während im Schatten wie brennende Fackeln die glockenförmigen,
rothen Lantanen, Heliconien und Bromelien
blühten.
Ein Europäer, der es nicht gesehen, hat gar keine
Vorstellung von dem strotzenden Reichthum der in der
Tropenzone auf feuchtem Boden wuchernden Waldvegetation.
In Afrika jedoch wechseln dieScenen sehr schnell;
oft trifft man in der Nachbarschaft der üppigsten Flur
die allerkahlste Gegend, je nachdem der Boden feucht
oder trocken ist. Dies war auch hier der Fall. Auf den
Bergen, welche das mit der üppigsten Vegetation bekleidete
Thal einsehliessen, sah man nur ein niedriges,
verkümmertes Gestrüpp.
Auf den von der Sonne beschienenen Aesten spielten
die grossschnabeligen Tukanen, die von einem Zweig
auf den ändern fliegend den herrlichen Glanz ihrer prächtigen,
orangefarbigen, mit glänzendem Schwarz gesäumten
Halsfedern zeigten. Ich durfte aber nicht auf sie
schiessen, denn kraft des von den Karavanen befolgten
Gesetzes darf niemand unterwegs ohne einen gichtigen
Grund schiessen, jeder Schuss gilt als Zeichen einer
Gefahr4) ; ich musste mich also mit dem Anblick der
schönen Vögel begnügen.
. Gegen Mittag erreichten wir das Ende des dichten
Muschito Waldes und kamen auf eine Ebene, die hie und
da von vereinzelten, ungeheuren Imbondero Bäumen5)
beschattet war. Hier hielt die Karavane eine kleine Rast
(Uhima). Am Bache, welcher unter einem die Ebene im
Osten begrenzenden Berg dahinfliesst, bemerkte ich mehrere
aus Baumästen errichtete und mit trockenem Grase
gedeckte Hütten (Schinge), vor welchen Menschen standen.
Dies waren Kopalgummi-Sammler.
Die Waldungen, welche die Berge der Umgegend
bedecken, haben einen Ueberfluss an Bäumen, aus denen
das Kopalgummi (Kokoto) hervorquillt, und weil
gegenwärtig dieses Gummi ein bedeutender Handelsartikel
ist, so beschäftigen sich viele Eingeborne mit dem
Einsammeln desselben. Sie kommen aus den benachbarten
bewohnten Gegenden in grössern und kleinern Schaa-
ren hieher ausgerüstet mit einer Hacke und den nöthi-
gen Lebensmitteln. Während der Nacht ziehen sie sich
in die erwähnten Hütten zurück; am Tage aber sind
sie im Walde und sammeln das Gummi.
Der Gummibaum (Acacia nilotica) hatamStamme und
an den Zweigen mehrere grössere und kleinereWülste, aus
deren Spalten das Harz herausquillt, welches tropfenweise
auf den Boden fällt Und nach und nach zwei bis drei
Klafter (?) tief in das Erdreich dringt, wo es sieh dann
vollständig verdichtet, und in ein paar Jahren ganz gelb
wird. In diesem Zustande wird es ausgegraben, in Stücken,
die oft mehrere Pfund schwer sind. Doch ist es nicht
immer so rein, oft ist es sehr erdig und hat eine undurchsichtige
graue, ja schwarze Farbe, besonders wenn es
bald nach dem Herabtropfen ausgegraben wird und
folglich nicht genug Zeit hatte . bis zur gehörigen Tiefe
einzudringen und sich dort von den erdigen Bestandte
ile n zu reinigen. Deswegen .hat das Kopalgummi auf
dem Markte einen sehr verschiedenen Preis, je nach
seiner verschiedenen Qualität. Weil nun aber schon seit
geraumer Zeit sich eine grosse Anzahl mit dem Einsammeln
desselben beschäftigt, so ist der von selbst hinabtropfende
Saft nicht mehr hinreichend, deshalb macht
man in den Baumstämmen einzelne Einschnitte, durch
welche das Harz alsbald in reichlicher Menge hervor