Kamerun hinunter genannt wird. Früher, vor der Gründung
der Republik, war das Land jedoch allgemein unter dem Namen
Pfefferküste bekannt, nach dem dort wachsenden sogenannten
Guineapfeffer (Amomwm granum paradisi Afzel.). Im Nordwesten
grenzt das Land ah die englische Colonie Sierra Leone, im
Südosten an die Elfenbein- oder Zahnküste, während gegen das
Innere hin seine Grenzen wohl auf der Karte, in Wirklichkeit
aber nichts weniger als genau bestimmt sind.
Die in nordwest-südöstlicher Richtung laufende, ziemlich gerade
Küstenlinie ist durchgehends ein nur wenige Meter über die See
erhabener, sandiger Strand, hinter dem sich eine meist sehr
niedrige, oft felsige Bodenerhebung hinzieht. Diese Küstenlinie
wird unterbrochen durch die vielen aus dem Innern kommenden
Flüsse, sowie durch mehrere in Form und Beschaffenheit einander
sehr ähnliche Vorgebirge, die .alle in festlicher oder nordwestlicher
Richtung in die See hinausragen und hinter ihrem Nordabhange
mehr oder weniger bedeutende Meerbusen bilden, welche den
einlaufenden Schiffen gute Ankerplätze bieten. Die bedeutendsten
dieser Vorgebirge haben steile Süd- und Westabhänge
mit vorgeschobenen Felsköpfen, an denen sich die schwere
Brandung tosend bricht. In jeder dieser durch die Vorgebirge
gebildeten Buchten finden sich regelmässig mehrere (meist drei)
Flussmündungen zusammengedrängt1).
Direkt hinter dem erwähnten Strandwalle "liegt ein breiter
Sumpfgürtel, der hie und da mit Grassteppen von oft bedeutender
Ausdehnung abwechselt. Diese Sumpfregion, gar nicht
oder kaum höher als die See gelegen und vor dieser nur durch
den Strandwall geschützt, ist ausser den Flussläufen kreuz und
quer durchzogen von tiefen und oft sehr breiten, stillen, schwarzen
Wasserstrassen, den sogenannten Creeks, die sich oft zu bedeutenden
Wasserflächen erweitern. Zur Zeit der Fluth stehen sie
zum grossen Theile, und während der Regenzeit anhaltend, unter
Wasser; sie sind mit dichtem Mangrovegebüsch bedeckt, das
durch die von den Aesten niederhängenden Luftwurzeln das
*) Ein Versuch, diese Eigenthümlichkeit zu erklären, findet sich im
14. Capitel.
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Aussehen eines auf Millionen von Stelzen stehenden Waldes
erhält.
Grosse Landzungen und Inseln von höhergelegenem Land sind
jedoch in dieser Sumpfregion nicht selten, und diese sind entweder
das ganze Jahr hindurch oder wenigstens während der
Trockenzeit von Eingebornen bewohnt, die dort ihren Reis
bauen, Palmöl bereiten und dem Fischfang obliegen.
Mit dem landeinwärts allmälig steigenden Boden verschwinden
Sumpf und Grassteppe und machen einem fertilen Ackergrunde
Platz, welcher der Hauptsache nach aus einem stark eisenhaltigen
Thon besteht, der ganz besonders dem Kaflfeebaum zuzusagen
pflegt. . Dieser Landstrich, gegen die Küste hin flach
auslaufend, wird landeinwärts immer hügeliger und hat selbst
Erhebungen aufzuweisen,, die mit vollem Rechte das Prädikat
eines Berges oder Bergzuges verdienen. Dieses Gebiet ist ziemlich
dicht durch Eingeborne und, wenn auch nur den Wasserstrassen
entlang, durch aus Amerika herübergekommene, schwarze Ansiedler
bewohnt T: welche Letzlere hier ihre Kaffee- und Zuckerpflanzungen
angelegt haben.
Die mehr bergige Gegend nach dem Innern hin ist verhältniss-
mässig nur schwach bevölkert und der weite Urwald nur stellenweise
etwas gelichtet, um einem ärmlich aussehenden Dorfe von
Eingebornen mit seinen umliegenden Reis- und Maniokfeldern
Platz zu machen.
Hinter diesem mehrere' Tagereisen breiten, waldbedeckten
und wohlbewässerten Hügellande beginnt eine weite, weide-
reiche: Hochebene, die sogenannte Mandingofläche. Diese
letztere ist jedoch nicht.aufzufassen als eine unabsehbare Grassteppe.,
sondern eher als eine wohlundulirte, selbst mit hohen
Hügeln durchsetzte Hochebene, aus der sich 10—20 Tagereisen
weit im Innern die langen, querdurchbrochenen Züge des sogenannten
Konggebirges J) erheben um die Hochebene und somit
die Quelländer der liberianischen Flüsse von dem ausgedehnten
Stromgebiete des Niger zu scheiden.
p: Eigentlich ein Pleonasmus, da in der Sprache der Mandingo „Kong”
gleichbedeutend ist mit Berg.