weidete , um so mehr, weil bis dahin unser Weg uns
über rauhe Gebirge und Thäler geführt hatte, wo der
Gesichtskreis sehr beschränkt war, so dass mich die
Berge, welche eine freie Aussicht verhinderten, schon
gelangweilt hatten. Der von Nordosten, ziemlich heftig
wehende Wind reinigte die Luft noch mehr; die Elasti-
cität meiner Glieder nahm fortwährend zu, und mein
Gemüth wurde von dem fröhlichen Gesang der sich singend
emporhebenden Lerchen erheitert, die mich an die
blumigen Wiesen meines entfernten Vaterlandes erinnerten
.W
ir hatten auf der ebenen Steppe schon eine tüeh-
tige Strecke zurückgelegt, als ich von weitem eine breite
Furche bemerkte, welche an einzelnen Stellen von niedrigen
Bäumen eingefasst war. Wir kamen wieder an den
Kubale, der hier seine vom nächtlichen Regen angeschwollene
und ganz trübe Gewässer in einem tiefen
Bette fortwälzte., Zu unserm grossen Glück fanden wir
die darüber geschlagene Brücke in unversehrtem Zustande
, und so setzte ohne Hinderniss und Zeitverlust
die ganze Karavane hinüber , was kaum eine Stunde
dauerte. Wir hielten uns fortwährend nach Osten und
näherten uns nach und nach dem dunkeln Waldsaume,
der die Ebene von dieser Seite begrenzt. Von weitem
sah ich verschiedene wilde Thiere: Zebra, Pakassa, Gelenge
und Paldnka (Antilope) am Rande des Waldes
ässen, aber bald schracken sie auf bei dem Geräusch
der Karavane; eine Zeit lang gafften sie uns an mit
hoch ausgestrecktem Halse, dann flüchteten sie sich
plötzlich in den Wald. 1
Dieser Wald war ganz verschieden von denjenigen,
die ich bis dahin gesehen hatte, Die beinahe wagerecht
ausgestreckten Aeste der langstämmigen, schönen und
schlanken Bäume waren1 oben in einander geschlungen,
so dass sie<ein dichtes Laubdach bildeten, unter welchem
der Erdboden mit einem grünen, sammetartigen Teppich
von zartem Grase bedeckt, aber nirgends von Gesträuchen
und niedrigem Unterholz bewachsen w a r; so dass
das Auge auf dieser grünen Decke weithin schweifen
konnte, während es oben das grüne Laubgewölbe nicht
im Stande war zu durchdringen. Hier fand man keine
Bromelien, Kakteen, Epidendrum, Dracontium, Tilland-
sien, und wie alle die Schlinggewächse heissen, welche
die warmen feuchten Gegenden karakterisiren; ihre
Stellen wurden von Pflanzen mit langen, schlanken Stengeln
und weissen, rothen, blauen und gelben Blumen
eingenommen; dahm gehörten die Protheen, Eriken,
Diosmen, Stapelien, Calendula, Indigofera, Oxalis, Iris,
u. s. w. Der angenehme Duft dieser Blumen war ein
guter Ersatz für die herrlichen, aber geruchlosen Blumen
der Bromelien. Unter den Waldbäumen machten
sich am meisten bemerkbar : der Mu s s ä m b a , mit seinem
hohen, schlanken Stamme und mit seinen schmalen,
spitzigen, hellgrünen Blättern; der Omi a mit seinen
rundlichen, dicken, dunkelgrünen Blättern; der V i n-
golo mit seinen sehmalen, länglichen, weich anzufühlenden,
rothen Blättern; der eisenharte Mäko (eine
Mimosen-Art) mit seinen schmalen, spitzigen, weisschimmernden
Blättern, und der Omone. mit seinem schlanken
Stamm, seinen oben wagerecht sich ausstreckenden
Zweigen und runden, kleinen Blättern.
Auf der aus röthlichem Thon bestehenden, an manchen
Stellen steinigen Ebene, welche sich von Meile zu
Meile sanft senkte, wechselten weit ausgedehnte Wal