Tugend zu erfahren.' In Betreff der Religion sind sie
äusserst tolerant und verfolgen niemanden seiner abweichenden
Meinung halber, oder besser gesagt, sie wollen
davon nicht einmal etwas hören. Die Alten halten sie
in Ehren und befolgen, meistens ohne Einwendung, die
Rathschläge derselben; oft wählen sie die Alten zu
Schiedsrichtern Und beruhigen sich mit vollem Zutrauen
bei ihrer Entscheidung. Endlich besitzen sie Muth im
Kriege und haben ein festes und würdiges Betragen.
Auf ihre Kleidung verwenden sie eine sehr grosse
Sorgfalt. Beide Geschlechter tragen ein weites, flatterndes,
talarartiges Gewand aus verschiedenen hellfarbigen
Stoffen,, das sie mit einem um den Leib geschlungenen
baumwollenen Gürtel fest zusammenschnüren; darüber
werfen sie noch auf die Schultern, nach Art eines Shawls,
ein Stück blauen, und meistens mit weissen, rothen und
gelben Streifen versehenen Zeugeä. Die Vornehmern
umwickeln ihr Haupt mit einem farbigen Tuch, nach Art
eines Turbans, die Weiber aber gehen immer baarhäupt.
Die Wohlhabenderen und im Allgemeinen alle Krieger
tragen vorn ein unter dem Gürtel befestigtes und herabhängendes
Leoparden- oder Unzenfell, zur Erinnerung
an ihre alten Gebräuche, da sie sich blos mit den Fellen
wilder Thiere bedeckten. Ein Hemd tragen nur die Reichern.
Die Fussbekleidung (Lühako) besteht aus einer Art
Sandalen oder Bundschuhe, die sie aus den! Felle irgend
eines wilden Thieres verfertigen, jedoch nur auf der
Reise tragen; sonst gehen sie immer baarfuss. Die beliebtesten
Nationalfarben sind dunkelblau und schwarz.
■ Als Schmucksachen gebrauchen sie sehr kleine
Glas- und Porzellanperlen (Kassungo) von verschiedenen
Farben, jedoch schmücken sich damit meistens nur
die Weiber , während die Männer blos ihre Haarlocken
mit einigen grössern Perlen zu besetzen pflegen. Hingegen
die eisernen und kupfernen Armringe werden von
beiden Geschlechtern getragen.
Die üblichen Waffen sind: die Mutakal4), Dia-
bite l£>), Hunyal6), Hongal7) und länge Flinten. Mit den
Flinten wissen sie recht gut umzugehen; selten verfehlen
sie ihr Ziel*1 und wenn es näthig ist , laden sie so
schnell, dass sie in einer Minute drei Mal schiessen.
Des Pfeiles bedienen sie sich blos auf der Jag d ; das
Vergiften des Pfeiles ist ihnen unbekannt.
Die Zeit theilen sie in Tage,- Monate und Jahre
ein ; von der Eintheilung des Monats in Wochen und
des Tages in Stunden wissen sie nichts, sondern unterscheiden
einzelne Abschnitte deS Tages blos nach dem
Stand der Sonne; diese Abschnitte sind: Vomene (Morgen),'
V omene katu (Vormittag), Hatukili (Mittag),- Ki-
liongo (Nachmittag), Ongonuschi (Abend), Uteke (Nacht).
Die einzelnen Tage führen sie in folgender Weise
an : hetän (heute), heia (morgen), helaina (übermorgen),
helatualale (gestern), helainyanya (vorgestern). Die
übrigen Tage bezeichnen sie mit Zahlen-von dem gegenwärtigen
Tag an gerechnet.
Den Monat (Sayi) berechnen sie von einem Neumond
zum ändern, und zwölf solcher Monate machen
ein Jahr (Virimba) aus. Das Jahr theilen sie in die trockene
oder kalte und in die regnerische Jahreszeit ein;
der Mai ( Juni , Juli, August, September und Oktober
sind die „Virimba onbambi“, d. h. kalte Jahreszeit; der
November, December, Jänner, Februar, März und April
sind die „Virimba yombera“ , d. h. regnerische Jahreszeit.
Sonst haben sie zur Bezeichnung der einzelnen