beinahe einer Stunde Wartens hörte man’s denn oben in den Aesten'
krachen, und mit einem schweren Plumps, als ob er in den
Erdboden hineinschlagen müsste, lag er vor unsern Füssen. Es
war ein Prachtkerl von 40 Pfund Gewicht, mit dem dieser Art
eigenthümlichen, fratzenhaften, kohlschwarzen Gesicht, tief unter
vorstehenden Jochbogen liegenden Augen, kleiner, eingedrückter
Nase, kräftigem Gebiss und vorstehendem Kinn. Den Affen
durch einen meiner boys tragen lassend, trat ich nunmehr den
Rückzug nach Fali an. Vor dem äussersten Thore angekommen,
bedeutete mir einer der Stadtältesten, dass nach einem alten
Gesetze (country-law) Affen, als unreine Thiere, nicht in die Stadt
hineingebracht werden dürften. Da mir Aehnliches an ändern Orten
auch schon vorgekommen war und ich die Strenge solcher Gesetze
kannte, so dachte ich nicht einmal daran, die Intervention des
Häuptlings einzurufen, legte den Affen ausserhalb der Barrikaden
auf einen Holzstoss und häutete ihn mit meinem Jagdmesser
ab. Den Cadaver schnitt ich in Stücke und konnte nachher Haut
und Fleisch unbehelligt in die Stadt bringen lassen. Hier präparirte
ich die Haut für meine Sammlung, liess ein schönes Stück Fleisch
für mich braten, einige andere räuchern, und den Rest vertheilte
ich unter meine Begleiter, während J ackson von einem Einge-
bornen für die Eingeweide ein Quantum Reis eintauschte. Auch
in Fali wurde von vielen Leuten Affenfleisch als ein grösser
Leckerbissen betrachtet. Ich selbst huldige freilich, wenigstens
gegenwärtig, dieser Ansicht nicht, obwohl ich nicht verhehlen
kann, dass es eine Zeit gab, in der ich beinahe täglich Affenfleisch
ass und dasselbe sogar vortrefflich fand.
Während einiger ziemlich unergiebiger und ereignissloser Jagdtage
besuchte ich auch die Golah-Stadt Canga und deren stotternden
Häuptling Da uw a n a , den- ich bereits in Gonon kennen gelernt
hatte. Canga liegt etwa anderthalb Stunden nördlich von Fali in
ebener Gegend und übertrifft letztere Stadt bedeutend an Grösse.
Mit König Da uw an a hatte ich in Gonon auf eigenthümliche Weise
Bekanntschaft gemacht. Auf seiner Durchreise hatte er nämlich von
meiner Anwesenheit gehört und vom Häuptling J ohn vernommen,
dass ich im Besitze von Branntwein sei. Er unterliess darum als
grösser Verehrer einer Herzstärkung nicht, mich zu besuchen und
einzuladen, nach Canga zu kommen, um einige Zeit sein „Fremdling”
zu sein. Ein gewöhnliches Trinkglas voll Dschi kimali
(wörtlich kaltes Wasser1)), das ich ihm anbot, leerte er zur
Hälfte in einem Zuge und bot die andere Hälfte den vier oder
fünf Männern an, welche sein Gefolge bildeten. Darauf wünschte
er eine Flasche dieses Getränkes, das ihm so gut mundete, zu
kaufen und bot mir dafür vier Hühner an, von denen er Eines,
das er zufällig mitführte, als Abschlagszahlung übergab und die
drei fehlenden am nächsten Tage zu senden versprach. Es sei
gleich hier bemerkt, dass mir seine fürstliche Durchlaucht dieselben
bis zum heutigen Tage schuldig geblieben ist.
Dauwana empfing mich bei unserer Ankunft mit der grössten
Liebenswürdigkeit, war aber durchaus nicht zufrieden, als ich
ih-m sagte, dass ich am gleichen Tage nach Mr. Bröwn’s Place,
einem eine halbe Tagreise landeinwärts gelegenen Golah-Dorfe Weiterreisen
werde. Dauwana ist in seiner Art ein wahres Original,
ein langer, dürrer .Fünfziger, einäugig und in hohem Grade
stotternd. Sein rechtes Auge hat er, wie man mir sagte, in
einem Kriege gegen den Vey-König Ba r lah durch einen Schuss
verloren. Weit und breit ist er geachtet wegen seinen Gerechtigkeit,
gefeiert als muthiger Krieger und gefürchtet wegen seiner
Strenge, mit der er selbst kleine Vergehen zu strafen pflegt. Er
scheint sich von Jugend an planmässig abgehärtet zu haben, und
nie hat man ihn das bei Häuptlingen übliche Umschlagtuch, ein
Hemd oder auch nur eine Mütze tragen sehen. Ein einfaches, nach
Negerart um die Lenden geschlungenes Taschentuch ist stets seine
einzige Kleidung geblieben, und er scheint auf diese Einfachheit
in der Kleidung nicht wenig stolz zu sein. Gegen seine Untergebenen
ist er sehr gerecht und lässt sich nie herbei, wegge^
läufene Sklaven, die bei ihm ihre Zuflucht suchen, wieder auszuliefern
, wenn sie sich bei ihm gut aufführen. Er versäumt jedoch
nicht, nach allgemeinem Gebrauch einen zugelaufenen Sklaven
an den Block zu legen, bis dessen Herr kommt, um ihn zurückzufordern.
Kommt dann der Eigenthümer, um seinen Sklaven
") Ebenso wie wir in Europa, pflegen auch die Neger den Branntwein
mit irgend einem Spitznamen, wie Kaffee, Medizin u. dgl. zu benennen.