der dicke Hautpanzer eines Elephanten. Weiter drinnen im eigentlichen
Walde fand ich abgedrehte, starke Baumäste mit noch
ganz frischen Blättern. Leider wollte sich keiner der Gesellen
zeigen; überdies fehlte es auch an Zeit, um uns auf eine Begegnung
mit diesen Thieren einzulassen.
Kurz nach der Weiterfahrt schoss ich einen europäischen Uferläufer
(Actitis hypoleucos) und sah die ersten Wittwen-Bachstelzen
(Motacilla vidua). Etwas weiter oben trafen wir wiederum einen
hohen Felsen mitten im Flusse an, worauf der letztere/eine
fest ausschliesslich norwest-südöstliche Richtung annabm
Eine grosse und ziemlich scharfe Biegung nach W, S. W.
machend, sahen wir ganz unerwartet auf geringen Abstand vor
uns einen hohen Berg, dessen'Abhang ungeheuer steil, stellenweise
fast senkrecht, in den Fluss abfiel. Ich schätzte seine
Höhe auf wenigstens 1000'. Seine Hänge sowohl als der Gipfel
waren dicht mit Hochwald bedeckt, dessen über einander sich
aufthurmende Kronen mit den sonderbarsten Farbennüancen vom
dunkelsten Loorbeergrün bis in Roth und Gelb einen wundervollen
Eindruck machten, so selbst, dass meine Ruderer, welchen
schon früher die herrliche, an- den überraschendsten Effekten
überreiche Uferlandschaft sichtlich imponirt hatte, in laute Bewunderung
ausbrachen, ein gewiss starker Beweis für die treffende
Schönheit der Scenerie, wenn man bedenkt , dass gewöhnliche
Naturschönheiten diese Leute meist gänzlich kalt lassen. Es
war wirklich, als ob uns der Weg plötzlich durch eine , ungeheure,
grüne Mauer versperrt würde, ja als ob der Fluss mitten
aus dem Berge auf einmal ans Tageslicht träte. Näher herangekommen,
sahen wir ihn plötzlich den Fuss des Berges entlang
nach N. W. abbiegen. Haushoch hingen, gleich riesigen Tauen,
die Ranken aus den Baumkronen ins Wasser herunter, und
ausgedehnte Partieen waren laubenartig mit dichtem Grün bedeckt.
Unwillkürlich schaute ich nach rechts, wo ich einen ebenfalls
steil abfallenden Höhenzug vermuthete, denn ich konnte mir
im Augenblicke nichts anderes denken, als dass wir ein enges,
durch Erosion gebildetes Thor passirten, und dass sich hinter
dem durchbrochenen Bergrücken ein grosses' Querthal befinden
müsse. Doch sah ich nichts als das gewöhnliche hohe Steilufer,
von dem riesige Bäume ihre Aeste hoch über das Wasser ausbreiteten.
Hätte nicht der Fluss selbst uns vergönnt, den Berg
auf einigen Abstand direkt vor uns zu sehen, dann wären wir
wahrscheinlich ganz ahnungslos an demselben vorbeigefahren.
Dies war zweifelsohne derselbe Berg, den ich schon von Jeh
aus gesehen hatte, und die nachherige Zusammenstellung der Karte
scheint mir zur Genüge zu beweisen, dass es derselbe Berg
is t, den ich von dem hohen Hügel bei Schieffelinsville im
Ostnordosten, von Marshall aus im Nordosten (Gallilee Mountain)
wahrgenommen hatte und der in den Seekarten als Saddle-
Hi l l verzeichnet ist.
Bald nachher hielten wir auf einer breiten Geröllbank am
Fusse des Berges ■Mittagsrast, denn bei dem starken Gefälle war
das Rudern: sehr mühsam geworden, und überdies waren nur
gar zu oft unsere vereinten Kraftanstrengungen erforderlich gewesen
, um das Canoe bald dürch, bald unter oder über die immer
häufiger werdenden Hindernisse wegzuschleppen oder hinzuschieben.
Gar oft lagen dicke Stämme ganz horizontal und
zwar so dicht über dem Wasserspiegel, dass das Fahrzeug
nicht unter ihnen durehpassiren konnte, während wir bei der
grossen Tiefe des Wassers und den senkrecht abfallenden Ufern
keinen Stützpunkt hätten, um demselben über den Stamm
hinzuhelfen. Wir setzten in einem solchen Falle die ganze
Ladung auf den dicken Baumstamm, liessen dann, um den Tiefgang
zu erhöhen, so viel Wasser in das Canoe laufen, als es
fassen konnte, ohne zu sinken, und schoben es unter dem
Stamme durch, worauf es wieder leergeschöpft und beladen
wurde, um, oft nach kurzer Frist, eine andere lästige Procedur
zu untergehen. So mussten wir z. B. einmal, mit Rudern und
Händen eine Sandbank durchgraben um dem Wasser eine andere
Richtung zu geben und das Canoe durch diesen künstlichen Kanal
hinaufzuziehen.
Aus Weflah hatten wir einen etwa kindskopfgrossen, eisernen
Koch topf mitgenommen, und in diesem wurde nun die Hälfte der
in Jeh erhaltenen Kassaven gekocht. Inzwischen nahm ich ein
erfrischendes Bad’ in dem krystallhell über Sand und Kiesel
hinströmenden Flusse und sammelte einige Gesteinsproben (Quarzit)
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