VORWORT.
’ Mit fieberhaftem Eifer und einer auf dem Gebiete geographischer
Forschung bisher ungekannten Energie wird seit zwei Jahrzehnten
an der Erforschung des schwarzen Welttheils gearbeitet. So viele
der muthigen Pioniere auch fallen mögen, sofort ist man von
allen Seiten wie um die Wette bereit, die entstandenen Lücken
wieder auszufüllen. Ein epochemachendes Ereigniss verdrängt
das andere; in rascher Folge, Schlag auf Schlag werden uns neue
Ueberraschungeü zu Theil. Und doch, wie viel bleibt noch zu
thun übrig, bis der Schleier, der diesen Continent so lange
verhüllte, gänzlich gelüftet sein wird!
Freilich ist es keine grosse Entdeckungsreise, keine der bald
zum Sport werdenden Durchquerungen des grossen Erdtheils,
worüber ich in den nachfolgenden Zeilen zu berichten gedenke;
denn zoologische Untersuchungen bildeten den Hauptzweck meiner
Reisen. Da aber auch Liberia zu den Gebieten gehört, in denen
so gut wie unbekanntes Terrain bis hart an die Küste heräntritt,
und ich bei dem oft langen Aufenthalte in festen Standquartieren
ausgezeichnete Gelegenheit, fand, Land und Leute gründlich kennen
zu lernen, so mögen die nachfolgenden Mittheilungen immerhin
einige Beachtung verdienen. Ueberdies beansprucht ja gerade
Liberia dadurch ein besonderes Interesse, dass es die einzige
Negerrepublik 'des ganzen Continentes ist, eine Republik, auf
welche einst die Augen der ganzen gebildeten Welt gerichtet
waren. Inwieweit dieselbe die hohe philanthropische Aufgabe
gelöst, die man ihr bei der Gründung zugedacht, werden die
besondern Capitel lehren, welche deren Geschichte gewidmet sind.
Lediglioh der Wunsch, einen wenn auch noch so bescheidenen
Beitrag zur genauem Erforschung Afrika’s zu liefern, hat mich
veranlasst, meine Erlebnisse sowohl als die Beobachtungen über
Land und Leute mitzutheilen. Mögen dieselben eine wohlwollende
Aufnahme finden!
DER VERFASSER.