ab und passirten Gonon, ohne uns aufzuhalten. Da es den
ganzen Tag in einem fort regnete, wählten wir, statt nach
Cambama zurückzugehen, den etwas kurzem Weg nach Japaca,
oberhalb Cambama am Japaca Creek gelegen, woselbst wir nach
einem überaus anstrengenden Marsche spät in der Nacht ankamen.
Auf der ganzen Route konnten wir uns keinen Augenblick
Ruhe gönnen. Die Bergbäche waren ausserordentlich hoch ange-
schwollen und die Sümpfe vollgelaufen, so dass ich, ohnehin
von dem anhaltenden Regen und dem nassen Unterholze, das
Einem in den engen Waldpfaden fortwährend in’s Gesicht peitschte,
völlig durchnässt, den ganzen Tag in meinen Wasserstiefeln voll
Wasser marschiren musste.
Unmittelbar vor einbrechender Nacht wurde ich durch die
Geistesgegenwart J ackson’s vor einem Unglück bewahrt. Ich war
zufällig für einige Zeit der Erste in der fünfgliedrigen Karawane —
Dr. R obebts war schon früher nach Robertsport zurückgekehrt —
und eilte, so rasch meine Kräfte und der mühsame Weg es
erlaubten, vorwärts, um womöglich noch vor gänzlichem Dunkelwerden
Japaca zu erreichen, das nach den Aussagen meiner
Leute nicht mehr allzufern von uns liegen sollte. Da sah ich
zufällig nahe vor mir in einem niedrigen Baume eine dunkle
Masse sich bewegen, und weil ich mich während dieser ganzen
Reise in Gedanken mit Chimpansen beschäftigt hatte, so war nichts
natürlicher, als dass ich diese Masse für einen Chimpansen hielt,
der sich, wie mir vorkam, an den Baumstamm drückte, um unsere
Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken. Yoller Erregung über
das unerwartete Jagdglück riss ich die Büchse von der Schulter,
schlug an, zielte und — im Momente des Losdrückens fiel ein
wuchtiger Schlag auf meinen Gewehrlauf, so dass der Schuss
ein paar Schritte vor mir in den Boden fuhr. J ackson nämlich,
der auf kurzem Abstand hinter mir marschirte, hatte mit seinem
geübten Auge in dem dunkeln Gegenstände gleich einen Neger
erkannt und im äussersten Augenblicke durch den Schlag meinem-
Schüsse, den er nicht mehr verhindern konnte, eine andere
Richtung gegeben. Es stellte sich nun gleich heraus, dass der
bewusste Neger aus Japaca' kam und beschäftigt war, Rotang
zu schneiden, den er zum Bau seiner Hütte nöthig hatte. Unter
der Führung meines Pseudo-Chimpansen, der sich bald von
seinem Schrecken erholt hatte, setzte unser Zug sich nach kurzem
Aufenthalte wieder in Bewegung.
Dicht hinter Japaca hatten wir eine jener mehrerwähnten,
gebrechlichen Gabelstockbrücken (monkey-bridges) von 200 Schritt
Länge zu passiren, die über einen breiten,-von einem tiefen Creek
durchzogenen Morast führte. Die Nacht war bereits hereingebrochen,
als wir die Brücke betraten, und als wir tastend und suchend
etwa die Mitte erreicht hatten, stürzte sie an einer morschen
Stelle ein, so dass wir, einige Nachzügler abgerechnet, tief in
den schwarzen Schlamm einsanken. Auf unsere Hülferufe
erschienen ■ bald aus dem an der ändern Seite des Sumpfes
liegenden Japaca zahlreiche Männer mit Feuerbränden. Nachdem
sie unsere Lage übersehen, holte man schnell einige bambu-sticks
(die langen Blattrippen der Weinpalme), hielt uns dieselben zum
Greifen hin und zog uns so aus dem Schlamme, worin wir ohne
diese rasche Hülfe sehr wahrscheinlich elend umgekommen wären.
In der Stadt wies‘mir die wohlbeleibte Königin Sandimany,
die dort, ein seltenes Beispiel von Frauenherrschaft, schon seit
Jahren mit straffer Hand- das Scepter führt, ihr bestes Haus
zur Wohnung an, mit einem Zimmer, das auffälliger Weise mit
Tisch, Stühlen und einem ordentlichen Bett versehen war. Ich
liess darin sofort ein gutes Feuer anlegen, entledigte mich der
schlammgefüllten Kleider und hüllte den ganzen Körper , nachdem
mein Diener ihn tüchtig frottirt und in Ermangelung
von Rum mit Gin (Kornbranntwein) eingerieben hatte, in einen
grossen, von Sanbimany geliehenen Negershawl. Am ändern
Morgen, dem 30sten Juni, machte ich, obschon die Beine beinahe
ihren Dienst versagten, einen Rundgang durch die Stadt.
Diese mochte etwa 40 grösstentheils sehr gut erhaltene Häuser
zählen; sie besass keine Festungwerke.
Unter grossen, schuppenartigen Gebäuden, sogenannten kitchens,
waren zahlreiche Sklaven beschäftigt, Palmöl zu bereiten und
Palmnüsse aufzuklopfen. Auch hier sah ich wieder einige Sklaven
mit schweren Ketten um den Hals und die Füsse im Block.
Sandimany ist in der ganzen Gegend als strenge Herrscherin
bekannt und lässt nicht mit sich scherzen. Der treffendste Beweis