„Weisst du es also nicht, dass mir die verfluchten
Zambuella im verflossenen Jahre alle Waaren raubten,
und dass ich auch selbst kaum mit heiler Haut da-
v ankam ?“
„Wahrlich davon habe ich nichts gehört; erzähle
es doch, Lumbo!“
Ich kann Lumbo’s Erzählung nicht von Wort zu
Wort mittheilen, denn die Schwarzen erzählen alles sehr
weitschweifig, und verbreiten sich auf alle noch so unbedeutende'
Umstände und Nebendinge. Ich werde also
den Inhalt der langen Erzählung nur gedrängt angeben.
Im Beginne der Regenzeit (anfangs October), da
die Omia und und Enteate Bäume wieder ausschlagen
und sich mit zarten röthlichen Blättern bekleiden, brachen
ich und mein Schwager Kahombo und mehrere
Nachbarn (wir waren zusammen unser zwanzig) mit
Stoffen und Pulver belastet auf und reiseten von Bihe
nach Südosten, setzten über den Kokema, umgingen die
Quelle des Koanza, und kamen nach einer Reisevon 12
Tagen im Lande der Zambuella an, wo wir unser Lager
am jenseitigen Ufer des Kuitu neben der Ortschaft
Bango-a-Kanutu aufschlugen. Nachdem wir dem Manangäna
7) die ihm gebührende Kibanda übergeben hatten,
traten wir sogleich mit ihm und seinem Volke in ein
freundschaftliches Verhältniss. Nie hatten wir’s besser,
als damals; wir handelten mit grossem Gewinn und bekamen
noch ausserdem jeden Tag Bingundi8) und Wild-
pret zum Geschenk. Der Manangäna (Häuptling) war
schon seit langem Von einem neidischen Manangäna aus
der Nachbarschaft behext; deshalb war er auf einem
Fuss ein Krüppel und hatte grosse Schmerzen. Oft sprach
er mit uns über seinUebel und versprach uns eine gute
Bezahlung, wenn ihn einer von uns heilen könnte. Eines
Abends, da wir uns in unsermKilombo beratschlagten,
erzählte uns mein Schwager Kahombo, dass wir uns auf
eine leichte; Weise eine Menge Wachs verschaffen könnten
; der Häuptling hatte nemlich gestern wieder ein
Heilmittel Von ihm gebeten für seinen kranken Fuss;
wenn er sich also für einen verständigen Kimbanda ausgeben
und ihm seine Dienste anbieten wollte , so würde
er sicher ein bedeutendes Geschenk erhalten, welches
er mit uns theilen möchte. Deshalb erbittet er sich von
uns einen Rath, was er thun solle. Wir hörten den Plan
meines Schwagers mit grösser Zufriedenheit und billigten
ihn, und wägten schon im Voraus die gehoffte Menge
Wachs, und besprachen uns, wie. wir das viele Wachs
fortschaffen werden. Nach dieser Besprechung verlebte
Kahombo die meiste Zeit im Libäta des Häuptlings und
so oft er zurückkehrte „ brachte er immer einige Bunge
(eine Wachskugel , die etwa 5 Pfund wiegt) mit. Dies
ging so etwa einen halben Monat fort.
Aber wahrscheinlich beneideten uns die Zambuella
um die erhaltenen Geschenke und behexten aufs Neue
den Häuptling ,• so dass seine freundschaftliche Gesinnung
sich plötzlich in die grösste Feindschaft gegen uns
verwandelte. ■ Eines Morgens sehr früh stürzten mehrere
von ihnen mit Pfeilen und Speeren bewaffnet in unser
Kilombo , ergriffen und banden uns und schleppten uns
zu dem Manangäna. Dieser drohte uns mit einem grossen
Messer (Mukuällo) den Hals abzuschneiden, wenn wir
nicht augenblicklich bekennen, wer von uns der eigentliche
Zauberer (Ganga) sei,, denn sein Uebel wäre anstatt
zu heilen noch schlimmer geworden. Erschrocken
Magyar’s Reisen in Südafrika. 7