sind viele Variationen möglich. Gewöhnlich sind die ersten
Symptome derart, dass sie eher von Ändern als vom Patienten
seihst bemerkt werden. Der Fiebercandidat wird erst ohne alle
äussem Ursachen einsilbig; er verliert die Theilnahme an der
laufenden Unterhaltung; sein Gesicht scheint schmäler und länger
zu werden, die Nasenflügel fallen ein, die Hautfarbe wird fahl.
Das Blut zieht sich aus den peripherischen Gefässen zurück, die
Haut wird schlaff und bedeckt sich mit kaltem Schweiss, die
Nägel der Finger werden weiss, dann die Fingerspitzen, nach
und nach auch Hände, Nase und Ohren. An Armen und Beinen
bekommt man Gänsehaut, ein intensives Kältegefühl überläuft
den Bücken; man bekommt den Eindruck, als ob einem die
Haare zu Berge ständen, und wenn man mit der Hand darüberstreicht,
ist es, als ob aus jedem Haar ein elektrischer
Funke spränge. Ein unwiderstehliches Gähnen und ein Recken,
als ob der ganze Körper aus den Fugen gehen müsste, bemächtigt
sich des Patienten; die Stimme wird unsicher und zitternd; die
Zähne klappern; den ganzen Körper befällt ein krampfhaftes
Zittern; der Appetit ist gänzlich verschwunden - das erste
Fieberstadium, der Schü t t e l f r os t , ist eingeleitet.
In der Regel folgen alle die genannten Ersöheinungen so rasch
auf einander, dass zum Durchlaufen der ganzen Reihe kaum
eine halbe Stunde nöthig ist. Gewöhnlich legt man sich dann
zu Bette, lässt sich, da man vor Kälte — bei einer Lufttemperatur
von 30° Celsius¿A* am ganzen Leibe zittert, möglichst
warm zudecken und trinkt heissen Thee von Guaveblättern u.
dgl., bis sich allmälig das Frostgefühl verliert und nach etwa
1—2 Stunden das zweite Stadium, die Hit'ze, sich geltend
macht. Während dieses Stadiums, das ebenfalls eine Stunde'
oder länger dauern kann, stellen sich brennender Durst und
heftige Kopfschmerzen ein; die Haut ist stark geröthet, glühend
und trocken. Die Fiebertemperatur steigt in schwerem Fällen
bis auf 42° C., eine Hitze, die in Europa bei schwerem Typhus
erreicht wird und für das Leben des Kranken fürchten lässt.
Nach und nach nimmt die Trockenheit der Zunge und des
Gaumens ab, die Athmung wird freier, die Haut feucht, und
es beginnt das dritte und letzte Stadium, der Schweiss-
Während dieses letztem lassen die Kopfschmerzen nach, und
ein Gefühl des Wohlbehagens kehrt ein, dem bald unter reichlicher
Schweissabsonderung ein erquickender Schlaf zu Hülfe kömmt.
Nachdem der Anfall auf diese Weise seinen Abschluss gefunden
hat, steht man, obgleich gewöhnlich wie gerädert, wieder auf,
geht seiner Beschäftigung nach und sucht durch angemessenen
Chiningebrauch zu verhindern, dass die Anfälle täglich oder je
um den ändern oder dritten Tag um dieselbe Stunde wiederkehren.
Die täglich sich wiederholenden Anfälle sind die gewöhnlichsten
und werden allgemein für leichter gehalten als diejenigen,
die einen oder zwei Tage überspringen.
Bei grösser Schwäche, namentlich nach langjährigem Aufenthalte
in diesen Gegenden, kommt es mitunter vor, dass der
Betreffende, der sich eben noch, ohne Ahnung von einem im
Anzug befindlichen Fieberanfall, lebhaft an der Unterhaltung
betheiligt hatte, plötzlich ganz konfuse Antworten giebt, nach
und nach allerlei wirres Zeug schwatzt und endlich, sitzen
bleibend und mit offenen Augen, zu deliriren anfingt, worauf,
man ihn dann entfernt und zu Bette bringt.
Es wäre nicht unmöglich, dass das blosse Lesen dieser Auseinandersetzungen
bei einem zartbesaiteten Gemüthe eine leichte
Anwandlung von Schüttelfrost verursachen könnte. So schlimm
ist aber die Sache nicht. Wohl hatten wir mehr als genug dieser
stark ausgesprochenen Fälle zu bestehen, doch allein direkt nach
anstrengenden Märschen oder Canoefahrten durch Sumpfgebiet
während der heissen Tageszeit. Bei mehr geregelter Lebensweise
in unsern Jagdstationen und weniger Gelegenheit zu übergrosser
Anstrengung verliefen die Anfälle, wiewohl nicht geringer an
Zahl, leichter und ohne bedeutende Störung und plötzlichen
Kräfteverlust. Wir legten uns eben hin, liessen den ersten
Anfall vorübergehen, nahmen dann unsere Arbeit wieder auf
und griffen, um weitern Anfällen möglichst vorzubeugen, zu
dem Universal-, wenn auch nicht, wie Manche glauben, Radikalfiebermittel,
Chinin.
Nach dem bisher Gesagten braucht es durchaus nicht aufzufallen,
dass sich das Blut nach und nach verschlechtert und
endlich ganz wässerig und so gut wie unbrauchbar wird. So