Da wir weiter gingen, gelangten wir auf einen
vieleckigen, von Ineenderabäumen beschatteten, geräumigen
Platz, dessen hölzerne Bänke zeigten, dass es der
Jango der Hauptstadt sei. Hier forderten mich die Bo-
tep des Pürsten auf-, mich zu setzen. Bald darauf kam
ein anderer Böte und brachte mir die Nachricht, dass
seine Majestät heute sehr beschäftigt sei und mich deshalb
erst morgen in seiner Wohnung empfangen könne.
Unterdessen habe er den Auftrag erhalten, mich sammt
meinem Gefolge in seiner Wohnung aufzunehmen r wo
ich von den Mühseligkeiten der Reise ausruhen könne.
Hierauf führte er mich in ein Haus, nieht weit vom
Jango, wo er mir ein ganz neues und ziemlich reinliches
Gemach anwies.
Es versammelten sich sogleich viele Menschen in
meinem Quartiere und Hessen mir wenig Ruhe. Sie schienen
sich über meine Anwesenheit sehr zu freuen; manche
von ihnen brachten für mich und meine Begleiter Hühner,
Maismehl und Kimbombo zum Geschenk, nahmen
aber gerne die Kleinigkeiten an, womit ich ihre Geschenke
erwiderte.
Am folgenden Tage wurde ich mit meinem ganzen
Gefolge in die Wohnung des Fürsten geleitet. Wir
durchschritten den Jango und kamen dann in eine breitere
Gasse, als die, welche ich bisjetzt gesehen hatte.
Am ändern Ende dieser Gasse kamen wir wieder auf
einen mit hölzernen Bänken versehenen, kleinern Platz,
und dann an eine starke Palissadenwand. In der Mitte
dieser Wand war ein geräumiges Thor, vor welchem mehrere
gut gekleidete bewaffnete Männer theils auf der
Erde, kauerten, theils auf und ab gingen. Als ich mich
dem Eingang näherte, bemerkte ich mit Schaudern eine
Anzahl Menschenköpfe, die mit wahrhaft teuflischer
Schönheit und Symmetrie vor dem Thore aufgepflanzt
waren, und die theils schon vertrocknet und gebleicht,
theils erst vor Kurzem abgeschnitten, ein abscheuliches
und schreckliches Schauspiel darboten; und wie die vor
der Höhle des Löwen zerstreut liegenden Knochen den
Wanderer warnen, dass er forteile, so erweckte auch
dieser Anblick den Wunsch in mir, je eher diese entsetzliche
Fürstenwohnung verlassen zu können.
Durch dieses Thor gelangten wir in eine sehr enge
und gewundene Gasse, die theils von Häusern, theils
von Holzzäunen gebildet wurde. Ausser einem dumpfen
Geräusche konnten wir nichts bemerken. Hie und da
zeigten sich um die Hütten einige Menschen, die mich
scheinbar ohne Theilnahme und mit vollständiger Gleichgiltigkeit
betrachteten; Die schmale Gasse', in welcher
wir vorwärts gingen, wurde von ändern ähnlichen Strassen
oder Gassen gekreuzt, deren Ende wir wegen der
Krümmungen derselben nicht absehen konnten. Wir
waren bereits einige hundert Schritte in dem Labyrinthe
vorwärts gekommen, aus .welchem ich allein ohne Ari-
adne’s Faden wol schwerlich einen Ausgang gefunden
hätte,-.als wir an eine Thür gelangten, die sich auf ein
von meinen Begleitern gegebenes Zeichen öffnete und
auf einen viereckigen, mit hohen Ringmauern eingeschlossenem,
kleinen Hofraum führte. An einer Ecke
dieses Hofes erblickte ich ein hübsch gebautes, viereckiges
Gebäude, welches, wie man mir berichtete, die
fürstliche Kapelle ist ; in der Mitte des Hofes befand
sich unter einem dichtbelaubten Guajavenbaum ein
Armstuhl, der mit einem Löwenfell bedeckt war; gegenüber
der Thiire, durch welche wir eingetreten waren,