worauf sich der Feind wieder nach
Besseh zurückzog.
Einige Wochen später, zu Anfang August, nachdem die Bewohner
von Caba, oder wenigstens dessen wehrbare Männer,
zurückgekehrt waren, entschloss ich mich, meine Station für
einige Zeit dorthin zu verlegen. Bei unserer Ankunft war man
gerade beschäftigt, starke Barrikaden zu bauen, und auf zwei
miles im Umkreise hallten die Wälder von den Axthieben und
dem Geschrei der Leute wieder, die mit fieberhafter Eile das
Material zum Barrikadenbau herbeischleppten, während Andere
die schweren Palissaden in den Boden einpflanzten und durch
Dornen, Rotang und Lianen zu einem soliden Ganzen verbanden.
Die sämmtlichen Arbeiten wurden durch einen Kriegsoberstendes
Königs Mo r a n a -geleitet, der, ohne sich nur einen Augenblick
Ruhe zu gönnen, von einem Punkte zum ändern eilte, und
gelegentlich selbst mit Hand anlegte. Er war ein grösser, starker
Mann, ein wahrer Eisenfresser mit finster dreinschauendem Gesichte,
das durch die zwei Reihen spitzgefeilter Schneidezähne und die
unheimlich blickenden Augen einen beinahe thierisch wilden
Ausdruck gewann. Seine Kleidung bestand aus einem um die
Hüften gebundenen Taschentuch und einem regenschirmgrossen
Hute von Grasgeflecht, und in seiner Rechten trug er ein gewaltiges
Kriegsschwert.
Sämmtliche Frauen und Kinder, sowie kampfunfähige Leute
sollten bis zur Vollendung der Palissadenwerke in Gonnama
bleiben. Der Häuptling wies mir eine leerstehende Hütte, die
aber für einen Yiehstall beinahe zu schlecht gewesen wäre, als
Wohnung an. Als ich ihn darüber zur Rede stellte, liess er mich,
wie früher König P eter in Fali, selbst wählen. Da die Wahl
aber auf eine bewohnte Hütte fiel, liess er deren Bewohner ohne
viel Federlesen’s auf die-- Gasse setzen und meine Bagage hinüberschaffen.
Der Platzkommandant schien gar keine Ruhe nöthig
zu haben, denn so sehr er sich auch den Tag über an den
Barrikaden abgemüht hatte, erschien er doch wohl 5—6 Mal
während, der Nacht in der Thüre jeder Hütte, um die Schläfer
zu wecken und zur Wachsamkeit .anzuspornen.
Eines Tages wurde ich auf der Jagd von einem heftigen
Fieberanfall überrascht, und konnte mich mit Aufbietung aller
Energie nur bis an einen Creek schleppen, an dem ich bewusstlos
liegen blieb. Unglücklicherweise war ich damals allein, da ich
meinen Jagdburschen mit einer geschossenen Antilope auf einem
kürzern Wege nach der Station zurückgesandt hatte.
Ein des Weges kommender Mann fand mich und brachte mich
in einem herbeigeholten Canoe nach Caba zurück. Dort erwachte
ich unter J ackson’s Sorge wieder, bekam aber noch am gleichen
Abend einen zweiten Anfall und blieb darauf zwei Tage lang
bewusstlos liegen. J ackson packte nun, da ich nicht mehr zu
erwachen schien, alle Sachen zusammen und brachte mich im
Canoe nach Robertsport zurück, wo ich wieder zur Besinnung
kam und nach meinem Hause geschafft wurde. Dies war
in der zweiten Hälfte des Juli, während der.mehrerwähnten,
kleinen Trockenzeit. Meine Kräfte waren nun vollständig erschöpft,
und es dauerte einige Wochen, bis ich mich wieder etwas
urholt hatte.
Während dieser Zeit war der Feind aufs Neue an den Mahfa
River vorgerückt, belagerte, obwohl vergeblich, das mittlerweile
stark befestigte Caba und plünderte und verbrannte das Dorf
Sauwira, ohne dass es der sofort anrückenden, liberianischen
Compagnie aus Robertsport gelang, den Feind zum Stehen zu
bringen. Die Bewohner des Platzes konnten sich noch rechtzeitig
.nach Robertsport retten.
Grössere Ausflüge in die vom Feinde besetzten Gegenden zu
machen, war nun nicht mehr rathsam, und so wartete ich denn
mit Verlangen auf den Anbruch der Trockenzeit und den auf
diese Letztere prophezeiten Friedensschluss. Die Trockenzeit kam,