oft ziemlich hoch über das Wasser führen, nun stellenweise
unsichtbar geworden waren. Selbst die Träger, die eine erstaunliche
Geschicklichkeit besitzen, sich mit ihren beweglichen Zehen an die
schlüpfrigen Stämme festzuklammern und kaum jemals das Gleichgewicht
verlieren, vermochten unter der Last ihrer Kisten gewisse
Stellen nur mit Mühe zu passiren. Der letzte Theil der Reise war
ein stetes Bergauf- und -absteigen, unterbrochen vom Durchwaten
.von Creeks, Wasserlachen und Morästen, in welchen man oft
Geiahr lief, stecken zu bleiben. Erst am Abend hatten wir den
finstern Hochwald hinter uns, und lange nach Dunkelwerden
erreichten wir endlich die-Mission, wo ich von Mr. D a y mit der
gewohnten Liebenswürdigkeit aufgenommen wurde.
„Es freut mich sehr,” sagte mein gütiger Wirth, als wir bald
nachher zu Tische sassen, „Sie lebend wieder hier zu sehen,
denn letzten Sommer hielt ich Sie für todt. Es kam nämlich
ein Eingeborner hier vorbei und erzählte, dass Sie drinnen in
Soforeh Place gestorben seien. Ihr letzter Wunsch sei gewesen,
auf der Mission begraben zu werden, und nun sei man im
Begriffe, Ihre Leiche in einer Hängematte hieherzubringen. Ich
wollte es - so fuhr er fort - zuerst nicht glauben, doch an
demselben Tage erhielt ich die Mittheilung auch noch von einer
ändern Seite. Da es gerade Sonntag war, so erwähnte ich Ihrer
in der Predigt als eines lieben Bekannten der Mission und war
eben im Begriffe, den holländischen Consul in Monrovia zu benachrichtigen,
als glücklicherweise ein Bote Ihr Briefchen brachte,
worin Sie mir über Ihre Krankheit und den misslückten Ueber-
siedlungsversuch berichteten und zugleich die Mittheilung machten,
dass Sie sich wieder auf dem Wege der Besserung befänden. Dies
war, glauben Sie mir, der liebste Brief, den Sie mir je geschrieben
haben.”
Am nächsten Morgen sah ich mit Mr. D a y das Gepäck nach und
fand beinahe alle die von den sieben Trägern gebrachten Kisten
aufgebrochen. Einige waren jedoch, da sie für jene Leute nicht
viel Brauchbares enthielten, nur weniger Gegenstände beraubt;
die Kiste mit unseren Tauschwaaren war dagegen beinahe leergeplündert.
Als wir nach deren Träger fragten, sagte man uns,
derselbe sei schon lange vor Tagesanbruch wieder umgekehrt und
habe nicht auf die Auszahlung warten wollen. Während wir noch
dastanden und berathschlagten, was in der Sache, ohne Sa l a zu
gefährden, gethan werden könne, kam dieser zu unserm grossen
Erstaunen selbst an. Er erzählte, dass kurz nach meiner Abreise
der Häuptling mit einem grossen Gefolge von Kriegern, Trägern
und Weibern unter Trommelschlag und Hörnerklang nachSublum
aufgebrochen sei. Der als krank zurückgelassene Träger aus der
Mission sei nun auf einmal wieder gesund geworden und habe
sich mit dem zu seiner Pflege zurückgebliebenen Gefährten dem
Kriegerzuge angeschlossen. Da somit keine Aussicht mehr bestand,
die zurückgelassene Kiste zu Mr. D a y zu schaffen, so hatte Sa l a ,
indem er in Ermangelung eines Mannes eine Frau als Wegweiser
mit, sich nahm, einige Stunden nach mir Soforeh Place verlassen
und lange nach Einbruch der Nacht das Ende des Urwaldes
erreicht, wo er in einer kleinen Farmerhütte übernachtete und
früh am nächsten Morgen seinen Weg zu uns'fortsetzte.
Wir entliessen nun die Träger, ohne sie abzulöhnen, und
Mr. D a y sandte sofort Leute nach Soforeh Place, um die Arbeitskiste
zu holen und die gestohlenen Waaren zurückzufordern.
Diese Leute waren so glücklich, dem Hauptdiebe einen guten
Theil der gestohlenen Sachen abzujagen, fanden aber die Arbeitskiste
erbrochen und leergeplündert. Sämmtliche Instrumente und
Materialien zum Präpariren, dabei eine Menge feiner Werkzeuge
sowie alle unsere Medicamente und Chemikalien, worunter auch
ein bedeutendes Quantum Arsenik, Strychnin, Cyankalium und
Schwefelsäure (letztere wahrscheinlich der schönen, mit Glasstöpseln
versehenen Fläschchen wegen) waren und blieben verschwunden.
Mitten unter den Vorbereitungen für unsere Weiterreise nach
Monrovia überbrachte mir ein zerlumpter, mit einem langen
Knüppelstocke versehener Constabel eine schriftliche Vorladung,
in Gemässheit deren ich anderen Tages vor dem Magistrat
auf der hinter der Mission liegenden liberianischen Ansiedlung
Arthington zu erscheinen habe, um über einen Betrag von 33
Dollars, die. ich Zo bu D u b b a h seiner Aussage nach schuldig sein
sollte, vernommen zu werden. Der König von Bavia, der uns
schon so oft das Leben sauer gemacht und der nun von unserm