Elfenbein und die Rhinoceros-Hörner theils für europäische
Erzeugnisse, theils für Sklaven oder Rinder, je
nach den verschiedenen Bedürfnissen der betreffenden
Völker. Denn es gibt Völker, die keine europäische
Erzeugnisse benützen, weder zur Bekleidung, noch zu
ändern Bedürfnissen ; von solchen Völkern können sie
also das Elfenbein und die Rhinoceros-Hörner blos für
Sklaven oder Rinder eintauschen.21)
Die zu einer Reise nach den entfernten Binnenländern
sich rüstende Karavane bestimmt schon im Voraus
das Volk, welches sie zu besuchen beabsichtigt, und da
sie die Verhältnisse kennt, so richtet sie sich ihrem
Zwecke gemäss ein. Mit den europäischen Zeugen besucht
sie zuerst solche Völker, von denen sie in Folge
der bei denselben herrschenden unmenschlichen Gebräuche
in grösser Anzahl und billig Sklaven erhalten kann.
Solche Länder sind : das Moropu-Reich, Kalovar (Lo-
bale), Lubanda, Kaitira, Katanga und Kazembe’s Reich.
Nachdem die Karavane in diesen Ländern für die mitgebrachten
europäischen Waaren die nöthige Anzahl
Sklaven eingetauscht, begibt sie sich zu solchen Völkern
, die einen Reichthum an Elfenbein haben. Dieses
tauscht sie jetzt für die in eisernen Fesseln22) dahin geschleppten
Sklaven ein.
Der mittelst des Rindviehes betriebene Tauschhandel
ist mit viel mehr Ungelegenheiten verbunden, und
findet nur in den südlich, jenseits des Kubängo gelegenen
Ländern statt, wo das Hornvieh zahlreich und folglich
sehr billig ist. Aber das Rindvieh jener Länder ist
an warme, trockene und sandige Weiden gewöhnt, folglich
hält es eine längere Reise in den nordöstlich gelegenen
feuchten, sumpfigen und kalten Ebenen nicht aus;
auch würde es schwierig sein, mit den Rinderheerden die
dort befindlichen grossen und undurchwatbaren Moor-
sümpfe zu passiren23). Deshalb wird das in den jenseits
des Kubango gelegenen Ländern eingetauschte Rindvieh
von dort blos nach Süden zu den verschiedenen
Hirten^ und Jägervölkern getrieben; solche Völker sind:
die Mukobale, Hinga, Badombodolla, Ukoambi, Kongari,
Muimba, Mucimba, welche die vom Auslande eingeführten
männlichen Sklaven nicht annehmen, und für ihre
Waaren, nemlich für das Elfenbein und Rhinoceros-Horn,
Rinder oder junge Sklavinen begehren.
Die nach den entfernten Ländern transportirten
oder dort eingetauschten Waaren werden in der bereits
geschilderten Weise in Ballen verpackt und mittelst der
Mango genannten Stangen von Menschen getragen;
denn diese Völker kennen durchaus keine Lastthiere.
Und das ist die Ursache davon, dass der Transport mehr
als die Hälfte von dem grossen Gewinne des Tauschhandels
verschlingt.
Der segensreiche Ackerbau ist bei diesen Völkern
sehr beschränkt, denn die Männer halten die Feldarbeit
für erniedrigend und überlassen sie gänzlich den Weibern.
Am meisten werden Mais und Maniok angebaut,
ferner Bohnen, Erbsen, Kürbisse, Kartoffeln 24j, Süsswurz
(Kara), Oelgewächse (Mandubi) und gute Sorten
Tabak. Grünzeug und Obst werden gar nicht gezogen;
der Aberglaube dieser Völker widersetzt sich allen nützlichen
Neuerungen25), selbst die geringste Reform kann
nur unter besonders günstigen Umständen bei ihnen
Eingang finden.
Die kultivirten Felder werden nicht auf offenen
Grasstrecken, sondern inmitten der Waldungen angelegt.