Bergkuppen, die durch einen tiefen Sattel mit einander verbunden
erscheinen. Es ist dies vermuthlich der Saddle Hi l l der
Seefahrer, doch wurde mir derselbe auf meine Frage nach dem
Namen als Gal l i lee Mountai n bezeichnet.-
Mr. Coopeb erlaubte mir nicht nur aufs Bereitwilligste, von
dem Boote sammt der Mannschaft zu unserer Weiterreise den
Junk River hinauf Gebrauch zu machen, sondern erbot sich sogar,
mich selbst nach Schieffelinsville zu begleiten. Da wir nun in
geschütztem Wasser fahren konnten, so Hess ich die ganze
Fracht aus dem belgischen Boote in das unsrige überladen,
demzufolge dieses Letztere sehr tief gieng und nur langsam
vorwärts kam. Um ein Uhr mittags fuhren wir ab und kamen,
so lange die hereindringende Fluth uns günstig war, ziemlich
rasch vorwärts. Der' Fluss hatte durchweg eine ansehnliche
Breite und erweiterte sich stellenweise zu seeartigen Becken
voller Bänke und Untiefen, die uns nach dem Eintritt der Ebbe
viel zu schaffen machten. Diese Erweiterungen des Flussbettes ,
die oft zahlreiche, mit Mangrove bedeckte Inseln enthalten,
werden hier Stretches genannt. Erst wird der Fluss durch breite
Mangrovesümpfe flankirt, in denen zur Ebbezeit ein ausgiebiger
Baumaustemfang betrieben wird, und erst weiter oben treten
die Hügel nahe, oft sogar hart an die Flussufer heran. Zahlreiche
Negerdörfchen schauen lauschig aus Palmen und Waldesgrün
auf den breiten Fluss herunter oder liegen auch wohl so verborgen,
dass nur ein sogenannter wharf oder Anlegeplatz und ein
von diesem den Abhang hinaufführender Fusspfad das Vorhandensein
menschlicher Wohnungen verräth. Das linke Ufer wird
von Leuten aus dem Bassa-Stamme bewohnt, das - rechte von
sogenannten Congonegern und einigen liberianischen Pflanzern.
Der bedeutendste unter diesen Letztem ist ein Mr. P ow e l l,
dessen Niederlassung auf dem hohen, rechten Ufer für sich allein
einem kleinen Dörfchen gleicht. Mr. P owell ist ein intelligenter,
wohlhabender Mann,' der hier wie ein Patriarch schaltet und
waltet, bedeutende Kaffee- und Zuckerpflan'zungen besitzt und
über ein beträchtliches Arbeiterpersonal verfügt. Er ist ein echter
Vollblutneger aus dem Bassa-Stamme und wurde in einem der
Negerdörfer gegenüber seiner jetzigen Niederlassung geboren,
woselbst sein Vater jetzt noch nach altem Brauche und von der
Civilisation noch beinahe gänzlich unbeeinflusst lebt. Als Kind
kam er in die Familie eines Liberianers, dessen Namen er nach
dortiger Landessitte erhielt. Dort»lernte er lesen, schreiben und
rechnen und nahm das Christenthum an. Später widmete er
sich dem Zimmermanns- und Schreinerberuf, den er auch mit
Hülfe von einigen eingebornen Gesellen jetzt noch ausübt, liess
sich nachher gegenüber seinem Geburtsorte nieder und wurde
Farmer. Durch Fleiss und Ausdauer hat er sich, was übrigens
wohl jedem- Liberianer möglich wäre, ein hübsches Vermögen
erworben, ist gegenwärtig Mitglied des liberianischen Senats und
Kapitän der liberianischen Schützen von Junk und Little Bassa.
Auf seiner Niederlassung, die ungemein hübsch und sauber
aussieht, hat er eine Kirche erbaut, die zugleich als Schullokal
dient und wo er selbst als freiwilliger Prediger und Lehrer auftritt,
insofern er nicht vorgerücktem Schülern das Lehramt überlässt. Es
macht einen eigenthümlichen Eindruck, wenn man in seinem Hause,
wo alle Bewohner anständig gekleidet sind, auf einmal eine seiner
am ändern Flussufer wohnenden Schwestern erscheinen sieht, deren
einziges Kleidungsstück ein blaues , den ganzen Oberkörper freilassendes
und kaum än die Kniee reichendes Lendentuch bildet.
Nach kurzem Aufenthalt auf Mr. P owell’s Farm, wo wir mit
in Feuer zum Klaffen gebrachten Austern und Palmwein be-
wirthet wurden, fuhren wir weiter. Die Fahrt wurde jedoch
infolge der eintretenden Ebbe stets langsamer, so dass ich mit
Hülfe von Distanzenschätzungen und Compasspeilungen den
Flusslauf bequem feststellen konnte, bis die Nacht auch diese
Beschäftigung unmöglich ■ machte. Da wir nun in der Finsterniss
die Mitte des Wassers halten mussten, wo natürlich das Gefälle
am stärksten war, kamen wir trotz angestrengten Ruderns nur
mühsam vorwärts und konnten nicht verhindern, dass wir
mehrmals auf einer Schlammbank längere Zeit festsassen. Der
Platz in Schieffelinsville, wo Stampfli für unsere Station ein
Haus gemiethet, sollte auf dem rechten Ufer gegenüber der Einmündung
des Du Queah River sein, und Stampfli hatte mir
versprochen, den Landungsplatz auch des Nachts auf irgend
eine Weise kenntlich zu machen. Uebrigens sollte dort ein grösser,