geben zu dürfen. Seinem Range und. der alten Sitte gemäss
gebührte ihm folgende Kibanda : 10 Ellen dunkelblaues
Baumwollzeug; eben so Viel von; einem ändern
Stoff mit weissen Blumen auf blauem G-runde,; eben so
viel von noch einem ändern geblümten (Stoff; 30 Ellen
von einem Zeuge mit weissen und blauen Würfeln, 6
Pfund Schiesspulver,• 40 Blätter Papier zu Patronen, 10
Flaschen Branntwein.: Mein besonderes Geschenk war
wenigstens noch einmal so viel werth, als der Ochse,
den ich von ihm erhalten hatte.
Alle diese Gegenstände wurden vor dem Häuptling
auf dem Erdboden ausgebreitet , und dann von einem
seiner Beamten .einzeln untersucht und gemessen. Die
Branntweinflaschen wurden erst, nachdem mein Kisson-
go daraus einen ¡Schluck gethan, dem Häüptling überreicht
, der sie dannohne' ein Wort zu reden, vor sich
auf die Erde stellte ; nach einer Weile drückte der Fürst
seine hohe Zufriedenheit mit der Kibanda und dem Geschenke
aus, und die Versammlung.stimmte seinen Worten
mit lautem Händektatscheh bei. Dann Wurden wieder
mehrere Gefässe mit Kimbombe vertheilf f uild nun
entstand ein gewaltiger Härm, indem beim Trinken einer
dem ändern zuvorkommen wollte ;"in den Lärm mischten
sich bald auch die Töne der Marimba, auf welche tüchtig
dreingeschlagen Würde;' Nun verwandelte1 Siekdie
bisher ernste Scene in eine geräuschvolle'Belustigüng|
denn die Schwarzen y die eine natürliche Neigung für
den Tanz besitzen, sprangen auf von ihren Sitzen, sobald
sie die Töne ihrer geliebten Müsik ‘erschallen hörten,
und fingen an laut zu singen und wacker zu tanzen. Da
verliess ich sammt meinen Begleitern die lustige Versammlung,
ohne Abschied zu nöhmenr,)j und kehrte zurück
nach dem Kilorabo, wo ich am späten Nachmittag
ankam, und WO ich zu meiner grossen Zufriedenheit alles
bereitet und gerüstet zum morgigen Aufbruche fand;
m Das Land Kissandsehi erstreckt sieh auf dem Rücken
der von Nord nach Süd streichenden Gebirgskette, etwa
20 Meilen von der Küste entfernt. Die ¡Ortschaften desselben
sind zum Theil sehr weit von einander'; zerstreut.
Die Einwohnerzahl schätze ich auf 125,000, die nördlich
wohnenden Mu-Selles und die südlich hausenden Ganda-
Völker miteingerechnet. Die letztem Volksstämme haben
zwar ihre eigenen unabhängigen Häuptlinge,' doch
können sie in Beziehung auf ihre Sprache und Sitten
billigerweise zu den Kissandsehi gezählt werden; Diese
wohnen in der Mitte zwischen den Mundombe und Kim-
bundastämmen; : deshalb haben sie ein von beiden entlehntes
Gemisch der Sprache und der Gebräuche. Sie
sind sehr grausam und räuberisch; oft machen sie Einfälle
in die benachbarten Länder, welche von ihrem
eigenen Lande durch eine unbewohnte Einöde von mehreren
Tagereisen getrennt sind; ja oft haben sie auch
schon die portugiesischen Ansiedelungen an den Küsten
angegriffen und alles mit Feuer und Schwert verheert.
Die portugiesische Regierung hat mit grossen Opfern
alles aufgeböten 1?>, um diese furchtbaren Räuber zu bändigen,
oder sie wenigstens zu einem friedlichem Verhältnisse
zu bewegen ;o aber bis jetzt waren noch alle
ihre Versuche erfolglos, denn in ihrem von der Natur
wohlbefestigten, gebirgigen und felsigen Lande können
sie auch der bestgeführten Streitmacht mit gutem Erfolge
trotzen. Besonders die Männer haben einen sehr
höhen und kräftigen Wuchs; ihre Waffen sind : lange
Flinten, Assagaien und hölzerne Streitkolben.