nissmässig früh zurück und begab mich zur Ruhe, doch konnte
ich bei dem fürchterlichen Lärm lange keinen Schlaf finden. Mitternacht
war längst vorüber, als J ackson hereintrat und mich
bat, noch auf einen Augenblick herauszukommen. Es.war nämlich
ein grösser Kriegstanz arrangirt, der von ohrbetäubendem Trommellärm
begleitet wurde. Eigentlich war derselbe mehr eine
theatralische Vorstellung als ein Tanz zu nennen, wobei die
eine Partei die andere erst mit höhnischen Worten und Gebärden
zum Kampfe herausforderte. Darauf folgte ein haarsträubendes
Spiegelgefecht mit blanken Schwertern und Dolchen, dessen
Wirkung auf den Zuschauer durch den düsterrothen Schein
des aufflackernden Feuers noch erhöht wurde. Nachdem dieses
Gefecht eine Weile gedauert hatte, erschien der alte Clabk auf
dem Kampfplatze, auf dem horizontal nach vorn gebogenen
Rücken eines Mannes sitzend, der seine Arme um die Lenden
eines ändern, aufrecht vor ihm gehenden Mannes gesclifungen
hatte. Obschon es auf mich einen unsäglich komischen Eindruck
machte, imponirte offenbar das Reiterkunststück, das Clabk so
geschickt in Scene setzte, ungemein, zumal unter allen Anwesenden
wohl niemand anders als er selbst jemals einen wirklichen
Reiter zu Pferde gesehen haben möchte. Der Vormann hatte eine
Rotangleine als Zügel im Munde, und der- alte Rosselenker, der
im Galopp angesprengt kam, ritt auf die Menge ein, fuchtelte
mit seinem Schwerte furchtbar in der Luft herum und brachte
endlich mit gewaltiger Stentorstimme die scheinbar erbittert
Fechtenden zum Stillstand, worauf das Fest auf meinen Wunsch
als beendet erklärt wurde.
Während der nächstfolgenden Tage gieng ich alle Morgen mit
Jackson, begleitet von einem der Leute Clakk’s , aus, mehr
um die Umgegend genau kennen zu lernen, als um ernstlich
der Jagd obzuliegen. Die Gegend war nur schwach bevölkert
und daher fast gänzlich mit dichtem Wald bedeckt. Nur flussabwärts
machte sie eine Ausnahme, denn dort befanden sich
einige Queah-Dörfer, die ich später manchmal zu besuchen Gelegenheit
hatte. Den Nachmittag über blieb ich meist zu Hause,
um unsere Jagdbeute zu präpariren und empfing Leute, die oft
aus bedeutender Feme herkamen, um mich zu sehen. Mr. Clabk
war ein ausserordentlich liebenswürdiger Gastherr und versah
mich und den ganzen Haushalt mit Lebensmitteln, d.h. mich
und Jackson mit Reis, die Diener mit Kassaven; für den Rest
hatte ich selbst zu sorgen. Wie bereits-gesagt, war er vom
ersten Augenblick an eifrig bemüht gewesen, alle Jäger der
Umgegend, selbst bis auf weite Entfernung, zu bewegen, um
für mich zu jagen, in erster Linie aber mit mir Bekanntschaft
zu machen und zu hören, welche Thiere ich zu haben wünsehe.
Es war nämlich nicht so leicht wie auf meiner ersten Reise,
durch eigenes Jagen grosse Sammlungen zusammenzubringen j
da ich mir vorgenommen hatte, diesmal nur nach seltenen und
unbekannten Thieren zu fahnden und nicht an früher bereits zur
Genüge Gesammeltem meine kurze, kostbare Zeit zu verschwenden.
Ich versprach daher den Jägern, die sich zahlreich einstellten,
für die verschiedenen seltenen Thiere, von deren Vorkommen in
dieser Gegend ich mich bald überzeugt hatte, sehr hohe Preise.
Es dauerte denn auch nicht gar zu lange, bis die Leute mit
allerlei Jagdbeute ankamen, und schliesslich erhielt ich so viel,
dass es mir kaum mehr möglich war, selbst dem edlen Waidwerk
nachzugehen. Da unserer zoologischen Ausbeute ein besonderer
Abschnitt gewidmet werden wird, so brauche ich hier
nicht speciell auf die Besprechung derselben einzugehen.
Ich war nun genöthigt, alle Nachmittage zu Hause zu bleiben;
denn jeden Augenblick konnte das eine oder andere seltene Thier
erwartet werden. Da Clabk-auch fest immer zu Hause war,
so trat er als Dolmetscher auf, wenn ein Jäger mit Beute
ankam, und nachdem der Kauf abgeschlossen war, holte ich
meine Branntweinflasche und kredenzte dem Bringer in .einem
kleinen zinnernen Becher den Jägertrunk. Auch Clabk, der
ein grösser Verehrer von starken Getränken war, erhielt bei
solchen Gelegenheiten seinen redlich verdienten Antheil und war
aus Dankbarkeit stets bemüht, die Thiere so billig wie möglich
für mich einzukaufen. Um seinen Eifer nicht erkalten zu lassen,
sondern womöglich noch zu vergrössern, sagte ich zu ihm, als
er mir eines Tages ein Quantum Reis brachte: „Es ist sehr
liebenswürdig von dir, dass du mich mit meinen Leuten gastfrei
hältst, und dies wird dir einigermaassen vergütet durch das viele