terzufahren, wesshalb wir uns dicht an das linke Ufer hielten und
ohne grosse Mühe eine Stelle erreichten, an welcher infolge
der etwas höher gelegenen Felsbänke fast kein Wasser nieder-
strömte. Hier banden wir nun das kleine Fahrzeug an die Leine
fest und Hessen dasselbe den Wasserfall hinuntergleiten, worauf
erst mein boy den glatten, abgewaschenen Felsen hinunterrutschte,
das Canoe in Empfang nahm und leerschöpfte, während ich an
der Liane erst das Gewehr und andere lästig zu transportirende
Sachen hinunterliess und dann selbst nachglitt. Wir befanden uns
nun auf einer trockenen Geröllbank, hatten zu beiden Seiten
tobendes und schäumendes Wasser und konnten unter dem Rauschen
des Falles kaum unser eigenes Wort verstehen. Der langen
Bank, auf der wir uns befanden, folgend und das Canoe im Wasser
hinter uns nachziehend, kamen wir bald in ruhigeres Wasser,
und ich konnte nun aus einiger Entfernung, den Wasserfall von
unten besehen. Obschon er einen grossartigen Eindruck machte,
namentlich durch seine Breite, so fand ich ihn doch lange nicht
so hoch und furchtbar, wie ihn die Eingebörnen uns geschildert
hatten. Er mochte durchschnittlich 3—4 M. hoch sein und war
durch verschiedene höhergelegene Felspartieen * die nun bei dem
niedrigsten Wasserstande blosslagen, in eine bedeutende Zahl,
kleinerer und grösserer Fälle vertheilt. Was ich aber bisher
gänzhch übersehen hatte, das war eine sehr breite Steile am
rechten Ufer, wo die Felsbarre gar nicht bestand und das Wasser,
wie mir aus der Ferne schien, verhältnissmässig ruhig hinunterströmte.
Da nun eine Rückkehr an der Stelle unseres Abstieges
nicht möglich war, so entschloss ich mich gleich, die Rückfahrt
später an jener offenen Stelle zu versuchen.
Rund um uns her lag nun ein weites Gebiet von grössern und
kleinem Sand- und Geröllbänken, wir durcheinanderliegenden
Felstrümmern und horizontalen Felsplätten, die oft bedeutende
Inseln bildeten. Ueberall wurden wirr von' WaSser umrauscht
und gelangten, unser leichtes Canoe bald rudernd, bald ziehend
und schiebend, bald über Bänke und Felsgräte hintragend,
weit hinunter an die mit dichtem Baumwuchs bedeckten Flussinseln
, die wir nun eine nach der ändern durchstöberten. Unsere
Mühe war jedoch ohne Erfolg. Nirgends, weder in dem feinen
Schwemmsande auf den langen Bänken, noch auf den mit beinahe
undurchdringlichem Dickicht bestandenen Inseln fand sich auch
nur eine Spur, die auf die Anwesenheit von Flusspferden schliessen
W M Die Sonne war inzwischen in das Zenith gestiegen, und
wir mussten endüch die schwierigere Hälfte unseres eigenartigen
Ausfluges,: die Rückreise, antreten, ohne auch nur einen Schuss
gethan zu haben. Auch auf dem Rückwege fanden wir in den
nun trockenen Felsen zahlreiche, theils sehr tiefe Strudellöcher,
in denen sich noch der rundgeriebene Stein befand, der nach
und nach unter dem drehenden Einflüsse des Wassers das Loch
gebildet hatte und jeweilen zur Regenzeit an der Austiefung
und Erweiterung desselben weiter zu arbeiten bestimmt war.
Einige dieser Löcher waren mit einem gröberen oder feineren
Kieselsande gefüllt, der zahlreiche, elliptisch abgeschhffene und
sehr durchsichtige Quarzkrystalle enthielt p Die ausgedehnten
schwarzgrauen Felsplatten waren unter dem Einflüsse der Sonne
so warm geworden, dass trotz meiner schweren Schuhe die
Wärme kaum zu ertragen war und mein armer boy seine dickschwieligen
Füsse so oft wie möglich in das kühle Wasser steckte
und sich, so gut es nur angieng, an die vom Flusse bespülten
Ränder hielt. Ganz abgemattet durch die schwere Arbeit und
die brennende Hitze erreichten wir endlich wieder offenes Wasser
und kamen, das Canoe den Felsrändern entlang an der Leine
hinter uns nachschleppend, an die Stelle, wo die grosse Felsbarre
eine schwach sich senkende, schiefe Ebene bildete und einem
bedeutenden Theile der grossen Wassermasse Durchlass gewährte.
Hier schifften wir uns wieder ein und ruderten mit aller Kraft
stromaufwärts der Stelle zu, um uns dann an dem überhängenden
Gebüsch, welches das steile Ufer bedeckte, hinaufzuarbeiten.
Nach vielem Rückwärtsgleiten und stets erneuten Anstrengungen
gelang es uns endlich, ganz erschöpft das Flussufer zu erreichen
und uns an den überhängenden Aesten festzuhalten, worauf wir
schliesslich, von Ast zu Ast, von Busch zu Busch uns weiter
arbeitend, das ruhigere Wasser oberhalb des Falles erreichten.
i) Dergleichen Krystalle wurden früher oft durch Eingeborne an die Küste
gebracht und dort von leichtgläubigen weissen Kaufleuten als Diamanten
mit hohen Preisen bezahlt.