ihren Aexten um und machten dort, wo eine kleine Oeff-
nung war, die den Bienen zum Ein- und Ausgang diente,
eine Spalte.
Ich habe zwar im meinem Vaterlande mit Honig
ganz voll gefüllte Bienenkörbe gesehen, aber der Inhalt
dieser Bienenkörbe ist nichts im Vergleich mit der
Quantität Honig, welchen wir hier in der Höhle des
Baumes fanden. Der schönste Honigseim floss von den
schwarzen Händen meiner Begleiter; alle assen so viel
sie nur vermochten, und füllten noch acht grosse Kalabassen
mit den Honigtafeln, obgleich sie sehr leichtsinnig
dabei verfuhren und eine Menge verschleiderten. Die
schönste Honigscheibe legten sie auf den Baumstamm,
und liessen sie da für den wohlthätigen Vogel.
Dann kehrten wir zurück an die Stelle, wo wir die
Waarenballen gelassen hatten. Die Träger nahmen ihre
Lasten auf die Schultern, und wir eilten nun der vorangegangenen
Karavane nach. Unser Weg führte uns
durch Wald und sumpfige Wiesen; wir mochten bereits
zwei Stunden lang gegangen sein, ohne auch nur ein
einziges Wesen von der Karavane anzutreffen, das uns
erwartet hätte; so wenig kümmern sich diese Leute um
ihre Reisegefährten; wahrscheinlich ahnte es auch keiner
von denen, die vorangegangen waren, dass mehr als
dreissig ihrer Reisegefährten zurückblieben und darunter
auch der „Kindele jetu“ (unser Weisser), wie sie mich
mit so süsser , schmeichelnder Stimme nannten. Daher
ist’s kein Wunder, dass gewöhnlich mehrere Mitglieder
der Karavane unterwegs verschwinden, ohne dass jemand
wüsste, wo und auf welche Weise es geschah.3)
Als wir den Wald hinter uns hatten, kamen wir
auf eine nur eine halbe Meile breite, aber sehr lange
Ebene, die mit schütterm, kurzem Gras und mit um so
mehr „Ongote“! bedeckt war. Dieses Gewächs ist eine
Spanne hoch; die zarten biegsamen Zweige desselben
haben kleine, ovale, grellgrüne, fleischige Blätter; die
Wurzeln verzweigen sich in allen Richtungen und die
knorrigen Stämme ziehen sich ein bis zwei Zollhoch
über dem Erdboden dahiny so dass man jeden Augenblick
darüber stolpert. Dieses lästige Gewächs kömmt
besonders auf baumleeren Ebenen vor, von der Küste • 0 l / ■ ‘ ™
etwa 50 Mejlen ostwärts, und wo es vorkömmt ,* da verdrängt
es beinahe vollständig die nützlichem Grasarten.
Bald erreichten wir den Kä lmä n d a Fluss, der
auf den Bergen Kiäkka’s entspringt, und indem er von
Süden nach Nordwesten fliesst , nicht weit von hier in
den von Osten kommenden B a 1 o m b a mündet. Nachdem
wir den Fluss auf dem neu gemachten. Steg übersetzt
hatten, erreichten wir nach'Mittag zwischen 4 Und 5 Uhr
das am Saume des Waldes gelegene Kilombo.
Gegen Abend stiegen am Östlichen Himmel dichte
Wolken auf, und bald erfolgte ein starkes Blitzen und
Donnern. Deshalb wurden die Schingen und Waaren-
haufen mit Laubwerk und Gras wohl bedeckt. Ich begab
mich in meine Hütte und erwartete den Regen, der
auch bald mit solcher Gewalt und unter so heftigem
Donner zu- strömen begann, wie dies nur in der Nähe
des Aequators der Fall ist. Jeden Augenblick dachte
ich, der wüthende Sturmwind und die rauschende Flut
werden mich sammt meiner Hütte fortschleudern. Aber
bald beruhigten sich die tobenden Elemente, und nach
Verlauf einer Stunde hörte ich nur noch ein sanftes Rieseln,
welches mich bald in einen tiefen Schlaf versenkte.
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