In C ab a , einer ärmlichen Stadt am linken Ufer, wurde angelegt,
und die Ruderer kochten ihr Abendessen. Es war freilich dazu
noch viel zu früh, aber die Leute hatten keine Ruhe, bis sie
einen für mich werthlosen Affen, den- ich auf der Fahrt von
einer am Ufer stehenden Oelpalme heruntergeschossen, geschlachtet
und verspeist hatten. Bei diesen Negern, die alles, was nur
einigermaassen auf den Namen Thier Anspruch machen kann, in
die Pfanne stecken, bevor es noch gut die Augen geschlossen h a t,
war eine solche Hast begreiflich, und da ich zudem ihre ganz
besondere Vorliebe für Affenfleisch kannte, so entsprach ich diesem
Wunsche doppelt gem. Die Zubereitung war äusserst einfach.
Während die Einen den Topf mit Wasser aufs Feuer setzten,
sengten die Uehrigen dem Affen über dem Feuer die Haare ab,
schnitten ihn dann in Stücke und warfen diese in das bereits
brodelnde Wasser. Nach weniger als einer Stunde schon präsen-
tirte mir der headman (Steuermann) der glücklichen Ruderer eine
gargekochte Schulter nehst einer Schale voll Palmwein, von dem
er mehrere Kalebassen voll gegen die Eingeweide des Affen eingetauscht
hatte.
Gegen Abend fuhren wir wieder ah, und unter lautem Gesang,
Lachen und Scherzen ruderten die Neger die ganze, mondhelle
Nacht tüchtig flussaufwärts. Die Ufer wurden, je weiter wir
kamen, immer höher, die Uferlandschaffc stets romantischer.
Bei Anbruch der Nacht passirten wir, kurz oberhalb des Negerdorfes
Gongocoro, den von Westen her einmündenden, breiten
und schwarzen Glima Creek. Mit einem Silberlichte, wie es nur
den schönen Tropennächten eigen ist, beleuchtete die volle Mondscheibe
Fluss und Ufergelände r dessen breitkronige, überhängende
Bäume phantastische Schlagschatten auf die unter den taktmässigen
Ruderschlägen zitternde Wasserfläche zauberten, und von den
hohen Ufern sahen wir die gespensterhaften, dunkeln Umrisse
der stark befestigten Städte Jo hny und Dja rduby hernieder-
schauen.
Gegen den ändern Morgen fanden wir den Fluss enger und die
hohen Uferwände näher zusammengerückt. Ueber das Wasser
hinausgestürzte Baumstämme versperrten dann und wann dem
schlanken Canoe den Weg; herrlich blaue Eisvögel huschten über
das Wasser hin; hochbeinige Sporntügelkibitze (.Lobivaneäus
albiceps) mit langen, von den Wangen herabhängenden Hautlappen
, spazierten auf dem Rande der grossen, in den Biegungen
des Flusses angeschwemmten Sandbänke auf und ab, und ein
Schlangenhalsvogel starrte, auf einem niedergestürzten Baumstamme
sitzend und- den scharfen Schnabel zum tödtlichen
Stosse bereit, unverwandt in das vorbeifliessende Wasser. Jeden
Augenblick sassen wir auf einem unter Wasser verborgenen
Baumstamm, einem Felsen oder einer Sandbankfest, und mussten
die Ruderer dann ins Wasser springen, um das Canoe wieder
flott zu machen — ein gewöhnliches Hinderniss bei derartigen
Flussiährtcn während der Trockenzeit.
Um acht Uhr morgens kamen wir endlich am Landungsplätze
von Cobolia an. Auf der grossen Sandbank, wo die Canoes
anlegen, waren viele Frauen und Mädchen in Eva’s Kostüm
mit dem Waschen ihrer primitiven Toilette beschäftigt. Alle
betrachteten mich mit der grössten Neugierde,, denn sie hatten
wohl viele liberianische Mulatten, aber noch kaum jemals einen
Weissen gesehen. Ich liess die Ruderer meine Sachen nach der
Stadt tragen, die etwas abseits, auf einer kleinen Anhöhe am
rechten Ufer lag. Dort angekommen, wurde ich von einem
zufällig anwesenden, liberianischen Zwischenhändler (trader). aus
Robertsport nach dem königlichen Palaverhause begleitet, wo
ich die Ehre hatte, ohne langes Antichambriren der schwarzen
Majestät vorgestellt zu. werden.
König Mobana Sando (sein englischer Name ist Saudpish) war
ein mittelgrosser, aber stark gebauter, etwas korpulenter Mann
mit greisem Haupthaar und eben solchem, kurzgeschorenem
Schnurrbärtchen. Er trug nach dortiger Sitte ein weites- Gewand
von inländischem Baumwollzeug (country Gloth)> in schönem
Faltenwürfe über die linke, Schulter und. um den Leib-geschlungen,
und auf: dem Kopfe eine kleine Mütze von Löwenfell, die er
wohl von einem Mandingo erhalten haben mochte/ Seine ganze
Erscheinung machte einen sehr angenehmen Eindruck, welcher
durch das herzliche Lachen, zu dem sich gelegentlich das intelligente
Gesicht verzog und dann zwei Reihen untadelhafter Zähne zeigte,
noch, erhöht, wurde.