zurückkehren. Nun entstand aber die wichtige Frage, in welcher
Richtung wir fahren sollten. In der Nacht hatte sich nämlich
mit wiedereintretender Fluth das Boot vor dem Anker gedreht
und der Goptain behauptete nun, dadurch getäuscht, steif und
fest, dass das, was ich für flussaufwärts hielt, flussabwärts
sei, und es dauerte, trotzdem man die Brandung der See deutlich
hörte und trotzdem ich ihm erklärte, dass mein Compass
nicht lügen könne, eine geraume Weile-, bis ich ihn von derRich-
tigkeit meiner Ansicht überzeugen konnte. Nachdem wir noch
etwa eine halbe Stunde weiter flussaufwärts gerudert hatten,
ohne aus der Mangrove herauszukommen, kehrten wir endlich
um, und ich war nicht wenig erstaunt, als wir etwas nach
acht Uhr in dem während, der letzten Nacht passirten, vermeintlich
schmalen Creek den breiten Du Queah erkannten! Die
überhängenden, hohen Bäume hatten den Fluss bis auf einen
schmalen Streifen in der Mitte in Dunkel gehüllt und uns dadurch
in eine verzeihliche Täuschung versetzt. Nun erkannten wir auch
etwas weiter unten den grossen Wollbaum und legten unter
seinem weit über den Fluss sich ausspannenden Blätterdäche an.
Mr. W a ru e b , Sohn des früheren Präsidenten der Republik und
hier wohnhaft, erzählte mir nun, man habe uns letzte Nacht
wohl gehört, aber lins für Mr. P ow e ll und seine Leute gehalten,
der die Gewohnheit hätte, auf seiner Reise nach Monrovia während
der Nacht den Junk River hinaufzufahren, und dessen Ruderer
Stets ein grosses Kriegshorn mitnähmen und viel Lärm machten.
Auch hörte ich hier, dass mein Freund Stam p f l i, der mich schon
seit einigen Tagen erwartet hatte, am Fieber darnieder liege. So
rasch wie möglich sorgte ich nun dafür, dass der Inhalt des
Bootes nach unserem ziemlich weit entfernten Hause geschafft
wurde und eilte voraus, um zu meinem kranken Freunde zu
kommen. Dieser war durch heftige Fieberanfälle sehr geschwächt,
doch erholte er sich bei guter Kost ziemlich rasch.
Nachdem die gesammte Bagage angekommen war und wir uns
alle an einem guten Frühstück regalirt hatten, das der Hauptsache
nach aus dem Fleische meiner in Monrovia gekauften Schildkröte
und Reis bestand, beschenkte ich die Mannschaft des Bootes,
worauf sie mit dem freundlichen Mr. Coopeb die Rückreise an trat.
Die beiden folgenden Tage, 19. und 20. December, verwandten
wir auf die Einrichtung unserer Station. Diese bestand aus einem
hölzernen Aufbau, der auf einem etwa sieben Fuss hohen, zu
ebener Erde liegenden, gemauerten Keller ruhte. Eine baufällige
Treppe führte vorn zu der schattigen Piazza, eine andere in den
Hinterraum des Hauses, den back-shed, hinauf. Der Oberraum
war in einen sogenannten parlor, ein kleineres Seitenzimmer und
den back-shed eingetheilt.
Auch der Dachboden war durch eine Bretterwand in zwei
verschiedene Räume getrennt und musste uns als Magazin und
Schlafzimmer dienen. Hinter dem Hause, auf einem grossen,
freien Platze, befand sich ein von sechs Pfählen getragenes
Palmblattdach, unter dem unser Koch sein Regiment zu führen
hatte. Das Ganze war eine liberianische Farmerswohnung, wie
man sie in dieser Gegend überall antrifft, und von meinem Reisegefährten
für ein halbes Jahr zum Preise von 25 Dollars ge-
miethet worden. Während der beiden ersten Tage hatten wir das
Haus voll Besucher, nicht nur Liberianer aus Schieffelinsville,
sondern auch Eingeborne aus den benachbarten Negerdörfem.
Die Umgebung unserer Station war sehr hügelig, und besonders
Einer dieser Hügel, dessen Kuppe abgeholzt war und zwei liberianische
Farmerswohnungen trug, war mir von besonderem
Interesse, da er bei einer Erhebung von etwa 200' über dem
Flusspiegel eine ziemlich unbeschränkte Aussicht auf die Höhenpunkte
des Innern und nach Nordwesten bis auf die Hügel von
Clay Ashland am St. Paul’s River darbot. Da die meisten dieser
Hügel dicht bewaldet waren und keine Aussicht gestatteten,
musste mir dieser Eine als Orientirungspunkt doppelt werthvoll
erscheinen.
Die Niederlassung Schieffelinsville ist über ein grosses Areal
ausgebreitet und liegt auf dem Rücken und am Nordabhang
des Höhenzuges, der sich vom Vorgebirge Messurado die Küste
entlang bis Marshall erstreckt. Der Abstand vom Junk River
bis zum Meere beträgt hier in der Luftlinie etwa zwei englische
Meilen, doch hat man auf den vielfache Windungen beschreibenden
Pfaden wohl anderthalb Stunden zu gehen, um die Küste
zu erreichen. Die Brandung ist sogar während der Nacht, beim