Zweckes halber thun dürfen? Ich fasste also den Entschluss
, die erste Gelegenheit zu benutzen ,■ in’s Innere,
nach Bihe zu reisen. Dort wollte ich mich ansiedeln und
zuvörderst mit den unter den Negern vorzüglich herrschenden
Sprachen und ihren Sitten vertraut machen, um
alsdann zur Ausführung meiner weitern Pläne zu schreiten
— Auf diese Weise habe ich nun meinen alten
Wunsch in viel grösserm Maasse befriedigt, als ich selbst
hoffen durfte.
Während meines neunjährigen Aufenthaltes in
Afrika war ich beinahe fortwährend auf Reisen; theils
begleitete ich auf ihren Reisen die regelmässigen Ka-
ravanen, theils zog ich einher mit den weithin herumschweifenden
Elephantenjägern, oder mit meinen zahlreichen
Dienern. So habe ich Süd-Afrika in verschiedenen
Richtungen bereist , und mich in verschiedenen Gegenden
des Innern eine längere Zeit aufgehalten. Die
von mir bereisten und erforschten Länder erstrecken
sich zwischen dem 3. und 20. Grad S. B. und zwischen
dem 12. und 27. Grad Oe. L. (von Greenwich). Es ist
wahr y ich habe meine Reisen mit mehr materiellem als
geistigem Vortheil gemacht; denn wegen meinen geringen
Kenntnissen bin ich nicht im Stande, die wahrgenommenen
Gegenstände wissenschaftlich zu beschreiben.
Ich konnte auch von den beobachteten Natur-Objekten
keine grössere Sammlung zu Stande bringen ;1 doch von
der Last des Vorwurfes, der mich deshalb treffen könnte,
dürfte mich schon der Umstand befreienydass ich durchaus
keine Mittel hatte, eine solche Sammlung durch die
ausgedehnten Wüsteneien weiter zu schaffen.
Ich habe kein auf Siid-Afrika bezügliches Reisewerk
bei der Hand; deshalb bestrebte ich mich nur meine
eigenen Erlebnisse und Beobachtungen in schlichter und
treuer Weise zu schildern, so wie ich es vermochte. Auf
meinen Wanderungen habe ich mit besonderer Sorgfalt
getrachtet, die wahren Benennungen und die geographische
Lage der verschiedenen Länder, sowie auch die
politischen und statistischen Verhältnisse, die ethnographische
Vertheilung, die Sitten und Gebräuche der verschiedenen
Völker zu erforschen, und dies konnte ich um
so leichter thun, weil ich die Sprache der Eingebornen
verstehe. Eine grosse Sorgfalt verwendete ich ferner
auf die hydrographischen Verhältnisse; und bestrebte
mich die Quellen, den Lauf und die Mündungen der
Flüsse ihrer Lage nach zu bestimmen, und dieses, so wie
auch andere erwähnenswerthe Eigenschaften derselben
aufzuzeichnen. Von Zeit zu Zeit machte ich auch meteorologische
Beobachtungen. Endlich theile ich noch einige
Proben mit, welche als Beiträge zur Kenntniss der verschiedenen
afrikanischen Idiome dienen können. Alle
meine Mittheilungen schöpfe ich theils aus den eigenen
Erfahrungen, theils aus den Berichten der Eingebornen.
Das Werk ist in drei Theile getheilt: der e r s t e
Theil enthält nebst dem Tagebuche meiner Reise nach
Bihö die physische, politische und sozielle Beschreibung
der verschiedenen Kimbunda Länder, welche zwischen
dem 8. und 15. Grad S.B. und zwischen dem 1 1 . und 19.
Grad Oe. L. liegen; der z w e i t e Theil behandelt die
verschiedenen Mun-ganguella Länder zwischen dem 3-
und 1 1 . Grad S. B. und zwischen dem 19. und 27.
Grad Oe. L.; endlich der d r i t t e Theil behandelt
die Mombuella-Länder, welche sich zwischen den erwähnten
Längegraden bis jenseits des 20. Grades S. B.
erstrecken.