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oder epidemisch auffcreten, wie Typhus, Cholera, verschiedene
der sogenannten Kinderkrankheiten, Pocken u. s, w. gänzlich
unbekannt, so dass hei genauerer Betrachtung der Prozentsatz der
Sterbefälle unter Weissen in Liberia, nach Abzug der durch eigene
Unvorsichtigkeit verschuldeten Todesfälle, kein so ausserordentlich
hoher genannt werden kann, wie man gewöhnlich anzunehmen
pflegt.
Ein anderer Umstand trägt ebenfalls nicht wenig dazu bei,
Liberia vor ändern Küstengebieten 'Westaffika’s günstig zu unterscheiden,
nämlich das seltene Yorkommen der Dysenterie oder
der eigentlichen Blutdiarrhoe. Man hat daselbst im. Allgemeinen
mehr unter Obstruktionen als unter Diarrhoea zu leiden, wie
wohl am besten die Massen von Abführmitteln beweisen, die dort
verkauft werden, während man stopfende Mittel kaum dem
Namen nach kennt. Diarrhoe ist jedoch, wo und in welcher
Form sie sich auch zeigt,. stets bei Zeiten zu bekämpfen, da
sie leicht einen chronischen Charakter annimmt und selbst den
Tod des Patienten herbeiführen kann oder eine Kräfteabnahme
nach sich zieht, infolge welcher der Patient eine andere, zufällig
hinzugetretene Krankheit nicht mehr zu überstehen vermag.
Auch Sonnenstich scheint in Liberia selten tödlich zu sein, doch
soll der deutsche Botaniker S chönlein , der im Januar 1856 nach
wenigen Monaten Aufenthalts am Cap Palmas starb, den Folgen
eines solchen erlegen sein.
Sehr verbreitet ist der Glaube, dass das Klima nur im Küstengebiete
ungesund sei und dass man in den höhergelegenen und
sumpffreien Gegenden weiter im Innern von den lästigen Fiebern
wenig oder nichts zu fürchten habe. Unser monatelanger Aufenthalt
in den ziemlich hochgelegenen, waldbedeckten Hügelregionen des
Innern, bis zu 70 Meilen von der Küste entfernt, hat uns jedoch
das Gegentheil bewiesen. Die obenerwähnte Behauptung mag wohl
zutreffen, insofern man dabei die Sumpffieber im Auge hat.
Freilich sind wir auch im Innern nicht gänzlich von diesen
verschont geblieben, doch ist es wahrscheinlich, dass wir das
Malariagift aus den sumpfigen Küstengebieten mitgebracht hatten—
ist es ja bekannt, dass die Sumpffieber oft lange nach erfolgter
.Rückkehr nach Europa noch sporadisch ausbrechen.
In den allermeisten Fällen hatten jedoch diese Fieber mit der
Malaria wohl nichts zu thun, sondern waren eher allzugrosser
Ermüdung durch anstrengende Märsche,dem Einflüsse der sengenden
Sonnenhitze, übermässigem Durst und unpassender Ernährung mit
den diese begleitenden Verdauungsstörungen zuzuschreiben. Man
sollte, überhaupt wohl zwischen den hier genannten, meist auf
Verdauungsstörungen (Gallenfieber, Gelbsucht)beruhenden Fiebererscheinungen
und dem eigentlichen, durch Malaria hervorgerufenen
Sumpffieber unterscheiden. Oft ist es sehr schwer, wenn nicht
geradezu unmöglich, Ursache und Wirkung auseinanderzuhalten,
d. h. zu' bestimmen, ob organische Störungen Ursache des Fiebers
sind , oder umgekehrt. In solchen zweifelhaften Fällen leistet
Chinin als Beagens durch seine specifische Wirkung gute Dienste,
denn wenn Malaria die Ursache des Fiebers gewesen ist , so
wird dieses letztere bald nach dem Einnehmen genügender Dosen
wegbleiben oder deutlicher seinen wahren Charakter herauskehren,
während rein gastrische. Fieber durch Chinin nicht gehoben werden.
Die Symptome des Sumpffiebers. selbst sind ausserordentlich
verschieden, offenbaren sie sich doch selbst als Zahnschmerz,
Gliederreissen und andere rheumatische Krankheitserscheinungen,
in denen nur der‘ durch lange Erfahrung Geübte ein verkapptes
Malariafieber erkennen wird. Eine Probe mit hinreichenden Dosen
Chinin wird;, denn auch in neun von zehn Fällen zeigen, dass
das Leiden darauf reagirt und daher einfach in die Rubrik der
Sumpffieber eingeordnet werden muss.
Eine sehr gewöhnliche Erscheinung, die auch oft bei Liberianern
beobachtet wird, ist das sogenannte inward fever (inwendiges
Fieber). Es ist dies ein anhaltender Zustand allgemeinen Unbehagens,
ein nicht zum Durchbruch kommendes Fieber, das aber
eben so sicher, nur langsam und unmerklich, unter Begleitung
von Appetitlosigkeit, nervöser Gereiztheit, Eingenommenheit des
Kopfes, unruhigem Schlaf mit schweren Träumen oder gänzlicher
Schlaflosigkeit mit Phantasiren bei offenen Augen die Kräfte
zerstört.
Wohl am häufigsten tritt aber die Malariainfektion in der
Gestalt unserer Wechselfieber auf. Auch bei dieser.Form, mit
den drei ausgesprochenen Stadien von Frost, Hitze undSchweiss,