über dieses ungewöhnliche Begehren gnd als ich vor die
Hütte trat, setzte mich der völlig veränderte Zustand der
Lastträger in Erstaunen. Statt der abgetragenen Fellbekleidung,
welche bisher ihren Leib bedekt hätte, hatten
sie ganz neue Zeuge angelegt und ihr Haupt mit
bunten Glasperlen geschmückt. So standen sie da , um
Abschied von mir zu nehmen;Sintemalen“ — so lauteten
ihre Abschiedsworte, — „du uns zu unserer Zufriedenheit
behandelt hast, nehmen wir jetzt mit Dank von dir
Abschied; unsere Heimat befindet sich auf der nahen
Bulum-Bulu Steppe, und nun wird jeder von uns auf dem
kürzesten Wege in verschiedenen Richtungen seinem
Wohnorte zueilen, um in den Kreis der seit lange verlassenen
Familie je eher zu gelangen. Deine Ballen können
wir nicht ferner trägen, aber wir haben schon Leute
aus der Umgegend gefunden,, die bald erscheinen
werden, um deine Waaren fortzuschaffen. Den Sold, den
du diesen neuen Trägern zu zahlen hast, magst du von
unserm Lohne abziehen.“
Und wirklich zogen sie von dannen. Von den mehr
als 80 Trägern blieb kaum der vierte Theil zurück;
dfese gehörten zur Familie meines Kissongo und verlies-
sen mich vorzüglich nur deshalb nicht,- weil sie wussten,
dass ich mich in Bihe im Hause des Kissongo riie-
derlassen werde, und es ihnen folglich zur Schande ge-
i eicht hätte, wenn sie unterwegs ihren Gast verlassen
hätten.
Bald darauf kamen auch Murssa und andere Reise-
Gefährten, um Abschied zu nehmen. Ich wurde darüber
wirklich gerührt, und eine tiefe Trauer erfasste meine
Seele, als ob ich sie nie wieder sehen sollte. Ich hatte
mich auf meiner wechselvollen Reise an die Gesellschaft
dieser, wenngleich rohen, doch offenherzigen Menschen
so sehr gewöhnt, — sie batten nach Umständen meine
Beschwerden treu mit mir getheilt und dieselben so viel
als möglich zu erleichtern gesucht, -»- dass es mich jetzt
bedünkte, den Mangel, den mir ihre Trennung verursachte,
werde mir nichts ersetzen können. Murssa blieb, wie
er behauptete, blos deshalb nicht auch ferner in meiner
Gesellschaft , weil der kürzere Weg in seine Heimat
sich bald von demjenigen trennte, den ich einschlagen
sollte, und weil er mit seinen Lastträgern zusammen, die
alle aus seinem Orte waren, und von welchen kein einziger
seine Last abgelegt hatte, nach Hause gehen musste,
um das Ov ä r i olo f e k a 11.) zu begehen, wozu
man daheim schon die Vorbereitungen getroffen hatte.
Doch versprach er, mich sobald als möglich zu besuchen.
Nach und nach stellten sich die neuen Träger ein *,
der Kissongo übergab ihnen die Ballen, und gegen 9
Uhr machten wir uns wieder auf den Weg. Nicht weit
vom Kilombo gelangten wir auf angebaute Felder mitten
in einem ausgerodeten Walde, wo der Mais, Maniok,
Kartoffeln und Tabak sehr üppig standen. Weiterhin
war die fortwährend hügelige Gegend mit einem hohen
Wald bedeckt, dessen uralte Eichen wieder mit Lianen,
Tillandsien und Bromelien, die wir schon lange nicht gesehen
hatten, umrankt waren. Nachdem wir mehrere Wasser-
adern übersetzt hatten, kamen wir nach mehr als zweistün-
digejn Marsch aus dem Walde heraus, und nun breitete
sich vor meinen Augen eine unerwartete Scene aus. Nicht
anders, als wie die Gewässer des Oceans, wogte , vom
Ostwind gewiegt, das Gras mit langem, weissem Barte,
welches die in weiter Ferne mit dem Horizont verschmelzende
Bulum-Bulu Ebene bedeckte, und auf der ganzen