einen schwachen Moschusgeruch ausgenommen, der auch, wie es
uns vorkam, durch das Braten nicht vollständig entfernt werden
konnte. Glücklicherweise hatte dieser unerwartete Zwischenfall,
der meine noch schwachen Kräfte etwas üher Gebühr in Anspruch
genommen, keine schädlichen Folgen für meine Gesundheit, und
die alte Jagdlust liess mir fortan keine Buhe .mehr zu Hause,
so dass ich sehr bald meine gewöhnlichen Ausflüge wieder fortsetzte.
Im Allgemeinen befriedigte uns die zoologische Ausbeute in
Bavia keineswegs. Der weite Urwald war verhältnissmässig
arm an Thieren, denen überdies des dichten, von Lianen durchzogenen
Unterholzes wegen nur mühsam beizukommen war. In
Waldsäumen, Buschwald und alten, halbverwilderten Pflanzungen
dagegen zeigte sich die Jagd ergiebiger, obschon sie. auch hier
durchaus nicht leicht war, da eine alles Strauchwerk überziehende
, von Busch zu Busch Guirlanden bildende Grasart uns bei'
der leisesten Berührung mit ihren scharfen Blatträndern die Haut
zerschnitt. Fragten wir gelegentlich einen Englisch sprechenden
Eingebornen nach dieser oder jener Thierart, so erhielten wir
stets die stereotype Antwort: „Fes, daddy, Mm live here, plenty
of them be in this country, too much!” 1). Unsere Erfahrungen
lehrten uns jedoch gewöhnlich das Gegentheil. Sehr viel Freude
machte mir unter allen erbeuteten Säugethieren eine schöne graue
Tigerkatze, die in einer in der Hecke einer Reisfarm angebrachten
Prügelfalle gefangen wurde. Von Affen trafen wir in Bavia nur
einige der gewöhnlicheren- Arten an , daneben aber auch eine
neue Art, Cercopithecus büttikoferi Jent., die übrigens auch hei
allen späteren Stationen erbeutet wurde. Die Ausbeute an Yögeln
bot manches Interessante, doch liess sie sich nicht mit derjenigen
unserer zweiten Station vergleichen, woselbst wir unsere seltensten
Arten sammelten. Auch unter Reptilien und Amphibien
bot sich manches Wünschenswerthe, besonders an Schlangen,
worunter sehr viele giftige. Yon Schmetterlingen wurden mehrere
hundert Exemplare gesammelt.
Unser Fischfang beschränkte sich fast ausschliesslich auf Angelf)
Ja, Herr, sie ist hier, es sind viele in dieser Gegend, nur zu viele!
fischerei. Die schönen, aus Europa herübergebrachten Netze konnten
wir auf dem felsigen Boden des St.Paul nicht festsetzen, und in
d e n verschiedenen Waldcreeks wagten wir nicht, sie stehen zu
lassen, aus Furcht, dass sie durch die Eingebornen weggenommen
werden möchten. Ueberhaupt wurde es von den Bewohnern von
Bavia nicht gerne gesehen, dass wir ihnen den Fischfang in den
Creeks schmälerten. Wir unterliessen es darum auch bald, mit
selbstgeflochtenen Reusen zu Aschen oder sogar nach der Weise
der Eingebornen die Creeks zum Zwecke des Fischfanges vermittelst
Schilfwänden abzusperren.
Wohl aber fingen wir zur Nachtzeit viele Exemplare, einer
sehr grossen Art Süsswassergarneele (Palaemon macrobrachion).
Zu diesem Zwecke spiessten wir in dem seichten Uferwasser des
Flusses vor Einbruch der Nacht auf verschiedenen zugänglich
gemachten Stellen Fleischabfälle auf den Boden fest, auf welche
nach eingetretener Dunkelheit die Garneelen abgiengen, um daran
ihr Mahl zu halten. Auch hatten wir eine Art Laterne construirt,
bestehend aus einem viereckigen Kästchen ohne Boden, in das
wir ein kleines Lämpchen hingen. Auf diese Weise konnte die
Laterne, dicht über der Erde getragen, ihr Licht nur nach unten
abgeben und nur einen kleinen Fleck beleuchten, während alles
Andere in Dunkel gehüllt blieb. Mit dieser Laterne in der linken
und einem Wassereimer in der rechten Hand, traten wir an
die Stellen, wo wir die Lockspeisen hingelegt hatten und fanden
dann gewöhnlich eine bedeutende Anzahl Garneelen, die von
allen Seiten an dem Fleische zerrten',: ohne es wegschleppen zu
können. Mit einigen bedächtigen Griffen fassten wir nun die
durch den plötzlichen Lichtschein überraschten Thiere, die in
ihrem ersten Schreck gar keinen Fluchtversuch machten, und
warfen sie in den Eimer, oft 12—20 Stück auf einer einzigen
Stelle. Darauf giengen'Wir an eine andere Stelle, und wenn wir
alle Beizeplätze äbgesucht hatten, konnten wir nach Beheben
wieder von vorn anfangen. Die Fütterzeit dieser Garneelen schien
sich nur auf den Yorabend zu beschränken, denn die Thiere
zeigten sich erst lange nach Eintritt der Dunkelheit und wurden
nach neun Uhr nur noch selten', nach zehn Uhr nie mehr auf
den Lockplätzen angetroffen. Den Tag über halten sie sich in Ufer