Tochter M a e y und brachte mir einen Topf heissen Thee von
Guaveblättern, ein Getränk, welches das Stadium des Schüttelfrostes
sowie auch des heissen Fiebers verkürzen und dadurch
dasjenige des Schweisses rascher herbeiführen soll. Dem Andringen
von Frau Demeby nachgebend, liess ich mich nun nach ihrem
Hause hinuntertragen, -woselbst man mir ein Bett zurechtmachte.
Am nächsten Morgen wurde ich schon beim ersten Hahnenruf
wach, nnd da ich mich wieder wohl fühlte und überall durch
die Bitzen in den dünnen Holzwänden Licht eindrang, so stand
ich auf und trat aus dem Hause. Der abnehmende Mond beleuchtete
die Landschaft fast jageshell, und ich beschloss deshalb, nach
Traveller’s Rest aufzubrechen. Leise weckte ich meine boys, die
m der Küche schliefen, liess aufpacken und marschirte ab, ohne
dass jemand im Hause auch nur eine Ahnung davon hatte. Erst
giengen wir eine lange Strecke dem Strande entlang und schlugen-
dann, an den äussersten Vorsprung des Vorgebirges gekommen,
den guten, breiten Weg nach der Congo Town ein, die sich auf
emem Vorsprunge des Gebirges befand. Dort lag noch Alles in
tiefer Ruhe, nur ein paar kleine, rothe Negerhunde folgten uns
bellend , während wir das kleine Dorf durchschritten.
Dieser Platz wird, wie auch Tala am nördlichen Ufer des
Fisherman Lake und einige Dörfer auf den Grassteppen am obern
Ende des Messurado River, durch wirkliche Congoneger bewohnt,
die durch nordamerikanische Kreuzer nahe der Küste von Florida
auf zwei gekaperten Sklavenschiffen gefunden und nach Liberia
gebracht wurden. Sie haben bis heutzutage noch ihre ursprüng--
liehe Sprache und auch theilweise ihre Sitten beibehalten, sind
aber zum grossen Theil Christen geworden und betrachten sich
selbst als civilisirte Liberianer, während diese Letztem sie nicht
als Ihresgleichen anerkennen.
Hinter Congo Town führt der Weg erst durch Kassavefelder und
dann durch niedriges Gebüsch, und da er die vielen kurzen, von
Wildbächen durchflossenen Thälchen, die sich vom Fusse des
höchsten Bergkammes nach der See hinunter erstrecken, rechtwinklig
schneidet, so ist er sehr uneben und oft schwer zu
finden. Schliesslich traten wir in den Hochwald ein, gerade als
der Mond sich hinter eine dichte Wolkenwand zurückzog. Eine
Weile tasteten wir uns, jeden Augenblick über Lianen und
knorrige Wurzeln stolpernd, weiter, doch schliesslich mussten
wir alles weitere Vorrücken aufgeben und legten uns nieder,
um den Anbruch des Tages abzuwarten. Wir mochten eine gute
Weile geschlafen haben, als ich durch eine schwere Baumfrucht
aufgeschreckt wurde, die auf meinen Bauch herunterfiel. Als
ich aufschaute, bemerkte ich, dass oben in den Kronen das
erste Morgengrauen sich zeigte- und sah zugleich eine bedeutende
Anzahl Affen, die wahrscheinlich in dem Baum übernachtet
hatten,. auf den Aesten hin- und herlaufen. Die boys links
und rechts schnarchten noch tüchtig drauf los, als ich nach der
neben mir liegenden Flinte griff. Der Schuss krachte, und während
meine Leute entsetzt aufsprangen, stürzte das getroffene Thier
dicht neben uns zur Erde nieder. Es war ein junger Weissnasenaffe
(Gercopithecus büttikoferi), eine neue Ar t , die wir früher
bereits am St. Paul entdeckten und die auch in dieser Gegend
ziemlich häufig war. Da die Morgen- wie auch die Abenddämmerung
in den Tropen bekanntlich sehr kurz ist, so waren wir
auch bald im Stande, unsem Weg wieder zu verfolgen, so dass
wir kurz nach Tagesanbruch auf der Station ankamen, wo
J ackson uns mit Ungeduld erwartete.
Obgleich mir nun vorerst hinlänglich mit Lebensmitteln versehen
waren, wurde doch der Affe, nachdem er abgehäutet war, für das
Frühstück zubereitet. Ich liess das Fleisch erst etwas abkochen,
wodurch es den widerlichen Affengeruch verlor, und dann die
schönsten Stücke in Palmöl braten, während der Rest zu einer Art
Hasenpfeffer, einem unserer Lieblingsgerichte, verwendet wurde.
Noch am nämlichen Tage erhielt ich Bericht, dass in der Nähe
von Robertsport zwei grosse Schildkröten gefangen worden seien
und ich kommen müsse, um dieselben zu kaufen. So machte
ich mich denn auf den Weg durch das Gebirge, wobei J ackson
mich begleitete. Unterwegs schoss ich einen grossen, rothen
Stummelaffen, zufällig gerade als er auf bedeutenden Abstand
aus einem Baum in den ändern hinübersprang. Dieser glückliche
Schuss imponirte J ackson ausserordentlich, so dass er, kaum in
Robertsport angekommen, nichts Eiligeres zu thun wusste, als
Jedem davon zu erzählen, der es nur hören wollte. Wir kamen