Ebene war kein einziger aufrechtstehender Baum oder
sonst ein hervorragender Gegenstand zu sehen.
Diese ausgedehnte Steppe liegt mehr als 6000
Fuss über dem Meeresspiegel und ist eine der höchsten
Hochebenen in Süd-Afrika. Auf ihr entspringen viele
grössere und kleinere Flüsse. Sie erstreckt sich von
Nordwesten nach Südosten und bildet ein beiläufig 40
Meilen langes und mehrere Meilen breites längliches
Viereck. Im Westen scheidet sie die Länder Sambos
und Bailundo, im Süden Kakingi von dem östlich und
nördlich gelegenen Bihe. Ihre Oberfläche ist gewellt,
und die Senkungen zwischen den Wellenlinien durchschlängeln
zahlreiche Wasseradern.
Meine Begleiter , die je eher nach Hause kommen
wollten, schritten rasch vorwärts auf dem, die Steppe in
weisslichen Krümmungen durchziehenden, Pfade, um so
mehr, da die im Osten• aufsteigenden Wolken und das
aus weiter Ferne hörbare dumpfe Dröhnen das Heranziehen
eines Ungewitters verkündeten. In düstere Gedanken
versunken folgte ich ihnen. Während meine Begleiter,
angespornt von der Freude des Wiedersehens,
ihre Schritte beschleunigten und mit jedem Schritte näher
und näher kamen ihren Familien, die ihrer daheim
ruhig warteten, entfernte ich mich auf meinen Wanderungen
immer mehr von meinem geliebten Vaterlande,
und unter dem fremden Himmelsstrich konnte ich nur
fremde Völker und fremde Sitten zu treffen hoffen! Aus
meinem Nachsinnen erweckte mieh das -Krachen des
Donners; mit trauriger Wehmuth sali ich, dass wir noch
eine beschwerliche Reise mitten auf der Steppe vor uns
hatten, denn die vom heulenden Ostwind getriebenen
schweren Wolken hatten bereits den ganzen Horizont
bedeckt, und bald begannen dichte, haselnussgrosse
Schlossen zu fallen, die der Wind uns in’s Gesicht trieb,
und die in einigen Minuten die ganze Steppe mit einer
weissen Decke bedeckten. Dieser lästige Hagel dauerte
zwar nicht lange, aber der darauf folgende Regenguss
war um kein Haar angenehmer. Die Temperatur fiel so
tief, dass ich unter den durchnässten Kleidern vor Kälte
zitterte und mich auch durch fortwährende Bewegung
nicht erwärmen konnte. Bald war von dem, wie Giessbäche
herabströmenden, Regen die ganze Ebene überschwemmt,
und wir müssten fortwährend im Wasser
waten; meine Schuhe waren bald zerrissen, und ich
musste baarfuss marschiren, indem ich oft Uber die knorrigen
Wurzeln der Ongote stolperte. Jetzt hätte ich
mich gerne in die Tipoia gesetzt, aber auch die Tipoia-
träger hatteö mich verlassen.
Ich hatte diese unangenehme Fussreise von ganzer
Seele sa tt, und oft fiel mir das portugiesische Sprüch-
wort ein : 0 rabo ha, o mais custozo a esfolar, d. h. es
ist am mühsamsten, vom Schwanz die Haut abzuziehen.
Wir hatten nemlich die Hoffnung, noch heute die Grenze
von Bihe zu überschreiten und waren demnach am
Ende der Reise. Der Regen strömte fortwährend herab;
endlich um 3 Uhr nach Mittäg erblickte ich auf einer
Anhöhe eine hohe Incenderagruppe. Unter dieser Baura-
gruppe liegt der einsame Ort T u m b a. Der vom Durst
geplagte Wanderer kann beim Anblick der mitten in der
glühenden Wüste grünenden Oase keine grössere.Freu-
de empfinden , als ich empfand beim Anblick der mitten
im Grasocean isolirt dastehenden Ortschaft; denn dort
durfte ich endlich hoffen, von meinen nassen und kalten
Kleidern befreit zu werden. Aber die Ortschaft, die iu