FOLGEN DES TRANKES. -
Die über den Unglücksfall bestürzten Verwandten
begaben sieh nun zu dem Kimbanda, um den eigentlichen
Urheber von Schakipera’s Tode zu erforschen. Der Kimbanda
schüttelte wiederholt seinNangombo und erklärte
endlich: dass Kimbifi, seinen Nachbar wegen der reichen
Honig]ese beneidet und in seiner Rachsucht die Gestalt
«ines Löwen (Kandumba) angenommen habe, und folg-
lch er es sei, der den Schakipera zerfleischte. Dieser
Urtheilsspruch des Wahrsagers wurde nun dem Fürsten
von Kiakka vorgelegt, und dieser befahl, dass die Sache
da der Beschuldigte sein Vergehen standhaft leugnete,
durch den Bulongo-Trank entschieden Werde.
Die zwei Parteien , welche in Folge der Aufforderung
des Kimbauda hervorgetreten waren, setzten sich
einander gegenüber in der Mitte des Zwischenraumes
nieder und blieben ruhig sitzen, während der Kimbanda
mit lächerlichen Bewegungen herumhiipfte und murmelte.
Endlich reichte er einem jeden eine halbe Kalabasse
(Gändya), welche er mit der im Topfe gebrauten Flüssigkeit
angefüllt hatte; dann schwang er die Hand nach
den vier Himmelsgegenden und rief mit lauter Stimme
drei Mal nach einander : „Okäschi lu longa, ovihemba
yänge, velekukondi, sapaila! - Tambulu, otyunyu!“
(Wer da schuldig ist, bekenne seine Sünde, er hat noch
Zeit, denn mein Getränk tödtet ihn jedenfalls! Nehmet
hin und trinket!) Hierauf setzten beide die Kalabasse
an ihren Mund, und nachdem sie die Flüssigkeit
ausgeleert hatten, stellten sie sie umgekehrt neben sieh
auf den Boden. Die Versammlung beobachtete fortwährend
die grösste Stille und Ruhe.
Nach etwa 10 Minuten begann der eine ohne grosse
Anstrengung zu brechen30), der andere hingegen machte
SCHAUDERHAFTE EXEKUTION. 123
immer grössere Anstrengungen, so dass ihm die SchWeiss-
tropfen hervortraten, und suchte mit schäumendem
Munde, heftigen Krampfzuckungen und dem Ausdruck
eines grossen Schmerzes den in seinem Magen wühlenden
Gifttrank von sich zu geben. Alles umsonst! Da
trat der Kimbanda zu ihm und forderte ihn auf, sein Verbrechen
zu gestehen, was der Unglückliche, ein Opfer
des wilden Aberglaubens, endlich auch that. Dann gab
ihm der Wahrsager ein anderes Getränk, worauf er sogleich
sich heftig erbrach. So wurde er zwar von der
Vergiftung gerettet, aber was half es ihm, da seiner jetzt
als eines nun erwiesenen Zauberers ein noch schrecklicherer
Tod wartete!
Kaum hatte sich nemlich der Unglückliche von dem
heftigen Erbrechen etwas erholt, und traurige Blicke auf
die Umstehenden geworfen, da begann sogleich die bisher
ruhige Versammlung mit wüthender Stimme zu
schreien: Ganga! Ganga! (Zauberer). Dann ergriffen
sie ihn und banden ihn an den nächsten Baum. Jetzt
verwandelte sich die Scene, die bisher mehr komisch
und lächerlich war, in eine entsetzliche Tragoedie. Einer
der Wüthendsten schlug dem gefesselten Opfer im Hals
eine tiefe Wunde; dann stürzte sich die ganze Menge
darauf, wie ein Rudel Wüthender Wölfe, und was nur
ein wildes,, grausames, erbostes Volk ersinnen mag, dies
alles musste der Unglückliche erleiden. Einige zerschmetterten
mit ihren Keulen seinen Kopf, andere streuten
in die klaffenden Wunden glühende Kohlen, die sie
vom Feuer des Kimbanda nahmen, noch andere zerstückelten
seinen ganzen Leib. 8 9
Ich konnte die entsetzliche Arbeit der blutdürstigen
Kannibalen nicht weiter mitansehen; schaudernd