unter über und durch das Astwerk eines solchen umgestürzten
Waldcomplexes kriechen mussten. Es wurde dunkler und dunkler,
doch wir merkten es kaum. Die Nacht brach-ein. Tastend giengen
wir weiter, verirrten uns, fanden uns wieder zurecht, und aufs
Neue gieng es vorwärts, bis wir endlich so tief ins Dickicht
hineingeriethen, dass uns nichts übrig blieb, als den Platz, wo
wir gerade waren, zur Lagerstätte zu wählen.
. Der Boden war feucht und mit knorrigen Wurzeln bedeckt.
Zum Ueberflusse begann es noch zu regnen. Trockenes Brennmaterial
war in der Finsterniss nicht zu finden, und um uns
vor Regen und Kälte zu schützen, rollte sich mein boy zu einer
Kugel zusammen und ich schmiegte mich, so gut ich konnte,
um ihn hin. Mein armer Junge, dessen nackter Leib kaum mehr
von Kälte zu leiden hatte, als. ich in meinen durchnässten
Kleidern, war infolge grösser Ermüdung bald eingeschlafen. Ich
aber horchte noch lange mit gespanntem Ohr auf das unheimliche
Treiben der Nachtthiere, das laute Quaken der fliegenden Hunde
(fruchtfressenden Fledermäuse), das Zwitschern der Flughörnchen
und Nachtaffen und die Mark und Bein durchdringenden, schaurig-
melancholischen Klagetöne der Zibethkatzen, bis auch mich endlich
die Müdigkeit völlig übermannte. Ich konnte noch nicht lange
geschlafen haben, als ich durch das Gefühl eines milden, warmen
Regens wieder geweckt wurde. Wie erschrack ich aber, als ich,
zum vollen Bewusstsein gekommen, einen warmen Wasserstrahl
auf mein Gesicht niederkommen fühlte! Wir hatten uns im
Schlafe unbewusst auseinandergerollt und B e b e h , durch die sich
fühlbar machende Kälte geweckt, war zu einem gewissen Zwecke
aufgestanden und hatte in der Finsterniss mein Kopfende für
das Fussende gehalten. Trotz meines Aergers konnte ich dem
sonst gutherzigen Jungen nicht böse sein. Das Schlimmste bei
der Sache war, dass ich kein Wasser in der Nähe wusste, um
mich zu waschen. Mit meinem Schlafe war es natürlich vorbei,
und sehnsüchtig erwartete ich, immerfört an meinen hungernden
Reisegefährten denkend, den Morgen. Wie freute ich mich, als
es oben in den höchsten Baumwipfeln licht zu werden anfing und
das Trompeten der Nashornvögel und das Flöten und Schwatzen
der Graupapageien den anbrechenden Tag verkündete!
Noch halb im Dunkeln tastend, suchten wir unsere Sachen
zusammen und fanden denn auch bald den verlorenen Fusspfad
wieder. Nachdem ich mich mit Hülfe meines Taschenkompasses
vergewissert hatte, in welcher Richtung wir dem Pfade folgen
mussten, gieng es, zunächst noch mit vor Kälte steifen Gliedern
und gelähmten Füssen, wieder weiter. Nach einer kleinen Stunde
passirten wir, von dem Marsche durch den nassen Wald und
dem Waten durch angeschwollene Waldbäche triefend, die einsame
Farm, und gegen 10 Uhr langten wir endlich auf der Station
bei Freund Sa l a an. Die Thränen standen ihm in den Augen,
als er mich wiedersah, denn da B ebeh leer und ohne jede schriftliche
Nachricht von mir zurückgekehrt war, und er den Burschen, der
nur Golah sprach, nicht verstehen konnte, so hatte Sa l a aus
meinem langen Ausbleiben geschlossen, das mir ein Unglück
zugestossen sei. Obschon er noch elend aussah, war er doch
wieder auf dem Wege der Besserung. Immerhin hatte mein
Reisegefährte schwere Tage durchgemacht, da er keine Lebensmittel
[kaufen konnte. Die Jagd verschaffte ihm auch nicht viel,
denn aus Furcht vor Diebstahl dürfte er nicht wagen, sich weit
von der Jagdhütte zu entfernen, und so waren denn gekochte
Batatenblätter mit Palmöl seine ausschliessliche Kost gewesen.
Sofort wurde eine gute Portion Reis gekocht, und zwei Eichhörnchen,
die ich unterwegs geschossen, wandertön ungesäumt
in die Bratpfanne, so dass wir uns nach kurzer Zeit an einem
willkommenen, frugalen Mahle gütlich thun konnten. Gegen
Abend kam auch D u w b i mit dem gemietheten Träger an, so
dass wir nun wenigstens wieder mit Reis versehen waren, bis
Mr. Day Gelegenheit fand, uns das Uebrige nachzusenden.
Dass mir nach diesem Marsche das Fieber wieder stark zusetzte,
braucht wohl kaum gesagt zu werden. Wir waren jedoch an
Fieberanfälle bereits so sehr gewöhnt, dass wir sie jedesmal mit
grossem Gleichmuthe hinnahmen und schon sehr zufrieden waren,
wenn nachher durch gute Nahrung die verlorenen Kräfte wieder
gehoben werden konnten. Dies war nach erneuerter Yerprovianti-
rung auch jetzt wohl möglich, und bald giengen wir Beide wieder
abwechselnd auf die Jagd und dehnten unsere Excursionen, um
unsere Kenntniss von Land und Leuten zu erweitern und neue