die vornehmem Mitglieder der Karavane , in festlicher
Kleidung und bewaffnetl0), auf dem freien Platze in der
Mitte des Kilombo und setzten sich im Kreise auf die
Erde nieder, indem sie meiner warteten. Dann erschien
ich ebenfalls unter ihnen und setzte mich auf einen vier-
fiissigen niedrigen Stuhl (Tyialo), den ich immer von
einem Sklaven mir uachtragen liess. Neben mir setzten
sich einerseits der Kissongo , andrerseits der Kalei.
Hierauf wendete sich einer der Aeltesten zu meinem Kissongo,
klatschte zweiMal in die Hand und wiederholte drei
Mal den Gruss: „Bokuetu“ ! (Friede mit dir). Dann hielt
er eine von starken Gestikulationen begleitete Rede, in
welcher er auseinandersetzte, wie die Reise durch das
Gebiet der räuberischen Volksstämme mit der grösst-
mögliehen Sicherheit zu bewerkstelligen sei, und hob
namentlich hervor, dass es nöthig s e i, die den verschiedenen
Häuptlingen, durch deren Gebiet unsere Reise
geht, gebührende und ihrem Range angemessene Kibanda
richtig abzustatten, damit die Häuptlinge keine
Ursache zu Beschwerden finden, und ihre Unterthanen
nicht die unentbehrlichen Lebensmittel der Karavane
verweigern möchten. Endlich erwähnte er noch, dass die
im Besitz der Karavane befindlichen Kimbango ® richtig
vertheilt, und auch die bewaffnete Vortruppe (En-
schalo) der Karavane in Dienst genommen werden müsse.
Jede Karavane engagirt zur Aufrechthaltung der
Ordnung und Sicherheit eine grössere oder kleinere
Anzahl von bewaffneten Männern, die den Vortrab bilden
und sich jeden Abend in dem Nachtquartier (Kilöm-
bo) einstellen, um die Instruktionen zu empfangen, welche
jeden Abend in der Versammlung (Kussikdma) nach gemeinschaftlicher
Berathung beschlossen werden. Diese
Instruktionen enthalten die Bestimmungen, wie der Vortrab
die Karavane anzuführen habe, ob er langsamer
oder schneller marschiren solle, wo und wie das Nachtquartier
aufzuschlagen sei, und mit welchen Zeichen die
Karavane von einer ihr etwa drohenden Gefahr benachrichtigt
werden solle, u. s. w. Diese bewaffnete Truppe
marschirt immer voraus, und niemanddarf ihr voraneilen;
wo sie stehen bleibt, da muss jedermann augenblicklich
still halten, sonst wird er gleich mit einer seinen Vermögensverhältnissen
angemessenen Geldbusse bestraft.
Jeder dieser Bewaffneten (Enschalo) erhält als Sold für
seinen Dienst von hier bis Bihö 8 Ellen Wollenzeug und
20 Patronen, und wenn ihrer mehr als zwanzig sind, so
erhalten sie noch zusammen einen Ochsen; sind ihrer
weniger als zwanzig, so bekommen sie nur ein oder
zwei Schweine.
Nachdem ich auf die beschriebene Weise in mein
Amt eingeführt war und die bewaffnete Truppe in Dienst
genommen hatte, suchte ich nun als Chef der Karavane
die Colli der verschiedenen Eigenthümer in Rechnung
zu bringen, um die gemeinschaftlich zu entrichtende Ki-
banda vertheilen und bestimmen zu können. Es ist Sitte
von jedem Zeugpack (Kupa) 3 Ellen Zeug, von jedem
Fässchen (Eimer, Ancoreta) Branntwein 2 Flaschen und
von jedem Fässchen Pulver 2 Pfund zur Kibanda von
hier bis Bihö beizusteuern. Von ändern Waaren wird
keine Kibanda gegeben. Wenn aber die so zusammengeschossene
Quantität wegen irgend eines unverhofften
Vorfalles nicht hinreight, so findet eine neue Umlage statt.
Nur mit grösser Mühe gelang es mir die Waaren
der einzelnen Eigenthümer beiläufig zu berechnen, denn
die Geizigern suchten auf jede Weise einen Theil ihrer
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