Der Feldherr richtete dann mehrere Fragen an
mich Uber mein Geburtsland und Uber den Zweck meiner
Reise, worauf ich den Umständen gemäss antwortete.
Ferner erzählte e r , dass er bereits vor mehreren
Tagen die Kunde von dem Herannahen der mit Wäaren
reichlich beladenen Karavane vernommen, und dass die
25 Hoka12) seines Lagefs wirklich den Antrag gestellt
hätten, die Karavane auszuplündern; da er aber einen
ändern Auftrag habe, so wollte er nicht den Leuten, die
aus weiter Ferne mit vielen Schwierigkeiten und Mühseligkeiten
dahergezogen waren, Schaden zufügen’; aus-
serdem ist er auch seit mehreren Jahren der ,,Kissoko“-
Freund13) eines mir ähnlichen Weissen (Kindele tya
potu), und schon deshalb durfte er nicht die von einem
seinem Busenfreunde ähnlichen Weissen Angeführte Ka
ravane mit Gewalt angreifen. **)
Nachdem er seine Rede beendigt hatte, breiteten
meine Leute vor ihm die Geschenke aus, die wir für
ihn gebracht hatten; er besichtigte sie nur flüchtig und
liess sie gleich in seine Vorrathskammer tragen., da er
vermuthlich befürchtete, dass seine Leute, deren Raubgier
seine eigene noch iiberbot, sie ihm entwenden möchten.
Indem er für die Geschenke seinen Dank abstattete,
verhiess er mir auch für die Zukunft seine Freundschaft.
Hierauf liess er uns eine Anzahl von Krügen mit
Mingundi (Meth) vorsetzen, und nun machte sich gleich
die ganze Versammlung an’s Trinken. Das Getränk erhitzte
die Krieger, und bald überliessen sie sich, bei der
rauschenden Musik der Marimba, dem Tanze, ganz so,
wie hei Gelegenheit meines, dem Häuptling von Kissand-
schi abgestatteten, Besuches. Auch der Feldherr mischte
sich mit seinen, von bunten Glasperlen strotzenden,
Kehsweibern unter die tanzenden Gruppen. Bios ich
fehlte noch, und die des Pinsels eines Hogarth würdige
Scene wäre vollständig gewesem Aber ich wollte meine
Füsse, die ich auf dem langen Marsche hinlänglich
geübt hatte, schonen und wies die Einladung mit schönem
Danke ab.
Die Sonne neigte sich bereits zum Untergange;
ich fragte also den Häuptling, der sich völlig der Lustbarkeit
hingab, ob er mir noch etwas zu sagen habe?
Er forderte mich wiederholt auf, die Nacht im Lager
zu verbringen; ich dankte aber für seine Freundlichkeit
und rüstete mich zur Rückkehr in unser Lager. Er befahl
also für mich und meine Begleiter eine tüchtige
Quantität frisches Wildbret und Honig herbeizubringen
und entliess uns. Wir erreichten bald unser Lager, wo
wir von dem, über den guten Ausgang unserer Botschaft
erfreuten, Volke mit herzlichem Händeklatschen empfangen
wurden. Unsere Leute wussten es- recht gut aus eigener
Erfahrung, dass es für eine mit Waaren beladene
Karavane sehr gefährlich sei, in der Nähe eines, selbst
aus Landsleuten bestehenden, Kriegslagers Rast zu
halten; denn die des Rauhes wegen ihre Häuser verlassenden
Krieger suchen bei jeder sich darbietenden Gelegenheit
ihre Raubgier zu befriedigen, ohne sich im
mindesten an das Verbot ihres Anführers zu kehren.
Sie pflegen also die Karavane unvermuthet zu umzingeln
und auszuplündern, ohne sich darum zu kümmern,
ob sie den Freund oder den Feind beschädigen, verlassen
dann ihre Fahnen und eilen mit dem Raube ihrer
Heimat zu. Wir fassten also den Beschluss, nach Mitternacht
ohne Geräusch aufzubrechen und weiter zu