bedeckte Gegend erreichten wir Bommo, eine auf einem Hügel
liegende, alte Stadt mit einem stark vernachlässigten, etwa 10'
hohen Staketenzaune, der ihr als Befestigung diente. Bommo
zählte etwa 40 Häuser , alle mit ungewöhnlich dicken Lehmwänden
und auf einem 3—4' hohen Fundamente von zusammengestampftem
Thone gebaut, so dass man nur auf einer Treppe in
das Innere der Häuser gelangen konnte. Mit Ausnahme des viel
höheren Fundamentes glichen diese Häuser sehr viel denjenigen
von Bojeh, während sie mit den elenden Hütten von Baputu,
deren Wände meist aus Palmblattstielen bestanden, weiter nichts
als die äussere Form gemein hatten. Ich. wurde dem Häuptling,
einem alten, sehr gebrechlichen Manne, der in seinen besseren
Jahren ein sehr gefürchteter Kriegsmann gewesen sein soll,
vorgestellt und erzählte ihm auf Englisch, das sofort durch
Duw b i übersetzt wurde, dass ich aus „big ’Merica” käme1), von
wo ein mächtiger König und Herrscher über 100,000 Soldaten
mich ausgesandt hätte, um die schwarzen Leute und ihr Land
kennen zu lernen und ihm über Alle, die mich gut behandeln
würden (who do me good), Bericht zu erstatten. Da er jedoch
fast taub und stumpfsinnig war und wenig Interesse für seinen
weissen Gast zeigte, so war die Audienz von nur kurzer Dauer.
Ich schenkte ihm eine Handvnll Tabaksblätter und empfahl mich
dann. Auch hier waren keine Lebensmittel zu bekommen, weshalb
wir unsern Aufenthalt möglichst abkürzten.
| Den Hügel hinab gieng es nun wieder in den finstern Urwald
hinein, der erst um 5 Uhr in Tenn eh, einer sehr arm aussehenden
Stadt, nach mehr als einer Stunde angestrengten Marsches
auf bedenklich schlechten Pfaden wieder verlassen wurde. Hier
war es mir möglich, zu hohem Preise eine Traglast Kässaven
einzukaufen, die ich dem Häuptling bis zu meiner Rückkunft
in Bewahrung gab. Da der Tag bereits zur Neige gieng, setzten
wir ohne langen Aufenthalt unsern Marsch fort und kamen bald
an einen breiten, tiefen Waldbach, wahrscheinlich einen der
') Für diese Leute besteht ausser dem ihrigen kein anderes Land als
Amerika, das, weil alle Weissen als von dorther kommend angesehen
werden, als sehr gross (big) vorgestellt wird.
östlichen Zuflüsse des Little Cape Mount River, worin den
Leuten das Wasser bis an die Schultern reichte. Um mit Aus-
und Ankleiden keine Zeit zu verlieren, liess ich mich durch
zwei starke Männer auf erhobenen Armen hinübertragen (siehe
das Bild am Anfänge dieses Capitels), was ohne irgend welchen
Zwischenfall von statten gieng. Kaum waren wir aber wohlbehalten
am jenseitigen Ufer angelangt, als uns ein Gewitter mit
heftigem Sturzregen überfiel, so dass ich nach Anbruch der Nacht
triefend nass auf einer abgelegenen, einsamen Kassavefarm ankam,
von wo man uns, da wir hier nicht bleiben konnten, mit Fackeln
den Weg nach der nahen Stadt Guehpenneh, unserm nächsten
Reiseziele, zeigte.
Guehpenneh ist eine kleine Ansiedlung von einigen zwanzig
meist solide gebauten Lehmhäusern. Ich nahm meine Wohnung
im Hause des Häuptlings U elleh , wo ich, soweit es der Anstand
erlaubte, mich meiner Kleider entledigte, die ich meinem Diener
B ebeh zum Trocknen übergab. Wie oft beneidete ich diese Neger,
die ungehindert durch Dick und Dünn gehen können, ohne dabei
der Gefahr ausgesetzt zu sein, sich durch nassgewordene Kleider
Erkältungen oder Fieberanfälle zuzuziehen!
Am lodernden Feuer hielt ich mein Mittagsmahl, bestehend
aus tomboy (gekochten und gestampften Kassaven mit Palmöl
und inländischem Pfeffer), einem Gericht von solcher Schärfe, dass
es Erfrorene wieder aufthauen könnte. Als Nachtisch brachte mir
U elleh später eigenhändig etwas gekochten Reis mit einem
Stück Rippe von Hippopotamus, das man meinem Jungen in
Baputu geschenkt hatte. Es schmeckte herrlich aus dem rauchgeschwärzten
Holznapfe mit dem grossen hölzernen Löffel, gewürzt
durch einen kühlen Trunk aus der danebenstehenden, halbkugeligen
Wasserschale, und königlich schlief ich nach dem opulenten
Mahle auf dem mit einer Matte bedeckten Lager von hartem
Thon-, wobei der übliche Holzklotz als Kopfkissen diente.
Auch hier, wie überall, wohin mich diese Reise führte, lief
die ganze Bevölkerung der Stadt zusammen, um den weissen
Mann zu sehen. Als ob die guten Leute am blossen Schauen
noch nicht genug gehabt hätten, betasteten mir einige neugierige
Frauen Gesicht und Hände, strichen mir über mein glattes Haar,