lind ich fürchte, dass ich ihn nicht erlernen werde. Von
deiner Nation hatte ich noch nicht die geringste Nachricht
erhalten; deinem Aeussern nach scheinst du mir
ein Engländer , der Sprache nach aber ein Franzose zu
sein. Zu welcher Nation du aber auch gehören magst,
genug, du bist ein weisser und gebildeter Mann; deshalb
sei mir gegrüsst!“ Ich dankte ihr herzlich für diesen
Gruss und bat um die Erlaubniss, sie nach Hause begleiten
zu dürfen. — „Pah! sagte sie, Wahrlich es wäre
gar nicht schön, wenn du als Mann ineine Visite nicht
erwiedern möchtest, da ich als Frau den Muth hatte,
dich aufzusuchen. Ohnehin — fügte sie hinzu — sind
wir hier aus der gebildeten Welt verbannt, und So sin'd
wir auch nicht verpflichtet , die ungelegenen Gesetze
derselben zu beobachten.“ — Endlich stieg sie in ihre
Tipoia und ging nach Hause. Ich folgte ihr bald in meiner
eigenen Tipoia nach.
Den schlängelnden Weg hinansteigönd gelangte
ich bald zum Libdta der Donna Isabella, das ausserhalb
des Dorfes abgesondert lag. Vor dem Eingang Warteten
schon zahlreiche Menschen, die mich mit lautem Rufen:
„Kindele ye y ä !“ (Der Weisse ist gekommen) empfingen.
Dann geleiteten sie mich in den Hof. Hier waren die
Hütten auf afrikanische'Weise erbautI aber überall
herrschte grosse Reinlichkeit. Das Ameublement der
Herrin war einfach, aber nett und sauber. — Nach dem
auf europäische Weise bereiteten reichlichen Abendmahl
verabschiedete ich mich von Donna Isabella , die
mich mit folgenden, in der Abundasprache so wohlklingenden
Worten entliess : „Alaripo outänyo Schonange!“
(Die göttliche Vorsehung möge dich geleiten !) Wie
hätte ich es' damals denken sollen , dass ich sie Bach
sieben Jahren Wiedersehen, ja, dass ich ihr als einem
Schutzengel die Rettung meines Lebens zu verdanken
haben werde!? — Mein Herz opfert ewigen Dank ihrem
Andenken!
3. F e b r u a r . Bei Morgenanbruch weckten mich
die von allen Seiten des Kilombo erschallenden lauten
Rufe,: ,,Engämba! Engdmba!“ (Träger, Träger), und
unter den Rufenden konnte ich auch die Stimme meines
Kissongo erkennen. Ich trat aus meiner Schinge heraus
und erfuhr nun, dass in Folge der Mühseligkeiten der
Reise und des regnerischen Wetters viele Lastträger
erkrankt waren, so dass zum Fortschaffen der auf den
Holzunterlagen zurückgebliebenen Waarenballen diejenigen
zusammengerufen werden mussten, die keine Last
erhalten hatten, um für einen täglichen Sold die Erkrankten
zu ersetzen.. Bald fanden sich auch genug Leute ein,
die auf die übliche Weise mit einem Glas Branntwein
gedungen und zur Treue verpflichtet wurden, und dann
folgten wir alle der schon aufgebrochenenKarävane nach.
Unser Weg ging in östlicher Richtung einen sanft
gewellten Abhang hinan und führte uns durch einen hohen
Wald, aus dem wir nach einem Marsche von einer
Stunde herauskamen, indem wir die angebauten Felder
der Bewohner von Kandäla erreichten, wo die gebräuchlichen
Saaten wucherten. Jenseits dieser Ländereien gelangten
wir auf eine grosse Grasfläche, welche vön mehreren
Bächen befeuchtet wurde, die sich in den Niederungen
zwischen den welligen Anhöhen dahinschlängelten.
Auch diese Fläche wird, wie die Ebene von Dyin-
dumbu von Gebirgen eingeschlossen, die von Süd- und
Nordwesten nach; Osten ziehen und sich im Osten mit
der grossen Gebirgsmasse Djämba vereinigen. Aber